Nach Zweifel an Bushidos Zeugenaussage: Tonband wird in Frage gestellt

Seit fast anderthalb Jahren muss sich Arafat Abou-Chaker gemeinsam mit seinen drei Brüdern vor Gericht verantworten. Der Grund: Er soll Bushido in Folge dessen Auflösung des Managementvertrags eingeschlossen, bedroht, erpresst und körperlich angegriffen haben. Nachdem die Befragungen des Rappers im Zeugenstand letztes Jahr im April beendet wurden, machte der Stern die Nachricht um ein bis dato unbekanntes Tondokument öffentlich, das die Aussagen des Rappers widerlege. Das Magazin Business Insider zweifelt das Beweisstück jetzt jedoch an. Auch Bushido selbst machte bereits in einem Statement klar, dass er bei seiner Auffassung bleiben würde.

Laut Aussage des Rappers habe Arafat Abou-Chaker ihn am 18. Januar 2018 mithilfe seiner Brüder mehr als “vier Stunden in seinem Büro eingeschlossen, beleidigt, bedroht, mit Gegenständen beworfen und ins Gesicht geschlagen, um Geldforderungen Nachdruck zu verleihen.” Die Anklage erfolge wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung. Besagte Tonaufnahme, die am Abend der Tat entstanden sein soll, habe jedoch genau das widerlegt: „Demnach hat das Treffen in Wahrheit weniger als zwei Stunden gedauert, die Audiodatei enthält keine der von Bushido zitierten Drohungen und Beleidigungen sowie keine Indizien für Tätlichkeiten gegen ihn“, heißt es in dem Artikel des Sterns. Das Tonband soll laut Business Insider kurz nach der Veröffentlichung von dem Anwalt der Abou-Chakers bei Gericht eingereicht worden sein. Trotz der scheinbar illegalen Anfertigung der Aufnahme, habe der Richter seiner Fürsorgepflicht zur Überprüfung nachkommen müssen.

Business Insider liegt das Tonband vor. Es ist eine Stunde, 58 Minuten und 33 Sekunden lang. Eine inhaltliche Analyse der Aufnahme zeigt: Nichts ist sicher, alles ist möglich“, schreibt das Magazin. Die Aufnahme werfe demnach viele Fragen auf. Nachdem ein ungefährer Ablauf des Gesprächs zwischen den Abou-Chakers und Bushido, sowie später außerdem Veysel, erklärt wird, kommen an einigen Stellen Zweifel an den Aussagen des Sterns auf. Zum einen wirke die Unterhaltung über die „Black-Friday-Tour“, welche bereits am 3. Dezember 2017 abgesagt und auf den Mai verschoben wurde, zeitlich unstimmig, so Business Insider. Die ersten Plakate sollen laut des Magazins am 14. Januar 2018 verschickt worden sein, weshalb sich das Thema zu Zeitpunkt der Aufnahme hätte erledigt haben sollen. Business Insider habe auch deshalb einen Experten beauftragt, die Richtigkeit des Datum auf dem Tonband zu beurteilen: „Dieser Sachverständige konnte an der vorliegenden Aufnahme an ausgesuchten Stellen, die besonders auffällig waren, keine Manipulation feststellen. Eine Manipulation an anderen Stellen der Aufzeichnung kann er dadurch aber nicht ausschließen.“

Weiterhin soll der Stern berichtet haben, dass keine Beleidigungen auf der Aufnahme zu hören wären. Business Insider berichtet jedoch von Aussagen wie „Verräter“, „falschester Hund“ und „du siehst aus, als ob dir jemand ins Gesicht gekackt hätte“, von Arafat Abou-Chaker gegenüber Bushido. Des Weiteren ist unklar, ob das Gespräch tatsächlich mit der Aufnahme nach knapp zwei Stunden aufgehört oder danach fortgeführt wurde, da sie ohne Abschiedsgrüße oder Geräusche, die vermuten lassen, dass Personen den Raum verlassen, enden soll. Außerdem gäbe es zwischendrin ungefähr 12 Minuten Unterbrechung, in denen der Aufzeichner etwa das Gebäude verlassen oder telefoniert haben soll. Während dieser Zeit würde das Tonband lediglich kurze Gesprächsfetzen wiedergeben. Was jedoch tatsächlich nicht zu hören wäre, sind die vorgeworfenen Schläge mit einer Plastikflasche sowie der Wurf eines Stuhls. „Allerdings bekommt der Zuhörer zwölf Minuten des Zusammentreffens auf dem Band nicht mit“, so Business Insider.

Das Magazin habe dem Stern einen Fragenkatalog geschickt und damit die Möglichkeit zur Stellungnahme geboten. Eine Sprecherin soll entgegnet haben: „Der Stern bleibt bei seiner Darstellung, dass die fragliche Audiodatei die bisherigen Aussagen Bushidos vor Gericht zum Ablauf des Treffens am 18. Januar 2018 widerlegt. Der Stern vertraut darauf, dass das Landgericht Berlin die offenen Fragen im weiteren Verlauf des Verfahrens klären wird.“

Auch Bushido äußerte sich mittlerweile zu den Vorwürfen um das Tonband: „Die angebliche Aufnahme, auf die sich der Stern bezieht, ist uns nicht bekannt und kann daher von uns auch nicht überprüft werden. Es ist jedoch sehr verwunderlich, dass fast 1 1/2 Jahre nach Prozessbeginn eine Aufnahme aufgetaucht sein soll, die die Angeklagten entlasten soll und diese Aufnahme nicht etwa von den Angeklagten in den Prozess eingeführt wurde, sondern stattdessen dem Stern zugespielt wird.“

Inwiefern die Aufnahmen im Prozess tatsächlich relevant sein werden und wie viel Gewichtung sie in diesem Falle zugesprochen bekommen, wird sich im weiteren Verlauf und nach Entscheid des Gerichts zeigen.

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