Chapter ONE-Labelchef spricht über Klickkäufe im Deutschrap

Patrick Thiede, der Labelchef von Chapter ONE, welches zu Universal Music gehört, war in der letzten Podcast-Folge von Deutschrap Plus zu Gast. Darin erzählte der ehemalige Wegbegleiter von Capital Bra, Kontra K und anderen großen Namen wie sich die Strukturen bei Universal verstehen lassen. Auch das aktuell wieder aufkochende Thema der Fake-Streams wurde im Kontext des Interviews angesprochen.

Zunächst ging es im Gespräch um den diesjährigen Einbruch von Streamingzahlen und Youtube-Klicks, in Relation zu den Jahren davor. So hätten im Jahr 2021 auf Spotify ganze 29 Deutschrap-Songs, nach nur einer Woche, 4 Millionen Streams geschafft, während es im Jahr 2022 nicht mal mehr die Hälfte, nämlich ganze 13 Songs geschafft hätten. Thiede attestiert dem Deutschrap einen Niveau-Abfall, auch was den Marktanteil angehe. Es gäbe aber nicht die eine Erklärung. Zum Einen spiele Covid-19 eine Rolle und auch die Beeinflussung von Jungendlichen durch TikTok hätte eine Auswirkung auf das Konsumverhalten, da die Songs mittlerweile auf TikTok entdeckt werden würden und eben nicht mehr auf Spotify. Natürlich seien die rückläufigen Klickzahlen auch als Konsequenz der „Fake-Streams-Bereinigung“ zu werten.

Was heißt „Fake-Stream-Bereinigung“?

Zwar wolle Thiede keine Gerüchte kommentieren, sagt aber, „da wo Geld liegt, […] wird meistens auch Schindluder getrieben„. Weiter sagt er, dass er es unglaublich unfair fände, wenn Labels und Manager Klicks und Streams gekauft hätten. Aus diesem Grund fände er es schön, dass eine Art Bekämpfung, beziehungsweise Bereinigung dieser unlauteren Methoden stattgefunden habe. Zu der Frage, wie es zu der Bereinigung kam, könne Thiede allerdings keine Auskunft geben.

Universal und Labelstruktur

Thiede stellt an einer Stelle klar: Chapter One sei kein Sub-label von Universal Music, Universal bestehe aus mehreren Labels. Das heißt Universal Deutschland besteht aus acht Labels, wovon Chaper ONE eins sei.

Chapter ONE hat und hatte Rapper und Rapperinen wie Juju, Kontra K, Fler, Sierra Kidd, LX, Maxwell, 102 Boyz unter Vertrag. Auch darüber, welche Services ein Label wie Chapter ONE anbietet sprach Thiede. So würde sich der Service von Artist zu Artist stark unterscheiden. Bei manchen Artists gäbe es nur einen Distributions-, also Vertriebs-Deal. Manchmal seien darin auch Beratungen enthalten, welche Marketing und A&R umfassen können. Auch würden sie Joint Ventures eingehen, bei welchen die Artists dann gleicherechtigte Partner seien, oder Bandübernahmeverträge, bei dem sich die Artists quasi nur noch auf die Musik konzentrieren müssten.

Leider wird dann nicht mehr weiter auf das heißdiskutierte Thema der gekauften Klicks und Streams eingegangen.

Bald schon soll die von Fler angekündigte STRG_F-Dokumetation über Klickkäufe im Deutschrap kommen. Auf den Tweet von Flizzy, dass er gehört habe, die Doku käme bald, hat zumindest STRG_F mit folgendem Tweet geantwortet:

 

Den ganzen Podcast mit Patrick Thiede gibt es hier: