Dante YN im Interview: "Vor einem Jahr war ich niemand"

Ausnahmerapper aus Wolfsburg, Hitmaschine, der, der mit allen bislang veröffentlichten Singles wie im Vorbeigehen die Streaming-Millionen geknackt hat: Mit diesen Worten loben verschiedenste Medien Dante YN. Der junge Rapper, der sich vor knapp eineinhalb Jahren mit seinem ersten offiziellen Release „Bubble Butt“ quasi über Nacht auf die Bildfläche der Deutschrap-Szene katapultiert hat, zählt mit Sicherheit zu den spannendsten Artists im Game. Grund genug, um mit dem jungen Rapper über seine Herangehensweise an die Musik und über seinen Umgang mit dem wachsendem Erfolgsdruck zu sprechen. Jana hat Dante YN und seinen Stamm-Producer Maxe bei einer gemeinsamen Session im Studio besucht.

„Ich habe selber gemerkt, das war nice, aber es ist noch nicht für die breite Masse.“

Dante YN mag wie aus dem Nichts auf die Bildfläche der Deutschrap-Szene getreten sein, feilt zum Zeitpunkt seines ersten offiziellen Releases aber schon seit einigen Jahren im berühmten stillen Kämmerlein an seiner Musik. „Ich habe mit 14 angefangen, Musik zu machen […] und ‚Bubble Butt‘ kam raus, als ich 19 war.“ Den Track hat Dante YN übrigens auch selbst produziert – kein Wunder also, dass er auch in die aktuellen Beat-Produktionen von Beginn an involviert ist. Dass es aber knapp fünf Jahre von den ersten musikalischen Gehversuchen bis zum ersten offiziellen Release gedauert hat, erklärt Dante wie folgt: „Ich fand’s persönlich einfach nicht fresh.“ Er habe zwar selbst gemerkt, dass seine Musik auch zum damaligen Zeitpunkt bereits einem gewissen Standard gerecht wurde, habe aber entschieden, „es ist noch nicht für die breite Masse.“ Dass Dante YN sehr wohl fähig ist, eine breite Masse zu erreichen, zeigen seine aktuellen Streaming- und Klickzahlen deutlich: Auf Spotify hat er zum aktuellen Zeitpunkt die magische Millionen-Marke der monatlichen Hörer*innen geknackt, sein Track „2 Uhr nachts“ wurde allein dort fast 22 Millionen Mal gestreamt.

 

„Die Persönlichkeit vom Produzenten ist das Ausschlaggebende.“

Dass Producer Maxe, der seit „2 Uhr nachts“ bis auf „Don’t Cry„, den gemeinsamen Song mit Beyazz, jeden Track von Dante YN produziert hat, zu seinem festen Kreis gehören soll, habe sich für Dante bereits „nach der ersten Session“ entschieden. Maxe habe es sofort geschafft, Dantes Ansprüchen gerecht zu werden und einen Beat zu bauen, der den Vorstellungen des jungen Rappers entsprochen habe. Wie wichtig der*die passende Produzent*in für die Entstehung guter Tracks in seinen Augen sei, macht Dante ganz konkret deutlich. „Die Persönlichkeit vom Produzenten ist das Ausschlaggebende“, auch dann, wenn es um Vibes und somit in gewisser Weise auch Produktivität im Studio gehe. „Das Endprodukt war geil, die Stimmung im Studio war geil, da dachte ich mir, ey, da kann man öfter was kicken“, lässt Dante YN die erste gemeinsame Session mit Maxe Revue passieren.

„Also ein bisschen Perfektionismus ist schon dabei, aber ich bin jetzt nicht zu selbstkritisch würde ich sagen.“

Dante YN hat im Vergleich relativ lange ohne öffentlichen Output Musik gemacht. Ob er sich deshalb als selbstkritisch beschreiben würde, möchte Jana wissen. Ich würde nicht sagen selbstkritisch, aber selbstreflektiert. Also alles, was ich aufnehme, da höre ich zehnmal drüber und wenn mir eine kleine Stelle nicht gefällt, dann will ich das auch ändern. Also ein bisschen Perfektionismus ist schon dabei, aber ich bin jetzt nicht zu selbstkritisch würde ich sagen.“ Er nehme sich in den meisten Fällen aber bis zu einem halben Jahr Zeit, bis er sich final dazu entscheide, seine Songs zu veröffentlichen, so Dante weiter. Er wolle absolut sicher gehen, sich genügend Zeit zum „Drüberhören“ zu nehmen, um schließlich sicher zu sein, dass die letztendlichen Releases „perfekt“ seien.

Aktuell stehe er für einen „leicht melancholischen Synthi-Sound“, so Dante YN auf die Frage, wie er seine eigene Soundästhetik beschreiben würde. Es sei vor allem amerikanische Musik, die in selbst inspiriere, allerdings nicht, was das Soundbild betreffe. „An sich inspiriert mich am meisten wirklich ein Vibe.“

 

„Ich habe nicht wirklich Druck.“

Bis vor knapp eineinhalb Jahren kam der Name Dante YN nicht in der Presse vor, jetzt schreiben Szenemedien Lobeshymnen auf den jungen Wolfsburger. „Es ist auf jeden Fall ein geiles Gefühl, ein komplett neues Gefühl und es freut mich einfach, dass ich mitkriege, wie es auch anderen Leuten gefällt. Und dann auch eine so gute Resonanz zu kriegen, ist einfach geil.“ Doch mit medialer Präsenz geht häufig auch eine Art öffentlicher Erwartungsdruck einher – gerade dann, wenn ein*e Künstler*in in der Presse wie in Dantes Fall als geradezu sicherer Hit-Garant bezeichnet wird. Dante selbst mache diese teilweise sehr hohe Erwartungshaltung aber „nicht wirklich“ Angst, erklärt er im Interview mit Jana. „[…] ich mache sowieso die Lieder, so wie ich sie geil finde.“ Auch dadurch, dass er aktuell einige Lieder vorproduziert habe, verspüre er keinen allzu starken Druck. Sein musikalischer Erfolg habe nur wenig Einfluss auf seinen Lifestyle, erzählt er. „Ich bin trotzdem jedes Wochenende mit den gleichen Jungs und sippen […] Double Cups.“

Versuche, seine Musik mit der anderer Artists zu vergleichen, finde Dante YN zwar ein bisschen nervig, sei sich aber bewusst, dass diese Vergleiche auch irgendwo „normal“ seien. „Jeder Mensch denkt in Schubladen“, sagt er, fügt aber dann hinzu: „[…] ich finde das zeigt einfach, wie wenig Ahnung die von Musik haben in manchen Fällen. Ich lese so die Kommentare und denke mir, nein Bro, das ist halt eigentlich nicht so.“ Er könne sich bei abwegigen Kommentaren jedoch immer zurückhalten, so Dante weiter. „Das juckt mich nicht. Ich lache ein bisschen drüber und dann vergesse ich es.“

„Am Anfang kam ich ehrlich nicht fit. […] Vor einem Jahr war ich niemand.“

In einer weiteren Sache scheint sich die Presse einig: Der Erfolg von Dante YN kam schnell, von außen gesehen fast über Nacht. Es habe schon Situationen gegeben, in denen Dante das selbst nicht habe fassen können. „[…] am Anfang kam ich ehrlich nicht fit“, gibt er zu. „Irgendwann hat man halt gecheckt, ey, krass, ich stehe jetzt schon hier, vor einem Jahr war ich niemand, dann braucht man ein bisschen, um das zu verarbeiten. Aber an sich kommt man damit klar.“ Für ihn sei es wichtig, in diesem Zusammenhang immer reflektiert zu bleiben, „dass man auch nicht abhebt, wie andere Leute.“ Angesichts der wohl noch weiter wachsenden öffentlichen Aufmerksamkeit könne er vor allem deshalb so gelassen bleiben, weil er zum aktuellen Zeitpunkt einige in petto habe – wie viele, das könne er selbst nicht so genau sagen. „Es ist jetzt nicht so, dass ich denke, ey scheiße, in zwei Monaten muss ein neues Lied kommen und ich habe nix.“

Dazu, was bei ihm in nächster Zeit anstehe, möchte Dante YN „noch nicht so viel verraten“. Während in den Kommentarspalten unter seinen Musikvideos und auf Social Media die Rufe nach einem größeren Projekt zunehmend lauter werden, scheint Dante auch hier gelassen zu bleiben. „Ich würde einfach sagen abwarten“, schließt er das Gespräch ab.

https://www.youtube.com/watch?v=gy-7PQ4ji80&t=318s

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