Laas mit großem Statement: 5-stündiges Interview wird komplett veröffentlicht

In den letzten Wochen und Monaten gab es viel Wirbel um Laas. Erst lies dieser immer wieder verlauten, dass er durch Selbstzweifel gerade nicht in der Lage ist, ein Album zu veröffentlichen, ohne dabei Angst zu haben, dass dieses nicht gut genug wird. Anschließend teilte er gegen Kritiker aus und rappte via Instagram über seine Umsätze als Writer für unter Anderem Shirin David. Zuletzt kommunizierte er ebenfalls über Instagram, dass er ein 5-stündiges Interview mit dem YouTuber Tierstar aufgezeichnet hat, er nun aber die Veröffentlichung aus Angst vor den Konsequenzen untersagt.

Während all dieser Sachen entfachte sich eine ganz eigene Thematik, die er nun (wieder auf Instagram) in einem 9-einhalb-minütigen Statement zusammenfasst:

 

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Ein von @laas geteilter Beitrag

Der Diskurs, der um ihn und seine ehrliche Kommunikation auf Instagram entstand, hat für ihn also scheinbar noch ein neues, größeres Thema aufgemacht: Der generelle Druck, der auf Künstler:innen lastet, makellos zu bleiben, weil man sonst medial zerrissen wird und mit jedem ehrlichen Statement eine Angriffsfläche bietet.

„Könnte es vielleicht sein, dass ich auch in meinem Kopf weiß, dass es ganz, ganz viele Künstler da draußen gibt, die genau mit dem selben Problem jede Woche kämpfen; die sich nicht trauen, in ein Interview zu gehen, die sich auch nicht trauen, in ihrer Musik solche Sachen ehrlich zu äußern? Die sich einfach dann entscheiden „Ok, wir rappen einfach bisschen oberflächlicheren Quatsch, weil dafür können wir halt auch nicht belangt werden, da kann uns keiner ’nen Strick draus drehen.“

Laas legt dar, wie schwierig eine offene Kommunikation für ihn war, gesteht dabei auch, selbst jahrelang zu viel Angst gehabt zu haben, um in Interviews ehrlich zu sein, geschweige denn überhaupt Interviews zu geben. Über Künstler:innen, die diese Last ebenfalls verspüren, meint er:

„Die haben Angst, verurteilt zu werden. Die haben Angst so dazustehen,
wie ich jetzt teilweise für manche Leute hier 
dastehe:
Als irrer, depressiver, kranker, verweichlichter Unmann.“

Laas erzählt, dass er kurz nach dem langen Interview schlichtweg Panik bekam, dort zu intim und zu ehrlich über seine Wahrnehmung auf Dinge berichtet zu haben. Nach ein paar Tagen erkannte er jedoch, dass die Veröffentlichung, und zwar in ungeschnittener Version, wichtig ist, um seine generelle Haltung zum Umgang mit Problemen von Künstler:innen zu kommunizieren.

„Ich hab zu Tierstar gesagt: ‚Entweder ganz oder garnicht. Lass uns das Interview nehmen,
lass uns gar keine Schnitte machen, lass uns das komplette Ding zeigen.‘ „

Er findet, dass man darüber reden und auch in seiner Musik schwere und intime Themen verarbeiten muss und sieht sich selbst in der Lage, nun in diesem Interview echt und unverfälscht über seine Erfahrungen mit allerlei Problemen zu sprechen. Das würde er nicht tun, wenn er diese nicht verarbeitet hätte.

„Ich kann diese Dinge jetzt erzählen, weil es mir mittlerweile einfach gut geht. (…)
Ich habe alle meine Probleme gelöst, Gott sei Dank!“

Das Problem, welches Laas kommuniziert, ist in einer von „Männlichkeit“ und Aggression geprägten Szene wie der des deutschen Rap’s unheimlich weit verbreitet. Laas öffnet allein mit diesen 9-minütigen Statement die Tür für Künstler:innen, um zukünftig weniger Druck zu verspüren, sich öffentlich aalglatt und lupenrein zu präsentieren.

„Alle sagen immer ‚HipHop ist so oberflächlich geworden und gerade Rap ist so oberflächlich geworden.‘ Dann gebt uns auch die Möglichkeit, dass wir uns nicht nur so oberflächlich präsentieren!
Das ist meine einzige Bitte.“

ein Beitrag von: Christian Buhl