Kollegah bewirbt jetzt Kristallmatten: nächstes absurdes Interview

Parallel zu seinem Dasein als rappender und pumpender „Überboss“ hat sich Kollegah aka Felix Blume einen neuen Geschäftszweig gesucht. Davon wurde die Welt erst letzte Woche Zeuge, als er plötzlich Interviewgast auf einem knapp 800-Abos-starken YouTube-Kanal war und alternative Medizin bewarb. Mittlerweile scheint klar zu sein: er war nicht nur Interviewgast, sondern bietet sein Gesicht nun der Firma dieses Kanals zum Werben an. „Vitori – Quelle des Lebens“ ist für Kollegah nun ein neuer Weg, leicht zu beeinflussenden Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und in Folge 2 geht es an’s Eingemachte: diesmal wird Felix im Vertrieb angelernt und darf eine 2.200€-teure Kristallmatte anpreisen.

Aber gehen wir chronologisch vor: wortgewandt wie ein Siebtklässler leitet Sebastian Krenz erneut das Interview ein, bis er nach 30 holprigen Sekunden von Kollegah unterbrochen wird und dieser sich dann weiter anmoderiert. Zur Erinnerung: Sebastian ist (offensichtlich) kein Interviewer, sondern Geschäftsführer von Vitori und bezeichnet sich auf der Website als „Erfinder“ der Kristallmatte. Anhand seines fachwortarmen Ausdrucks kann man ohne Zweifel davon ausgehen, dass er diese keineswegs alleine „erfunden“ hat. Und wenn doch, dann ist man selbst schuld, für die Liegematte einen Preis zu bezahlen, für den man sich locker auch einen gebrauchten VW Golf zulegen könnte. Damit könnte man bei körperlichen Beschwerden immerhin noch zum Arzt fahren und muss sich nicht bei jeder möglichen physischen und psychischen Krankheit auf eine Stoffmatte legen, die beispielsweise durch „Kristalle“ oder „Infrarot-Tiefenwärme“ auf unwissenschaftliche Art allheilend sein soll. Genau dafür werben Sebastian Krenz und Felix Blume, welcher den Vorteil der Matte darin sieht, die mangelnde Nähe zur Natur durch die Matte künstlich zu imitieren.

„Wir gehen mit Schuhen durch die Welt.
Wir haben überhaupt gar keinen direkten Kontakt mehr mit der Mutter Erde,
sind also von der natürlichen Frequenz, dem Herzschlag der Erde, abgekoppelt.“

Kollegah will auf „Schwingungsebene“ die Voraussetzungen für Gesundheit schaffen und nennt hier die Kristallmatte als „Lifehack“, um den Körper in Einklang mit dem „Herzschlag der Erde“ zu bringen. ‚Was soll das sein?‘ mögen sich Unwissende nun fragen: Der „Herzschlag der Erde“ ist laut Felix die Schumann-Frequenz. Diese hat angeblich eine natürliche, harmonisierende Wirkung auf den menschlichen Körper und soll neben anderen Programmen auch in der Matte simuliert werden können. So sollen elektromagnetische Strahlen, die von Geräten wie dem Handy ausgesendet werden, ausgeglichen werden. So weit, so gut. Man kann durchaus sagen, dass die Digitalisierung dafür sorgt, dass das Stresslevel für Menschen steigt. Das ist logisch und in Ansätzen nachweisbar. Wie die Matte mit ihren verschiedenen, undefinierten Programmen nun aber genau wirkt und dass es dazu wissenschaftliche Studien gibt, wird von Sebastian Krenz zwar behauptet, aber in keinem Moment nachgewiesen oder argumentiert. Auch soll die Matte zur generellen „Selbstoptimierung“ beitragen. Wie auch alles andere wird das stolz in den Raum gestellt, aber nicht nachgewiesen.

„Wenn man sich selber optimieren möchte, warum dann nicht mit der Vitori-Kristallmatte
oder mit einem guten Wasser oder mit einem anderen Hilfsmittel?“

Anstatt sich für über 2.000€ eine Stoffmatte zuzulegen, bei der die ganzen Funktionsweisen nicht nachvollziehbar sind, könnte man einfach auch mal tatsächlich raus gehen. Wenn man letztlich über die Nutzung der Matte nachdenkt, steckt darin nämlich ein genauso stressbehafteter Ansatz: Effizienz. Anstatt den Weg zur Ruhe zu suchen, werden Menschen durch den Kauf  einerseits nicht nur ärmer, sondern im Endeffekt zu effizienterer Zeitnutzung im Alltag gedrängt. Tatsächliche Ruhepausen sind nicht mehr nötig, man kann sich einfach auf die Matte legen und Programme wie die „Biophotonen-Lichtherapie“ anschmeißen. Danach gehts direkt wieder an die Arbeit. Denn wie wir im ersten Teil des Interviews bereits von Kollegah gelernt haben:

„Schlafen ist Zeitverschwendung.“

Das vollständige Interview könnt ihr hier anschauen:

ein Beitrag von: Christian Buhl