Lauterbach & Sido im Gespräch über Cannabis-Legalisierung

Kürzlich wurde dem Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Teil-Legalisierung von Cannabis zugestimmt.

Inhalt dessen war unter Anderem:

  • Volljährige dürfen bis zu 25 Gramm Cannabis kaufen/besitzen und drei Pflanzen selbst anbauen.
  • Der Anbau der Pflanzen und die Abgabe soll in „Cannabis-Vereinen“ erfolgen
    Der Anbau soll „nicht-gewerblich“ erfolgen und Gras ausschließlich an Mitglieder des Vereins abgegeben werden. Diese sollen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag zahlen
  • Der freie Verkauf in speziellen Läden soll erst einmal in Modellprojekten getestet werden
  • Unter 21-Jährige erhalten pro Monat nicht mehr als 30 Gramm mit maximalem THC-Gehalt von 10%
  • Verkehrsminister Volker Wissing plant, beim Autofahren eine der Alkoholgrenze ähnliche Cannabis-Grenze einzuführen

Das Ganze soll möglichst Anfang 2024 inkrafttreten.

Nun hat sich Lauterbach mit jemand ganz bestimmten hingesetzt, um über das Gesetz und Graskonsum generell zu sprechen: Sido. Dieser hat vor einigen Monaten das Unternehmen KEjF gegründet hat, mit welchem er Cannabis zu medizinischen Zwecken vertreiben will. Bereits davor stand Sido seit Jahren wie kaum ein Rapper für Graskonsum und kommunizierte seine Haltung oft klar. Auf dem YouTube-Channel des Unternehmens war nun also Lauterbach für ein 30-minütiges Gespräch zu Gast (siehe unten).

Hauptpunkt der Diskussion waren die Einschränkungen, die aus der Legalisierung nur eine Teil-Legalisierung machen. Sido mahnt, dass 18 bis 21-Jährige sowie vor allem Jugendliche aufgrund der Beschränkungen weiterhin auf den Schwarzmarkt zugreifen könnten. Lauterbach hingegen möchte durch das Gesetz vor zu frühem Konsum warnen und sieht darin auch ein „Gesundheitsgesetz“. So meint er:

„Wenn ihr das macht, fangt spät damit an und macht wenig.
Am besten ab 25, wenn es schon sein muss, aber auf keinen Fall in jungen Jahren.“

Sido empfindet diesen Gedanken als naiv und betrachtet die Situation realistisch:

„Gerade junge Leute wollen sich zuballern.
Und da ist je mehr, desto besser“

Lauterbach verteidigt jedoch einerseits die Idee der Cannabis-Clubs und geht nicht nur davon aus, dass Weed dort günstiger werde, sondern ist sich auch sicher, dass durch kontrollierten Anbau das Gras auch von besserer Qualität sei. Er glaubt, dass junge Leute „nicht doof“ seien und sich demnach fragen werden, warum sie bei einem solchen Angebot noch in’s Risiko gehen sollten.

Gut gemeint, aber ist das auch realistisch? Minderjährigen wird nach wie vor der Zugang zum Graskonsum komplett verwehrt. Die einzige Möglichkeit, mit unter 18 Jahren zu kiffen, ist die über illegale Wege. Darin sehen Lauterbach und Sido gleichermaßen ein Problem. Lauterbach meint:

„Worüber man sich am meisten Sorgen machen muss,
ist natürlich der Konsum bei den Jugendlichen.“

Immerhin ist der Anbau zumindest an einer Stelle nun kontrolliert und die Qualität von Gras somit einigermaßen reguliert. Auch die Entkriminalisierung von Graskonsum ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Sido drückt Lauterbach trotz einiger Meinungsverschiedenheiten letztlich auch Anerkennung aus:

„Dafür können wir schon sehr dankbar sein,
dass du die Bahn auf die Schiene gebracht hast.“

 

Den kompletten Talk seht ihr hier: