"Ein Haufen Junkies, die einfach rumliegen" t-low über Medikamentensucht

Vor nicht allzu langer Zeit erhielt t-low einen besorgten Brief der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein, welche „für den Jugendmedienschutz in Radio und Fernsehen (Rundfunk) und im Internet […]“ zuständig ist. Darin hieß es, dass er auf seinen Kanälen „Drogenkonsum und einen gesundheitsgefährdenen Lebenstil als cool und nachahmenswert“ darstelle, auch wurden Songtexte zitiert und Inhalte seiner Musikvideos aufgrund expliziter Darstellungen kritisiert. T-low witterte damals Zensur und wirkte irritiert. Schon häufig, so auch im Interview mit uns, thematisierte der LiTKiDS-Rapper seine Medikamentensucht und den Umgang mit der Suchtaffinität, die in der Familie zu liegen scheint.

Dokumentation über Xanax, Tilidin und Oxycodon

In der gestrig veröffentlichten DokumentationTilidin, Xanax, Oxycodon: Medikamentensucht bei Jugendlichen„, von MDR investigativ kommt nun auch t-low zu Wort. Zunächst wird berichtet, dass 2,3 Millionen Menschen in Deutschland von Medikamenten abhängig sind. Immer häufiger würden sogenannte Benzodiazepine und Opioide auch an Jugendliche verschrieben. Und wer sich gefährlicherweise selbst therapieren will, erhält diese auf dem Schwarzmarkt. Für eine umfangreichere Perspektive trifft sich der Reporter Milan Schnieder mit abhängigen Jugendlichen, Dealern und eben t-low, der von seiner Sucht berichtet und unweigerlich abschreckt. Entgegen mancher Songtexte, lässt er keine Zweifel daran, dass es für ihn nichts schlimmeres gibt, als Opfer einer Suchterkrankung zu sein. Mit 16 Jahren habe er eine Panikstörung entwickelt und traute sich nicht mehr unter Menschen. Die scheinbar einfache Lösung: Benzodiazepine. Wenn man diesen Ausweg gehe, quasi die Symptome bekämpfe, nicht aber die Ursache der Panikstörung, sei es laut t-lowsafe, dass du süchtig wirst„. Warum er Medikamente so sehr in seinen Texten behandeln würde, beantwortet der Itzehoer damit, dass es das „main Thema“ seines Lebens sei. Bei einem Suchtkranken ginge es jeden Tag nur darum, weswegen auch das Umfeld anfange zu leiden. Auch wenn er momentan nur während Liveshows auf Benzos zurückgreifen würde, sagt er, dass eine Suchterkrankung „für immer“ bleibe. Einen Rückfall schließt der 21-Jährige nicht aus. T-low schätzt sich weiter auf der einen Seite als Vorbild für seine meist minderjährigen Fans ein, da er zwischen den Zeilen und wie oben erwähnt, auch explizit thematisiert, dass eine Medikamentensucht ein ewig wiederkehrender Teufelskreis ist. Auch zeigt er einen Ausschnitt eines nicht veröffentlichten Tracks, in welchem die Schattenseiten des Konsums thematisiert werden. Auf der anderen Seite wird von ihm natürlich auch die Seite des Konsums medienwirksam vermarktet, welche den Genuss, die manchmal angenehme Taubheit und das Loslassen kontextualisieren, also die Romantisierung der Sucht. Zwei ambivalente Seiten einer Medaille, von der man schlicht lieber die Finger lässt. Am Ende des Interviews spricht t-low die Zuschauenden direkt an und plädiert darauf, dass es „auf jeden Fall der bessere Weg“ ist, sich von Medikamenten fernzuhalten. „Stay away„, sagt er, den Blick direkt in die Kamera gerichtet.

Reaktionen

In den Kommentaren unter der Dokumentation finden sich Reaktionen, welche explizit die Haltung t-lows und seine Aussagen loben. So erreiche man eine große Anzahl an jungen Menschen. Weiter wird positiv bewertet, dass er seine Reichweite für die Abschreckung und Aufklärung über gefährliche Substanzen nutzen würde.

Die Dokumentation gibt es hier:

Falls du von Sucht oder einer psychischen Krisensituation betroffen bist oder dies in deinem Umkreis der Fall sein sollte, zögere nicht, dir oder anderen Hilfe zu holen:

Hotline der Drogen- und Suchtberatung der BZgA: 01806 313031

Telefonseelsorge: +(49) 0800 111 0 111 oder (+49) 0800 111 0 222

Website mit Telefonnumern, regionaler psychologischer Krisendienste: https://seelenchaos.de/selbsthilfe-und-psyche/notfallnummern-psyche/