Gunboi vs PVLACE: gestohlene Melodien, Freundschaft & Statements

PVLACE, der deutsche Producer aus dem kleinen Städtchen Heilbronn machte 2018 das Unmögliche möglich. In einer Dokumentation von Arte Tracks erzählt der Producer mit dem bürgerlichen Namen Dennis Berger, wie er durch einen Hacker an die Mail-Adresse von Southstar, dem Boss des legendären US-Producer-Kollektivs 808 Mafia kam. Er schickte ihm ein Paket von 100 Loops, woraufhin Southside ihn in die USA holt. Damals betont der Labelboss auf Instagram, „this shit sounds crazy, we got a spot for you at 808 Mafia”.

Gemeinsam mit dem Producer Gunboi produzieren die beiden Beats, die das Duo schnell international bekannt machen. Die beiden ergänzen sich gut und wie Gunboi in einem Interview erzählt, spielte er das Piano, während PVLACE am Sound schraubt, bis die charakteristischen Melodien entstehen, die man von ihnen kennt. So produzieren sie unter anderem die Sounds für Tracks von Wiz Khalifa, Future und den Migos. Gunboi und PVLACE werden zu guten Freunden, man sieht sie in Videos zu zweit und die Chemie scheint zu stimmen. Doch in den letzten Wochen hat sich der Ton geändert. Gunboi wirft PVLACE vor, Kollaborationen monetarisiert zu haben, ohne seinen mittlerweile ehemaligen Freund in den Credits erwähnt zu haben. So sagt er in selbem Interview, PVLACEstarted putting out loop-kids and midi-kids that had compositions, that I wrote, but [I] was not credited on them.

Beweisvideos von Gunboi

Auch lädt Gunboi im Verlauf der letzten Wochen Beweisvideos auf TikTok und Instagram hoch, zeigt Chatverläufe und spricht von anderen Produzenten, welche von PVLACE bestohlen wurden.

Es beginnen sich andere Produzenten zu melden, so lädt DJ Ave Mcree, ein Produzent aus den USA, ein Video auf seinem Kanal hoch und behauptet: „[…] this dude has stolen sounds from my electrica x presets and other kinds of things…“.

Das Statement

Nach langem Warten auf eine Reaktion von PVLACE, veröffentlicht der als „Michelangelo of melodies“ bezeichnete Heilbronner auf seinem Youtube-Kanal ein Statement, in welchem er über eine knappe halbe Stunde von seiner Version der Story berichtet. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die laut PVLACE durch unkluge Investments in NFTs und einem geplatzten Deal mit SONY erst Risse bekam und dann auseinanderbrach. Dabei erzählt PVLACE davon, was er über die Jahre alles für Gunboi getan und nie einen Cent von ihm genommen hätte. Weiter erläutert er mit welchem System er die gemeinsam produzierten Loops abgespeichert hat. Da Producer abgeschreckt wären, wenn zu viele Namen in den Ordnern und Dateien gelistet seien, liefen die Loops auf seinen Namen. Laut PVLACE wusste Gunboi das, und drehte dies in seinen Anschuldigungen zum Strick für PVLACE. Weiter erklärt er, dass viele Loops von kommerziell kleineren Künstlern und Künstlerinnen genutzt wurden, ohne dass er rechtliche Schritte eingeleitet hätte, um darauf zu warten, dass diese Loops in bekannteren Tracks auftauchen. So spielt PVLACE in seinem Video den Track “Wie oft kann man sterben“ von Marvin Game und Robo, um dann zu zeigen, dass auch Burna Boy in „Nana le vrai“ das gleiche Sample benutzt hat. Schließlich spielt er „Lefty“ von Jay Critch & Rich The Kid, welcher im September veröffentlicht wurde und die gleiche Melodie beinhaltet, um zu zeigen wie die Loops in immer erfolgreicheren Tracks auftauchen. Dennoch bleibt über das ganze, sachlich vorgetragene Statement die Frage offen, wieso PVLACE Gunboi nicht als Koproduzenten gelistet hat.

Auch geht er nur sehr kurz auf das Statement von Shalizi, einem Manager von 808 Mafia ein, in dem sie sich von PVLACE distanzieren, da er nie einen Vertrag mit ihnen unterschrieben hätte. Berger, alias PVALACE zeigt in seinem Video daraufhin einen Teil eines Vertrages vom 1. Juni 2018, in welchem verzeichnet ist, dass PVLACE einen Teil seiner Gewinne aus veröffentlichten Loops an Joshua Luellen aka Southside, den Boss von 808 Mafia, zahlen muss. Dazu sagt PVLACE, dass dieser Vertrag bis zum heutigen Tag laufe.

Diese vertrackte Geschichte oder besser die verschiedenen Versionen einer Geschichte, bleiben schwer zu greifen. Auf das Statement von PVLACE antwortete Gunboi bereits: