"Schämt euch": Meinungen der Rapszene zur Silvesternacht

Nach der Silvesternacht, in welcher es vor allem in der Landeshauptstadt Berlin zu zahlreichen Übergriffen auf Einsatz- und Rettungskräfte, sowie zu Plünderungen von Einsatzfahrzeugen kam, werden unterschiedliche Meinungen bezüglich der Verantwortlichen laut.

Schon vor der Bekanntgabe der offiziellen Zahlen war die Rede von „gescheiterter Integration“ und einem „Migrationsproblem„. Dann stellte sich heraus, dass von den 145 Festgenommenen, die größte Einzelgruppe bezüglich der Nationalität, deutsche Staatsbürger waren. Erst danach folgen Menschen Afghanischer Herkunft und and dritter Stelle Syrer. Diese Zahlen spiegeln laut der Berliner Integrationsbeauftragten grundsätzlich die Bevölkerungszusammensetzung Berlins wieder.

Auch aus der Rapszene kommen unterschiedliche Meinungen bezüglich des Diskurses über die Verantwortlichen der Gewaltexzesse.

So setzte Fard nach der Silvesternacht auf seinem Instagramprofil ein Statement ab, in welchem er sich beschämt zeigt. Er schreibt:

Thema Silvester…Die ganzen Videos & Ausschnitte im Fernsehen & Social Media sind komplett peinlich! Menschen beschiessen andere Menschen mit Feuerwerkskörpern & finden das lustig. Juuuuuuunge – Rettungskräfte – werden mit Feuerwekskörpern  beschossen & das wird mit Handy gefilmt & bejubelt…..Jetzt mal von einem Typen der als Kind in Deutschland samt seiner Familie neu angefangen hat….Ich schäme mich sooooo sehr diese Videos zu sehen & bekomme Fremdscham & ich denke vielen ‚Känääckz‘ geht es genauso….da gibt es nichts Schön zu reden…ihr blamiert uns ‚Känäckz‘ mit euren ‚Tiktok Gehirnen‘ […] Bravo spielt der AFD & Co ruhig weiter in die Karten – mit solchen Schlagzeilen gehen die nämlich auf Menschen/Stimmenfang – aber euch das zu erklären – würde eure ‚Tiktok Gehirne‘ überfordern…[…]„.

 

Quelle: Instagram/Beitrag/fard (abgerufen am 05.01.2023)

Doch auch Celo und Abdi haben ihre Meinung zum Thema. Auf Twitter beklagen sie den Vergleich zwischen Berlin der Silvesternacht und Bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Auch schreiben sie: „alle jahre wieder instrumentalisieren rechtsradikale die silvesternacht für ihre primitive ideologie und wollen durch das fehlverhalten von einigen migranten, die ganze gesellschaft anprangern. […]

Wichtig bei der Diskussion der Ausschreitungen an Silvester ist aber vor allem, den Fokus auf die soziale Herkunft der Täter zu legen und nicht durch voreilige Pauschalisierungen eine populistische Debatte über „das Problem der Migration“ anzufeuern. Denn Fakt ist, die Ausschreitungen sind vor allem dort passiert, wo Jugendliche von Benachteiligungen betroffen sind. Frust, Aggression und Perspektivlosigkeit führen dann schnell dazu, sich die fehlende Handlungsmacht in einer Nacht wie die des Neujahreswechsels auf explosive Weise zu greifen. Aus individueller Onmacht wird in solchen Kontexten kollektive Macht. Auch spiele laut des Politikwissenschaftlers Hans Vorländer die Gruppendynamik eine große Rolle. Wie das auch im Umfeld von Corona-Demonstrationen und in der gewaltbereiten Fußball-Szene zu beobachten ist, veranlasst die Anonymität der Masse und das gegenseitige Befeuern schnell zu gewalttätigen Handlungen. So ist nun vor allem eine Auseinandersetzung mit den Gründen solcher Gewaltexzesse von Wichtigkeit. Soziale Herkunft, Bildung und viele weitere Faktoren spielen dabei maßgebend eine Rolle und das Reduzieren auf die „Herkunft“ kann dabei nur zu kurz greifen.