Jung, talentiert, und tot – Waffengewalt und ihr Einfluss auf die US-Rapszene

Der tragische Tod von Takeoff erschüttert die ganze Rapwelt. Auch in Deutschland trifft die Nachricht auf Trauer, Ohnmacht und Unverständnis. Ein weiterer Rapper, der mit nicht mal 30 Jahren sein Leben lassen musste, ist ein weiteres Zeugnis der grassierenden Waffengewalt in den USA.

Allein seit 2018 sind zahlreiche US-Rapper erschossen worden, darunter XXXTENTACION, Pop Smoke, Nipsey Hussle, Snootie Wild, King VonYoung Dolph, PnB Rock und Pat Stay. Dazu kommen angeschossene Rapper, die glücklicherweise überlebt haben, wie Slim 400, Lil TJay.

So wurde Young Dolph, zweifacher Vater und mit bürgerlichem Namen Adolph Robert Thornton Jr., 2021, während er auf dem Weg war, in seiner alten Nachbarschaft Truthähne zu verteilen, vor einem Keksgeschäft (Makeda’s Homemade „Butter Cookies“) von 22 Schüssen niedergestreckt. Kurze Zeit später wurden Cornelius Smith und Justin Johnson als Tatverdächtige verhaftet.

PnB Rock, der mit der Single „Selfish“ im Jahr 2016 einen steilen Karrierepfad antrat, wurde dieses Jahr, während er mit seiner Freundin im Roscoes’s House of Chicken ‘N Waffles war, ausgeraubt und daraufhin erschossen. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass der Täter durch einen Instagram-Post auf den Aufenthaltsort von Rakim Hasheem Allen, wie PnB Rock mit bürgerlichem Namen heißt, aufmerksam wurde. Am 18. Oktober wurde laut LAPD der Hauptverdächtige Freddie Lee Trone wegen des Verdachts auf Mord in Untersuchungshaft genommen.

Nipsey Hussle wurde 2019 vor seinem im Jahr 2017 eröffneten Klammoten-Store „Marathon clothing“ mit mindestens 10 Schüssen getötet und anschließend von seinem Mörder gegen den Kopf getreten. Der Täter, Eric Ronald Holder Jr., der mit Hussle aufgewachsen war und zu dieser Zeit sogar derselben Gang angehörte- der Rollin 60s Crips- wurde diesen Sommer schuldig gesprochen. Sein Verteidiger Aaron Jansen argumentierte, dass Holder Jr. in der Hitze eines Streits auf Hussle schoss, nachdem er ihn öffentlich eine „Snitch“ genannt hätte. Diese Version wurde vom Gericht aber nicht bestätigt, und die Tat als „premeditated“, also vorsätzlich und geplant verurteilt.

Auch XXXTENTACION, mit bürgerlichem Namen Jahseh Onfroy wurde 2018 mit gerade einmal 20 Jahren in seinem Auto erschossen, nachdem er in Pompano Beach, Florida ein Motorrad-Geschäft verlassen wollte. Seine Mörder versperrten ihm zunächst den Weg mit einem schwarzen SUV, dann stiegen sie aus und griffen in das Auto von XXX. Nach wenigen Sekunden fallen Schüsse, die den talentierten Musiker leblos zurücklassen. Die Täter, Dedrick Williams, Michael Boatwright, Trayvon Newsome und Robert Allen, flüchteten mit einer Louis Vuitton Tasche und Bargeld in Höhe von 50.000 Dollar. Bis heute hat noch keiner der Involvierten eine Haftstrafe dafür angetreten und außer Allen, haben alle der Angeklagten auf „nicht schuldig“ plädiert.

Mit dem Tod von Takeoff führt sich die Serie der gewaltsamen Tode junger, talentierter Rapper fort. Stand heute waren zwei Waffen im Shooting von Takeoff involviert und der Polizeichef in Houston, Troy Finner versicherte heute, dass sie alles tun würden, um den Mord an dem „friedvollen“ Rapper aufzuklären und hofft dabei auf die Unterstützung der Szene. Das Risiko, auf offener Straße oder beim Mittagessen erschossen zu werden, scheint in den USA längst Berufsrisiko geworden zu sein. Wie 6lack, nach dem Mord von Takeoff auf Instagram mitteilte, „it hurts“.