Ausreise nach Dubai?: Russlands Rapper im Konflikt mit der Staatsmacht

Rap muss von staatlicher Seite kontrolliert werden. Zumindest forderte das Wladimir Putin, der Präsident der Russischen Föderation, bei einer Kulturratsversammlung in Sankt Petersburg im Dezember 2018. Da es aus seiner Sicht unmöglich sei, Rapmusik zu verbieten, solle die Regierung doch wenigstens eine größere Rolle spielen, wenn es um die Kontrolle von Genre und Artists gehe, berichtete bbc.com zum damaligen Zeitpunkt. Kurz zuvor war der russische Rapper Husky festgenommen worden: Der Rapper, der laut musikexpress.de vorrangig „regierungskritische Themen behandelt“, war von der Polizei festgenommen worden, „nachdem er auf einem Auto performt[…]“ hatte. Die Behörden hätten seine Performance wegen „Extremismus“ abgebrochen, schreibt bbc.de. Zwölf Tage Gefängnis waren in diesem Zusammenhang die Konsequenz für Husky. Putin gab bei besagter Kulturratsversammlung an, besonders wegen des Drogenkonsums, der im Rap immer wieder zum Thema gemacht werde, um die Jugend des Landes besorgt zu sein. Rap und andere Formen moderner Kunst gründeten auf „drei Säulen, Sex, Drogen und Protest“. „I am most worried about drugs“, zitiert bbc.de Putin. „This is the way towards the degradation of a nation.“ 

Als Anfang diesen Jahres bei landesweiten Demonstrationen tausende Menschen auf die Straßen gegangen waren, um gegen die Politik Wladimir Putins und für die Freilassung von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zu protestieren, sollen laut musikexpress.de allein an einem Tag über 7000 Demonstrant*innen verhaftet worden sein. Darunter auch der russische Rapper Oxxxymiron, den deutschlandfunkkultur.de als den „ungeschlagenen König des russischen Battle-Rap“ bezeichnet. Er soll zuvor an einer Demonstration in Sankt Petersburg teilgenommen haben.

Jetzt soll ein bekannter russischer Rapper das Land verlassen haben – wegen eines Konflikts mit der Regierung. Morgenshtern, so der Künstlername des Rappers, wird in der Frankfurter Rundschau als „Russlands erster Exilrapper“ bezeichnet. Morgenshtern sei „laut dem Wirtschaftsportal Forbes mit einem Jahreseinkommen von 7,5 Millionen Dollar Russlands bestverdienender Unterhaltungskünstler„, schreibt Stefan Scholl dort. Er gelte als „Stimme der russischen Generation Z“. Dem Rapper, der in seinen Texten mit den Moralvorstellungen der Obrigkeit zu brechen scheint, würden in Russland nun Strafverfahren drohen. Er sei nach Dubai ausgereist, heißt es in der Frankfurter Rundschau weiter. „[…] Morgenshtern provoziert mit seinen Auftritten und Liedern so sehr, dass nun die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt“, schreibt sueddeutsche.de. Es sei nicht das erste Mal, dass Morgenshtern in einen Konflikt mit der russischen Staatsmacht gerate, heißt es in der Frankfurter Rundschau: Wegen „Rauschgiftpropaganda“ soll er im Juni zu einem Bußgeld in Höhe von umgerechnet 1.100 Euro verurteilt worden sein. Im Oktober habe er sich außerdem in einem Interview zu den Massenfeierlichkeiten zum Tag des Sieges über Hitlerdeutschland geäußert – und deutliches „Unterveständnis“ gezeigt. „Wir haben wohl sonst nichts, um stolz darauf zu sein“, zitiert ihn Stefan Scholl in der Frankfurter Rundschau. „[Wir] feiern ein Jahrhundert lang etwas, das längst Vergangenheit ist.“ Gegen Morgenshtern sei im weiteren Verlauf Anzeige erstattet worden, „Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin […] persönlich“ habe die Untersuchung eingeleitet. „Morgenshtern vertreibe Drogen“, habe Bastrykin öffentlich erklärt. Daraufhin sollen Morgenshtern und seine Frau über Minsk, die Hauptstadt von Belarus, nach Dubai ausgereist sein. Sein Konzert in Moskau, das zwei Tage später angesetzt war, sei abgesagt worden. Frank Nienhuysen schreibt bei sueddeutsche.de: „Die russischen Behörden befürchten, dass in der Rapper-Szene eine neue Protestbewegung entsteht.“

Nun werde darüber diskutiert, „ob die Staatsmacht Morgenshtern wegen seines drogengesättigten Nihilismus loswerden“ wolle, heißt es in der Frankfurter Rundschau. Es werde auch darüber spekuliert, ob die russische Regierung versuche, den Star durch Druck „zur Kooperation zu zwingen“. Regierungsbeamte sollen dem Rapper nachgereist sein und ihm die Bedingungen seiner möglichen Rückkehr erklärt haben, heißt es in der Frankfurter Rundschau weiter. Kremlsprecher Dmitri Peskow habe diese Aussagen „kategorisch“ dementiert. Wie themoscowtimes.de berichtet, soll Sergei Zhorin, der Anwalt Morgenshterns, die angebliche Ausreise seines Klienten weder dementiert noch bestätigt haben.

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