"Warum zitterst du?": Zusammenhang zwischen Deutschrap und Memes

„Zitter nicht, warum zitterst du? Ich hab gesagt stell dir vor“: Mit diesen Worten wandte sich Kool Savas am Sonntag via Twitter an seine Community. Beziehen wolle er sich mit dieser Aussage auf ein Video, das derzeit auf der Plattform TikTok viral geht. Besagtes Video stammt von einem Mann namens Eran Aziz Azadi und wurde am 4. November diesen Jahres veröffentlicht. Mehrere Personen scheinen ihn nachzuahmen und ihre eigenen Interpretationen des Memes zu veröffentlichen. So wurde auch Rap-Kollegin Katja Krasavice auf den Trend aufmerksam: „Stell dir vor, ich mach in deiner Release-Woche ein Single-Bundle. Zitter nicht. Ich hab gesagt stell dir vor“, so die Rapperin auf ihrem TikTok-Channel.

@katjakrasaviceZITTER NICHT 😁 ich hab gesagt stell dir vor 😝♬ Originalton – KatjaKrasavice

Insgesamt wurde die Originalversion über drei Millionen Mal aufgerufen und verzeichnet derzeit knapp 190 Tausend Likes (Stand 16. November 2021). Doch was hat es mit diesem kurzen Clip auf sich? Im originalen Video äußert sich Eran Aziz Azadi: „Stell dir vor, ich heirate deine Schwester. Zitter nicht. Warum zitterst du? Ich hab gesagt, stell dir vor“. Unterstrichen wird diese Aussage mit der passenden Mimik. Doch warum feiern Personen diese Art von Memes so sehr? Kurz zur Erklärung: Memes können lustige Fotos und Videos sein, die im Internet kursieren. „Sie veräppeln oder imitieren bekannte Personen und Situationen, die zuvor in den Medien Aufsehen erregt haben. Besonders beliebt sind Fotos, die durch witzige Kommentare einen anderen Sinn erhalten. Erfolgreiche Memes entwickeln sich zu ‚viralen‘ Phänomenen – das heißt, Internetnutzer teilen sie massenweise. Das Wort ‚Meme‘ stammt von ‚mimema‘, griechisch für ‚imitieren‘ und spricht sich ‚Miem'“, so die Stiftung Warentest.

@erenazizazadi#fy #fypシ #viral♬ Originalton – ErenAzizAzadi

Auch das Online-Magazin Beige veröffentlichte einen Beitrag über die Beliebtheit von Memes. Dazu befragten die Journalist*innen die Meme-Forscherin Anne Leiser. „Memes transportieren Ideen und Bräuche, sie formen Gedanken und Sprachen, sie sind in allen Trends und Modeerscheinungen vorhanden. Auch ganz banale Dinge wie Rezepte sind Memes“. Jeder Content, der durch gesellschaftliche Aushandlung als Kultur geprägt werden kann, kann also ein Meme sein. „Die sogenannten ‚Internet-Memes‘ gibt es noch nicht ganz so lange. Das, was allgemein unter dem Begriff verstanden wird, wurde vor ca. zehn Jahren fleißig auf Imageboards wie 9gag oder Imgur geteilt aber außerhalb dieser Kreise nicht wirklich wahrgenommen“. Heutzutage haben sich Memes jedoch auch in Onlineportalen wie Instagram, Facebook und Co. etabliert. Neuerdings auch auf der besagten Plattform TikTok, die vor allem für ihre kurzen Clips bekannt ist. Auf der Plattform ist es Nutzer*innen möglich, bis zu dreiminütige Videos hochzuladen und diese mit der Community zu teilen.

Des weiten fuhr Anne Leiser fort: „Memes enthalten viel Symbolik und Semantik. Sie sind auf vielen Plattformen zum Internetsprech geworden oder haben diesen zumindest stark beeinflusst“. Die Forscherin sei davon überzeugt, dass Personen durch die Einfachheit von Memes überzeugt werden. Zudem spiele ein Meme immer auf einen größeren Diskurs an. Vielleicht könne durch das Teilen von Memes auch das Denken einiger Personen bestätigt werden. „Vor allem Themen, bei denen wir uns klein, ohnmächtig oder hilflos fühlen, können durch Humor ihre Bedrohlichkeit verlieren. Humor macht mächtig, Witz und Komik nivellieren Hierarchien. So ist bei schweren Themen der Humor oft eine Art coping machanism, um sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen zu können, ohne daran zu verzweifeln“.

Doch welche Faktoren können noch dafür sprechen, dass wir uns so sehr für diese Art von Fotos und Videos begeistern können? Neben einigen Stressfaktoren, die uns im Alltag belasten, scheinen Memes für uns eine kurze Auszeit zu bilden. Oftmals ergeben diese keinen Sinn und belustigen uns – einfach mal den Kopf abschalten zu können und über das zu lachen, was auch zahlreiche Personen zu amüsieren scheint, macht uns also Spaß. Kurz gesagt: Einfach mal aus dem Alltag entkommen und sich keine großen Gedanken über etwas machen zu müssen.

Auch Rapper*innen scheinen Gefallen daran zu haben, sich abseits ihrer Komfortzone im Internet zu präsentieren. Eine gewisse Leichtigkeit tut uns dabei allen gut. Zudem machen sie sich ihren Fans so nahbarer und präsentieren sich einmal von einer anderen Seite. Ein gutes Beispiel dafür ist SSIO. Der Rapper teilt regelmäßig kurze Clips mit seiner Community via TikTok. Nachdem beispielsweise vor kurzem auf YouTube ein Video veröffentlicht wurde, das den Titel „SSIO Ehrenloser Remix“ trägt (Produziert wurde das Projekt von Nikurazu), reagierte er auf der Onlineplattform darauf:

@ssio♬ Originalton – SSIO

@ssio##ehrenloserremix♬ Originalton – SSIO

Nikurazu scheint mit seinem Remix einen Trend kreiert zu haben, denn seinem Beispiel folgten noch zahlreiche Personen. Auf TikTok kursieren derzeit mehrere Versionen von diversen SSIO-Songs auf unterschiedliche Beats: Darunter zum Beispiel auch zum Themen-Song von Spongebob Schwammkopf. Allem Anschein nach bestätigt sich die Annahme der Meme-Forscherin, dass diese Plattformen ein neues Sprachrohr der heutigen Generation darstellen könnte. Trends werden auf TikTok, Facebook, Instagram und Co. gestartet und über diese Plattformen schnell verbreitet.

Ein weiteres Beispiel aus diesem Kosmos ist Deutschrapperin badmómzjay: Vor drei Tagen hat die Rapperin TikTok genutzt, um eine Challenge zu starten. Sie forderte ihre Fans dazu auf, an der „Dance Challenge“ zu ihrem jüngsten Song „Hahaha“ teilzunehmen. „Hahaha“ ist ein Projekt von badmómzjay, das am 11. November diesen Jahres Release feierte. Produziert wurde der Track von Jumpa. Sie scheint ebenfalls einen Trend gestartet zu haben, denn ihre Fans gingen dieser Aufforderung nach und verbreiteten den Sound mit einer eigenen Interpretation ihres Tanzes auf der Plattform:

@badmomzjayyyWo sind meine Tänzer ! Übernehmt die Choreo, verändert sie, macht eure eigene whatever but i wanna see y’all 🔥🔥 markiert mich !♬ „Hahaha“ – badmómzjay

Wir haben für euch weitere Videos von Rapper*innen aufgelistet, die virale Videos eigen interpretieren oder selbst Challenges gestartet haben und ihre Community mit ihrer Content bereichern:

@faridbang##faridsweisheiten ##faridbang ##bangermusik ##asozialermarokkaner♬ CITY GANGSTER – Farid Bang & Capo & Veysel

@schwesta.ewaGanz genau so, lief meine Festnahme ab🤣 Handy immer in BH-Tasche👌🏽##schokoladenseite ##save ##the ##handy ##chat @chayaz777♬ son original – FYP🖤🇲🇺

@loredanaofficialUnd du so?♬ Rip x Caroline – Kuya Magik

Die Plattformen sind natürlich auch von Vorteil, um eigene Projekte der Künstler*innen zu promoten. Aber auch bei dem Teilnehmen von Challenges & Co. scheinen sie einen großen Spaß zu haben. Wir sind gespannt, welchen Content die Artists noch für uns bereithalten.

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