ROTE MÜTZE RAPHI: "Alles, was ich in Tracks sage, habe ich erlebt"

ROTE MÜTZE RAPHI hat uns einen Tag vor ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Pangea-Festival einen Besuch abgestattet, denn Jana hatte die Rapperin zu einem Interview nach Berlin eingeladen, um mit ihr zusammen über die Verarbeitung von Emotionen in ihren Tracks, den Sound ihres kommenden Albums und musikalische Inspirationen zu sprechen. Außerdem thematisierten die beiden, wie ROTE MÜTZE RAPHI mit Hate-Kommentaren umgehen würde, die sie von einigen Personen bekommt.

 

 

Inspirationen

„Tatsächlich war das halt irgendwie schon immer in mir drinnen“: Mit dieser Aussage bezog sich ROTE MÜTZE RAPHI darauf, dass sie schon immer die Leidenschaft gegenüber der Musik gehabt habe. Bereits im frühen Alter von nur 13 Jahren habe sie damit angefangen, ihre eigene Musik zu komponieren und somit ihren eigenen Sound zu schaffen. Seitdem sie sich zurückerinnern könne, sei ihr bewusst gewesen, dass es das sei, was sie später einmal machen wolle. „Als ich dann angefangen habe meine Texte zu schreiben, wusste ich auch, ich möchte irgendwann damit in die Öffentlichkeit gehen“. Einen richtigen „Anreiz“ habe sie dabei nicht gehabt. Sie sei sich jedoch sicher gewesen, dass sie später einmal ihren Weg gehen würde. Musikalisch wolle sie sich außerdem nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen und sich vielseitig gestalten. Es würde immer darauf ankommen, wie wohl sie sich mit dem fühlt, was sie aktuell macht. „Es kann wirklich von allem sein, obs Raggae ist, ob es jetzt übelst Hardcore-Rap ist,oder Trap – es kommt einfach darauf an. Wenn mir irgendwas gefällt und ich mag den Vibe und der Beat ist nice, dann inspiriert mich das schon“. Ein facettenreicher Sound scheint der Künstlerin wichtig zu sein. „Das Ding ist, ich mache halt alles. Ob ich jetzt singe, ob ich jetzt rappe – ich mach einfach das, was ich fühle“. Auch Rap-Kollegin Juju scheint sie inspiriert zu haben. „Alleine das Juju mir folgt ist schon krass. Find ich schon heftig, weil sie mich schon echt geprägt hat damals“.

 

Durchbruch

Ihre ersten musikalischen Veröffentlichungen tätigte ROTE MÜTZE RAPHI via Instagram: Auf der Plattform releaste die Künstlerin kurze Ausschnitte auf ihrem Profil, auf denen sie rappt. „Deutschrap-Seiten“ seien dadurch auf sie aufmerksam geworden und sollen sie schlussendlich „repostet“ haben. Auch die Aufmerksamkeit ihres Produzenten und ihres Managers habe sie durch das Teilen ihrer Videos via SocialMedia gewonnen. „Mein Produzent hat mich angeschrieben und hat mich ins Studio eingeladen“. Die Rhein-Zeitung beschrieb dieses Ereignis als „unverhoffte Textnachricht“, die ROTE MÜTZE RAPHI zum „Rap-Star“ gemacht habe. „Mein Manager/Produzent hat mich halt dann dadurch entdeckt und hat das dann dem ganzen Team gezeigt und hat mich dann halt eingeladen“. Es scheint, als hätten die kurzen Rap-Ausschnitte von ROTE MÜTZE RAPHI, ihr heutiges Team, damals schon überzeugen können. Daraufhin sei die Zusammenarbeit gestartet. Einen Namen im Deutschrap-Kosmos machte sie sich vor allem mit der Veröffentlichung ihres ersten offiziellen Tracks „C’est la Vie“, der am 31. Januar 2020 Release feierte. Geschrieben habe sie den Text zum besagten Songs bereits im Februar 2019. „Tatsächlich hab ich ‚C’est la Vie‘, schon bevor ich diese Rap-Videos gemacht hab, geschrieben. Der Song ist schon übelst alt“. Aktuell verzeichnet der Track auf Spotify über 9 Millionen Streams (Stand 25.08.21). Auch auf YouTube wurde das Video, zum Erfolgstrack von ROTE MÜTZE RAPHI, knapp eineinhalb Millionen mal geklickt. Daraufhin scheinen weitere Artists auf die Künstlerin aufmerksam geworden zu sein.

 

Verarbeitung von Emotionen

„Stech mir mit ’nem Messer in mein Herz, wenn du willst / Denn mit mir kann man’s ja machen, du bereust noch deine Taten / Fall mir in den Rücken, lass mich wieder mal im Stich / Denn anscheinend bin ich einfach nur ’ne Witzfigur für dich“, so ROTE MÜTZE RAPHI auf ihrem Track „Messer“. Hört man sich die bisherige Diskografie der Künstlerin an, wird deutlich, dass sie ihre Emotionen in ihren Texten verarbeitet. Viele könnten diese zunächst mit negativen Ereignissen und Erlebnissen assoziieren. „Alles was ich in meinen Tracks sage, habe ich auch so erlebt oder so empfunden. Es gibt auch Tracks, die klingen erstmal so wie Liebeskummer, aber ich hab auch andere Sachen damit verarbeitet. Aber im Endeffekt sind es auch die Emotionen und ich hab auch das alles erlebt“. Sie habe damals in ihrer „schlechtesten Zeit“ damit angefangen, Musik zu komponieren. Dies spiegelt sich auch in ihren Songs wider, auf denen sie ihren Gefühlen freien lauf ließ. „Ja mein Schmerz – die Leute mögens […] Ich habe auch früher immer schon voll gerne traurige Musik gehört und deswegen mach ich das auch mit Leidenschaft gerne“. Das Aufschreiben ihrer Gefühle würde ihr helfen, Ereignisse zu verarbeiten. Es ersetzte jedoch keine Therapie. „Es ist echt ein krasses Gefühl, dass Leute deinen Schmerz so nachempfinden. Das ist ein heftiges Gefühl“. Aktuell würde es ihr jedoch gut gehen und sie selbst sehe sich als positiv-gestimmtere Person. Dies soll in kommenden Releases auch deutlich werden.

 

Auftritte & Lampenfieber

Obwohl man sagen könne, dass ROTE MÜTZE RAPHI erst seit dem letzten Jahr im Deutschrap-Business vertreten ist, scheint sie bereits eine gewisse Anzahl an Live-Auftritten vorweisen zu können: So wurde sie unter anderem auf dem Pangea Festival als Live-Act gebucht, und auch das splash!-Festival schenkte ihr einen Vertrauensvorschuss und listete sie für das diesjährige Line-Up als Artist auf. Aufgrund der Corona-Krise kann letzteres jedoch nicht wie geplant stattfinden. „Ich hab jetzt schon ein paar Auftritte auf jeden Fall gespielt […] Die letzten eineinhalb Monate war ich jetzt eigentlich nur unterwegs“. Auf der Bühne scheint sich ROTE MÜTZE RAPHI wohl zu fühlen. Nervosität würde jedoch auch bei ihr manchmal eine Rolle spielen. „Davor bin ich eigentlich die ganze Zeit gechillt. Aber so fünf Minuten, bevor der Auftritt anfängt, gehts richtig los bei mir“. Falls sie Lampenfieber bekommen würde, würde sie sich selbst helfen und einfach mal „tief durchatmen“. Falls das nichts bringen würde, könne man auch mal mit ein bis zwei Shots nachhelfen. Emotionale Tracks, wie „C’est la Vie“ auf der Bühne zu performen, seien zudem nicht immer einfach: „Es kommt halt darauf an, was zu dem Zeitpunkt passiert. Es gibt ja auch Tage, da gehts mir gut und ich steh auf der Bühne und muss so einen Depri-Song singen und dann gibt es so Tage, da bin ich eh schon nicht so gut gelaunt und dann kann ich es da auch rauslassen. Es hat seine positiven und auch negativen Seiten“.

 

Umgang mit Hate

„Damals, als es ein bisschen viral ging, durch diese Deutschrap-Seiten, die mich repostet haben, hab ich sehr viel Hate einstecken müssen“, so ROTE MÜTZE RAPHI über den Anfang ihres musikalischen Werdegangs. Nachdem ihre Videos via SocialMedia viral gingen, habe sie von einigen Personen Hate-Kommentare erhalten. Diese hätten die Motivation der Künstlerin jedoch nicht eingeschränkt, sondern sie lediglich „gepusht“: „Ich war von mir selber überzeugt und dachte mir, du machst das gut. Manche Sachen waren echt hart, die die Leute mir geschrieben haben. Aber ich habe es nicht so an mich herangelassen. Ich habe sogar mal Morddrohungen bekommen, einfach nur, weil ich eine Frau war, die gerappt hat“. Heutzutage hätten sich diese Reaktionen gegenüber ihrer Person und ihrer Musik jedoch geändert. Auch das immer mehr Künstlerinnen im Rap-Business vertreten seien, empfände ROTE MÜTZE RAPHI für gut. „Es ist nichts mehr so krass besonderes, dass eine Frau rappt. Das finde ich gut“. Ihre Community habe ihr außerdem schon immer den Rücken gestärkt und sie verteidigt. Auch die Familie der Künstlerin scheint hinter ihr zu stehen, so habe ihr Vater ihr damals den Rat gegeben, nicht auf den Hate einiger Personen einzugehen. Sie solle nicht auf negative Kommentare reagieren und damit alles richtig machen. Auf ihr Umfeld und ihre Freund*innen könne sie sich außerdem verlassen.

 

Features & zukünftige Projekte

Des Weiteren gab ROTE MÜTZE RAPHI im Interview gegenüber Jana bekannt, dass sie aktuell an ihrem eigenen Album arbeiten würde. Geplanter Release, sei Anfang nächsten Jahres. „Also ich bin ja gerade an meinem Album am Arbeiten und wir haben jetzt auch ein paar Sessions hinter uns gehabt – waren in Berlin um einfach ein bisschen Input zu bekommen und auch mal herauszukommen aus unserem Studio – und ich hab jetzt noch ein paar Touren vor mir […] und dann wird auch bald schon gedroppt“. Letzte Woche hatte ROTE MÜTZE RAPHI bereits musikalisch nachgelegt und den gemeinsamen Feature-Track „Love & Courvoisier“, zusammen mit Seeed, gedroppt. Auch mit Künstler*innen wie ART und Aylo kollaborierte sie bereits. Für die Zukunft könne sie sich außerdem vorstellen, mit internationalen Artists zusammenzuarbeiten. Wer ihre Traum-Features sind und auf welche Kollaborationen wir uns noch freuen können, verriet sie bislang nicht. „Mal gucken was noch kommt“.

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