Eli Preiss: "Nur, weil ich auf Deutsch rappe, ist es nicht Deutschrap“

Die Wiener-Künstlerin Eli Preiss hat uns zu einer gemeinsamen Studio-Session begrüßt! Einen Abend lang durften wir sie, das Producer-Duo B€€RLY und WAYNE, und den Rapper Souly in Berlin begleiten. In einem Interview, gegenüber unserer Jana, sprach sie außerdem über ihre musikalische Entwicklung, den Umgang mit Hate und die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. Auch über weitere Themen äußerte sie sich, in dem gemeinsamen Gespräch.

Seit knapp einem Jahr veröffentlicht Eli Preiss Tracks auf Deutsch, nachdem sie zuerst Songs auf Englisch releast hatte. „Alles, was ich so wirklich gefeiert habe, war auf Englisch“, erklärt Eli die Entscheidung, selbst auf Englisch zu singen. „Die Musik, die ich machen wollte, gab’s nicht auf Deutsch und deshalb habe ich auch lange Zeit gedacht, das kann gar nicht cool klingen auf Deutsch. […] Ich habe gerne Rap gehört, aber ich habe nie gedacht, dass ich mal selber rappen würde, und schon gar nicht auf Deutsch“. Der Wechsel zur deutschen Sprache sei „ganz natürlich gekommen“: „Ich habe irgendwann gedacht, warte mal, es gibt niemanden, der so eine Musik macht, wie du sie machen möchtest, auf Deutsch, also be the first one“. Mit der Zeit habe ihr der Sprachwechsel auch geholfen, ihre Gedanken immer besser ausdrücken zu können. Deutschrap allerdings sei für sie eine Art „Genre“, zu dem sie sich „nicht hundert Prozent zugehörig“ fühle. „Es ist wie ein Genre, ich kann es gar nicht beschreiben. Da gehören eben so alte Sido Songs oder Haftbefehl [dazu], solche Leute, das ist für mich Deutschrap und das, was ich mache, ist teilweise auch so R&B’ig und geht schon in eine ganz andere Richtung irgendwie. Wir sind halt so New Wave Deutschrap könnte man vielleicht sagen und das macht schon einen Unterschied“. Darüber, dass die Texte in ihrem Umfeld „nicht so hart und sexistisch“ seien, freue sie sich. „Ich mag den Umschwung, ich mag, was mit Musik gerade passiert“, stellt Eli klar. „Ich finde es voll schön, dass Leute versuchen, jetzt langsam was Neues zu machen und anders zu sein“.

Besonders kreativ sei sie, wenn sie sich über irgendetwas aufrege – sei es positiv oder negativ. Dann gehe ihr das Schreiben besonders leicht von der Hand, weil sie dann eben auch das Gefühl habe, besonders viel zu sagen zu haben. „Wenn ich extreme Sachen fühle, fällt es mir am einfachsten, […] Texte zu schreiben“. Man höre auf ihren Songs, wie sie sich jeweils beim Schreiben gefühlt habe. „Wenn ich einen chilligen Tag habe, dann klingt halt auch der Song danach. Und wenn ich aber jetzt extrem traurig, extrem wütend oder extrem happy bin, dann klingt der Song auch danach“.

Wir trafen Eli, während sie mit B€€RLY und WAYN, ihren aktuellen Lieblings-Producern in Berlin, bei einer Studio-Session war. Auch in Wien habe sie unter anderem mit Tschickgott und Prodbypengg Produzenten gefunden, mit denen sie gerne zusammenarbeiten würde. Eli Preiss seien beim gemeinsamen Arbeiten gute Connections wichtig: „Egal, wie gut jemand von der Qualität, von der Professionalität her ist, egal, wie teuer und pompös und crazy das Studio ist, es bringt absolut gar nichts, wenn ich es nicht fühle und wenn ich mich nicht mit der Person verstehe“. Gemeinsame Projekte seien bisher meist von einer freundschaftlichen Basis aus entstanden. Es sei meist so, „dass die Leute zuerst Homies sind und ich mit denen erstmal chille und ich den Vibe catche, bevor wir Musik machen.“ Sie verlasse sich dabei auf ihre „Intuition“ und ihr „Bauchgefühl“: „Manchmal merke ich auch einfach, wenn Leute nicht 100 Prozent Gutes wollen oder [harte] Struggles mit sich selbst […] haben, dann funktioniert das meistens nicht“. Nicht nur im Studio, sondern auch allgemein habe sie erst mit der Zeit gelernt, nein zu sagen. „Ich hatte am Anfang oft das Gefühl, dass man mir irgendwie etwas aufzwingen möchte“. Eli habe häufig das Gefühl gehabt, dass eine Art Machtgefälle „von ‚okay, ich sage dir, was du tun hast und du bist jetzt Marionette‘“ bestanden habe. „Das hat mich immer so unwohl fühlen lassen und ich bin wirklich mit so einem schlechten Gefühl nach Hause gegangen, der Song war Trash, ich habe mich nicht wohlgefühlt in der Session, der hat mir die ganze Zeit über die Schulter geblickt, als ich geschrieben habe, also es gab schon wirklich schlimme Erfahrungen, aber ich musste einfach lernen“. Mittlerweile wisse Eli „sehr, sehr gut“, was sie wolle. „Wenn ich mir sicher bin in etwas, dann lasse ich mich da auch nicht abrütteln.“

Bei der Frage, mit welchen anderen Artists Eli Preiss zusammenarbeiten wolle, lege sie selbst Wert auf „Authentizität“. „Ich mag’s immer […], wenn Leute nicht so generic stuff labern, den man eh schon Millionen mal gehört hat, wenn sie wirklich von ihrem Leben, aus ihrem Herzen heraus Sachen sagen. […] es kann auch etwas nicht so Tiefes sein, aber einfach dieses Gefühl von okay, es ist echt und kommt wirklich von der Person und sie sagt das jetzt nicht aus irgendwelchen anderen Intentions, sie macht das, weil sie fast schon muss und nicht […] um cool zu sein […]“.

Ihren eigenen Sound beschreibt Eli wie folgt: „Es ist so, wie wenn du in einem Schulbus sitzt in einem fremden Land und du weißt noch nicht, wohin es geht und du schaust so aus dem Fenster und es ist gerade so Sonnenuntergang und irgendwie voll viel los auf der Straße und gleichzeitig hast du halt auch so ihre Ruhe, du hast so die Kopfhörer drin, schaust so aus dem Fenster und es ist so diese filmische Szene von Nostalgie und gleichzeitig passiert was Neues und was Aufregendes“.

Eli Preiss macht ihren Anspruch an sich selbst und ihre eigene Kunst deutlich: „Ich will mich nie im Leben verstellen, mich irgendwie ändern lassen […], ich will für immer die Person bleiben, vom Kern her, die ich bin und natürlich mich trotzdem weiterentwickeln“.

[contentcards url=“https://www.16bars.de/tv/280998/unterwegs-mit-beslik-meister-bierchen-buedchen-boloboys/“ target=“_blank“]