"deutschrapmetoo": Künstler*innen gegen sexistische Strukturen

Der Schlagabtausch zwischen LGoony und MC Bogy via SocialMedia machte erneut auf die Bewegung deutschrapmetoo aufmerksam. deutschrapmetoo ist eine Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt. Die Plattform wolle Betroffenen eine Stimme bieten, um Täter*innen in Rechenschaft zu ziehen: „Vielen Dank an alle die sich gerade positionieren, die Idee unterstützen und vor allem an die wahnsinnig starken Betroffenen, die bereit sind ihre Geschichten zu teilen und darauf aufmerksam zu machen, wie viele von uns lange Zeit leise gelitten haben“, so das Kollektiv.

 

Kritik von LGoony an MC Bogy

„hiphop ist schon lange keine unverstandene jugendkultur mehr die man VERTEIDIGEN muss. die 90er sind seit über 20 Jahren vorbei in letzter Zeit sieht man deutlich wie konservativ der großteil der szene auch 2021 noch denkt ob in DE, US oder sonstwo reicht mit kulturglorifizierung“, so LGoony via Twitter. In den Kommentaren zu seinem Tweet machte LGoony auf einen Beitrag von MC Bogy aufmerksam, der die Unterschrift „Make HipHop great again!!!! Zur Hölle mit deutschrapmetoo und jeder anderen Agenda…[…]“ trägt. Daraufhin schrieb LGoony: „40 jährige männer die Feminismus zum Feindbild ausrufen weil sie der meinung sind durch ein weltoffenes mindset und das aufzeigen von szeneninternen missständen wird die kultur beschnitten […]“.

Nachdem MC Bogy sich gegen die deutschrapmetoo-Bewegung ausgesprochen hatte, wurde er von LGoony dafür kritisiert. Der Streit der beiden schien anzuhalten. Via Instagram-Direktnachricht kontaktierte MC Bogy den Rapper und sprach ihm unter anderem ein Berlin-Verbot in einer Sprachnachricht aus. MC Bogy wolle ihm außerdem einen „Besuch“ bei seinem Konzert am 6. August in Berlin abstatten:

 

 

 

Reaktionen der Fans

Der Streit schien sich über die beiden hinaus entwickelt zu haben, denn via Instagram schossen Fans beider Parteien gegeneinander. LGoony habe zahlreiche Hassnachrichten erhalten: „Feminister Hurensohn dein Vater hätte dich ins Gummi spritzen sollen du scheiß Schwuchtel“, „Deine Mucke klingt so schwul geh dich aufhängen“ und „Ich hoffe die Leute schlagen dich da morgen Tod du Nuttensohn“. Auch Rapper MC Bogy sei von LGoonys Community kontaktiert worden: „Die Fans von diesem Hund spam auf sein Anliegen mein Account, und striken mich gleichzeitig […]“.

 

 

Weitere Künstler*innen meldeten sich zu Wort

Auf die Auseinandersetzung der beiden scheinen auch weitere Künstler*innen aufmerksam geworden zu sein. Marcus Staiger äußerte sich ebenfalls via Twitter zur deutschrapmetoo-Bewegung: „Nur weil ich das gerade sehe… also vielleicht kenne ich mich ja nicht so gut mit HipHop aus oder ich habe was verpasst, aber in welchen 10 Rap Commandments steht eigentlich, dass es nur dann Rap ist, wenn es frauenverachtend ist? Supportet deutschrapmetoo – immer noch wichtig!“. Auch Ahzumjot solidarisierte sich für die Bewegung via Instagram: „nehmen wir mal an frauenhass / – verachtung, diskriminierung und spaltung gehören tatsächlich zur hip hop kultur dazu und bewegungen wie deutschrapmetoo wollen daran etwas ändern. wollen die jemandem den job nehmen, hip hop zerstören oder opfern kraft geben? man kann sich facto nur angegriffen fühlen, wenn man irgendwie täter ist. […] ich bin gegen diese menschenverachtenden werte, weil ich gesehen habe, wie sie leben zerstören und meine eigene familie auseinander gerissen haben“.

Für ihre Solidarisierung gegenüber der Bewegung deutschrapmetoo habe auch Visa Via Hassnachrichten erhalten, die sie nun zur Anzeige bringen wolle: „Da dieses Mal Grenzen überschritten wurden, die ich nicht mehr tolerieren werde, habe ich mich entschieden alle Verfasser von Nachrichten mit Gewaltdrohungen und Beleidigungen anzuzeigen […]“. Außerdem fügte sie hinzu, dass sie Betroffenen die Chance geben wolle, getätigte Aussagen zurückzuziehen. Bis Anfang nächster Woche hätten diese Personen Zeit ihre Nachrichten zu widerrufen, bevor Visa Vie sich an die Polizei wende. Auch Rapper 3Plusss wurde auf die Aussage von Visa Vie aufmerksam: „dass das aktuelle gesprächsklima rund um deutschrapmetoo dafür sorgt, dass menschen (lies: männer) ihr online so sehr zusetzen dass sie nach ALL DEN JAHREN mit weiß gott genug bullshit überlegt sich komplett aus rap zu verabscheiden, sollte auch den letzten zum grübeln bringen […] find unerträglich wie sich ernsthaft eine opposition bildet die unbedingt den status quo aufrecht erhalten will, den sie ihrer schwester, ihrer tochter, ihrer mutter niemals wünschen würden. ein deutschrapmetoo ist längst überfällig und ihr bestätigt das doppelt und dreifach“. Alex Barbian machte via SocialMedia ebenfalls auf die aktuelle Diskussion rund um die deutschrapmetoo-Bewegung aufmerksam.

In dem neuesten Statement von deutschrapmetoo heißt es: „Seit Beginn unserer Arbeit gibt es viele Personen, die der Initiative, uns und auch Betroffenen auf verschiedenste Weise schaden wollen. Aufrufe dazu, uns zu ‚vernichten‘ sind sehr bezeichnend. Sie sind ein Schlag ins Gesicht für jede Betroffene, für jede Person, die gegen Rape Culture sowie sexistische Strukturen kämpft. Dagegen zu sein bringt mit sich, Frauen bzw. FLINTA-Personen weiterhin strukturell unterdrückt und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sehen zu wollen. Das muss allen bewusst sein, die mitziehen oder sich jetzt nicht positionieren. Wir erwarten alle Solidarität mit uns und allen Betroffenen von sexualisierter Gewalt“.

 

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