Farid Bang: "Ich finde viele Leute scheiße in der Rapszene"

Am heutigen Freitag veröffentlicht Farid Bang sein neues Projekt: „Asozialer Marokkaner“ reiht sich als neuntes Solo-Album in die mittlerweile umfangreiche Diskographie des Düsseldorfer Rappers ein, er ist seit nun schon über einer Dekade fester Bestandteil der Deutschrapszene. Unsere Moderatorin Steph hat Farid Bang zum Interview getroffen, um mit ihm über sein neuestes Projekt, Diss-Kultur und Personenkult im Deutschrap, seine musikalische Legacy und seine persönlichen Vorstellungen von seinem Ruhestand zu sprechen.

 

„Ich glaube ‚Asozialer Marokkaner‘ ist ein Album, wo wenn das raus ist, da werden die Leute definitiv auf einen Nachfolger hoffen.“

„Asozialer Marokkaner“: Das Adjektiv ‚asozial‘ im Titel von Farid Bangs neuem Release weckt zunächst möglicherweise negative Assoziationen. Der Ausdruck werde „oft diskriminierend“ gebraucht, schreibt der Duden. „Zur Echo-Debatte 2018“ sei Farid selbst zum letzten Mal als „asozialer Marokkaner“ bezeichnet worden – „von der AfD“. Alice Weidel hatte im Nachgang der Veranstaltung via Twitter ebendiese Worte verwendet, um gegen Farid Bang zu schießen. „Und dementsprechend habe ich gedacht, komm, weißt du was, bereicherst du dich mal an der Dummheit dieser […] älteren Dame.“

 

„Ich finde viele Leute scheiße in der Rapszene und ich sag’s einfach.“

Farid Bang gilt inzwischen als Meister, wenn es darum geht, nicht nur etliche seiner Kolleg*innen zu dissen, sondern auch über die Rap-Szene hinaus zu fronten. „Wieder ohne Grund Leute dissen, Rap ist wie der Knast, ich werd‘ die neuen ficken“, so auch eine Line auf seinem neuen Album „Asozialer Marokkaner“. Wie viel ihm in diesem Zusammenhang ein „Wettbewerb“ innerhalb der Szene bedeute, möchte Steph im Interview wissen. Nachdem Farid Bang vor knapp einer Woche ein Snippet zum Album veröffentlicht hatte, sei er enttäuscht gewesen, dass er keine Anrufe erhalten habe. „Die Leute brauchen keine Angst zu haben“, so Farid zu seinen teilweise legendären Disses. „Das ist auch viel sportlich“, erklärt er weiter. „Wenn Monet mich disst, der kann mich dissen. Der braucht jetzt nicht Angst zu haben, dass ich ihm auflauere oder auf die Fresse haue oder irgendwie sowas. Das würde ich niemals machen.“ Die Tatsache, dass der Fokus innerhalb der Szene oft nicht mehr darauf liege, mögliche Kontrahent*innen zu dissen, erklärt Farid Bang wie folgt: „Keiner disst, weil keiner schreibt das selber. […] Wenn einer disst, ich würde mich freuen.“

„Ich möchte mich einfach frei machen und es raus lassen, wenn ich jemanden scheiße finde. Dann fühle ich mich einfach ein bisschen besser.“ Es sei allerdings nicht so, dass ihn die aktuelle Rapszene frustriere. „Da sind junge Leute und ich wünsche denen auch Erfolg.“ Seine Disses seien in diesem Zusammenhang auch nicht unbedingt persönlich gemeint. „Ich habe einfach eine geile Punchline beim Texte schreiben und wenn ich die lustig finde, dann soll die raus. […] Es ist einfach asozial.“ 

 

„Das ist eine Leidenschaft, die ich habe, dass ich gerne Texte schreibe.“

Obwohl Farid Bang schon seit langem Teil der Szene ist und er selbst großen Wert darauf legt, seine Texte selbst zu schreiben, scheint er sich nicht in der Position zu sehen, über jene Kolleg*innen zu urteilen, die beispielsweise nicht komplett allein an ihren Texten arbeiten. Zur ewigen Realness-Diskussion im Deutschrap im Bezug auf das Texten hat er folgendes zu sagen: „Jeder kann machen, was er will. Ich bin jetzt hier auf nicht der Rap-Vater oder der, der vor der Tür steht und sagt: ‚Du bist Rap, du nicht, du darfst, du nicht‘.“ Warum er dennoch immer wieder betont, dass er selbst hinter den eigenen Texten stecken? „Es ist für mich wichtig, einfach zu zeigen, dass ich einer der besten bin und dass ich das selber schreibe. […] Weil ich halt ein sehr guter Schreiber bin. Ich habe immer witzige Punchlines, ich hab immer geile Punchlines und ich leg‘ da halt Wert drauf […]“ .

 

„Auch, wenn ich einen Rapper disse, der muss jetzt auch nicht zwingend schlecht sein. Vielleicht ist er auch gut und meine Meinung ist schlecht.“

„Ich bin finde echt, wirklich wirklich wirklich sehr, sehr viel scheiße und ich kenn‘ vieles auch gar nicht“, sagt Farid mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen und den musikalischen Output der Deutschrap-Szene. „Ich kenne ehrlich gesagt von den wenigsten Rappern so wenig Musik, weil ich mich gar nicht damit beschäftige, sondern ich gucke mir die Typen einmal an und dann weiß ich, ey, der ist scheiße oder der ist cool […].“ Sein Ziel sei es dabei nicht, die neue Generation im Rap in irgendeiner Weise abzuwerten: „Da sind auch Leute, die gut sind mit Sicherheit.“ Aktuell sei er einfach nicht interessiert, und das sei nicht wirklich negativ gemeint. In den letzten Jahren habe er „so viel Müll“ gehört, dass er momentan nicht mehr dazu bereit sei, „dieses Engagement“ aufzubringen. „Aber da sind auf jeden Fall sehr gute Leute dabei, das muss ich auch sagen. Auch, wenn ich einen Rapper disse, der muss jetzt auch nicht zwingend schlecht sein. Vielleicht ist er auch gut und meine Meinung ist schlecht.“ Die Tatsache, dass viele Newcomer es nicht schaffen würden, sich im Business durchzusetzen, erklärt Farid Bang so: „Das ist ein kurzes Abenteuer für viele Leute. Die haben einen Hit und dann siehst du die nie mehr wieder. […] Das erinnert mich total an Pop, diese One-Hit-Wonder. Die hast du jetzt auch im Rap. […] Dieser Personenkult, der ist nicht mehr so da, stellt er fest. Rapper seien heutzutage in seinen Augen „keine Figuren“ mehr. Auch, wenn einige von ihnen vielleicht auf einem guten Level seien, was die Qualität oder die Eingängigkeit ihrer Musik anging, hätten diese darüber hinaus oftmals kaum Starqualitäten zu bieten.

 

„‚JBG 3‘ , das ist wahrscheinlich eines der größten Deutschrap-Alben in der Geschichte, vielleicht sogar das größte.“

Seine eigene „Langlebigkeit“ in der Szene sei maßgeblich durch seine „Vielseitigkeit [und] History“ bestimmt. „Ich hab‘ viel durchlebt. Der Fan weiß, wenn ich ein Album rausbringe, dann weiß der, dass da auch was kommt, dass ich auch was habe […]. Ich mach‘ mir Gedanken drum, ich mach‘ auch eine gute Promo-Phase, ich bin präsent und mache natürlich geilen Rap, die Leute wissen das. Wenn ich komme, dann wird gerappt. Farid Bang blickt im Interview in diesem Zusammenhang auch auf seine musikalische Legacy zurück.Wir haben auch wirklich historische Alben […], Rap-Klassiker gemacht. Nicht einfach irgendwelche Alben […], sondern Rap-Klassiker, wo die Leute damit echt viel verbinden und uns viel Liebe geben.“

 

„Ich sehe noch eine Mission im Rap […]. Und daher bin ich noch da. Ich bin noch voll präsent.“

Farid Bang erzählt, sich schon häufig darüber Gedanken gemacht zu haben, wie sein musikalischer Ruhestand aussehen könnte. Dieser Ruhestand fühle sich zum aktuellen Zeitpunkt und nach über einem Jahrzehnt im Game noch immer sehr weit entfernt an. „Ich bin immernoch gut in Form. Wenn ich jetzt sagen würde, […] mein Flow klingt veraltet oder irgendwas, dann würde ich aufhören.“ Auch mit erfolgreichen Kollegen wie Capital Bra könne er nach wie vor nicht nur mithalten, auf dem gemeinsamen Track „KAMPFSPORT“ hätten sich die beiden einfach sehr gut „ergänzt“. „Und solange ich das mitbringe und solange ich diese Attitüde habe, da denke ich [es] ist noch lange nicht vorbei.“

 

„Ich hab‘ so viel Geld gemacht, ich hab‘ so viel erreicht in meinem Leben mit eurem Neid. Jeder Neider, der das gerade sieht: […] Stirb an deinem Neid.“

Abschließend wirft Farid Bang auch einen Blick auf die negativen Auswirkungen seines Erfolgs. „Die Kehrseite ist der Neid“, erklärt er. „Wenn du Erfolg hast, dann hast du immer neidische Leute. Und gegen den Neid kannst du oftmals, wenn du zu groß bist, […] nicht dagegen angehen.“ Er versuche, diesem Neid mit „Ignoranz“ entgegen zu treten. „Du musst oft bei Sachen, die dich vielleicht sauer machen oder triggern, […] da muss man ignorant sein.“ In der Vergangenheit habe er solche Konflikte anders gelöst, gibt er zu. „Es ist nicht mehr wie früher, wo ich irgendwie losziehe und jemandem auf die Fresse hauen kann oder will, sondern man muss sich oft einfach zurückhalten und einfach die Füße stillhalten und ignorant sein und mit Erfolg zurückschlagen.“ 

Das ganze Interview findet ihr auf unserem YouTube-Channel.

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