Loredana, Shirin David und Katja Krasavice führen Female Rap an

Anlässlich des Weltfrauentages wurde bei uns ein genauerer Blick auf Künstlerinnen im Bereich Deutschrap geworfen. Die noch immer von Männern dominierte Szene darf sich in letzter Zeit kontinuierlich über weiblichen Zuwachs freuen. Dennoch sind erfolgreiche Künstlerinnen Mangelware. In der öffentlichen Wahrnehmung sind hier besonders Szenegrößen wie Juju, Shirin David oder Loredana präsent, die den Eindruck vermitteln könnten, dass Frauen im kommerziell erfolgreichen Rap keine Seltenheit mehr sind. Zur Überprüfung dieser Annahme wurden die Offiziellen Deutschen Charts genauer angesehen und Daten analysiert. Diese sollen aufzeigen wie häufig Frauen in den Charts vertreten sind im Vergleich zu ihren Kolleg*innen.

Um dies herauszufinden wurde ein aktueller Erhebungszeitraum gewählt, der sich in einem knapp einjährigen Spektrum zwischen dem 12.03.2020 und dem 04.03.2021 bewegt. Hierbei wurde ein Blick auf die Top 10 der Singlecharts geworfen, da die „Top 10“ einen hohen Stellenwert hat und dennoch nicht nur die absolute Speerspitze abbildet, wie es die Top 3 beispielsweise tun würde. Wichtig für den Entscheidung ist gewesen, dass die Künstlerin als Interpretin auf dem Song als Interpretin zu hören sein muss. So ist beispielsweise der KitschKrieg Song „Unterwegs“ außerhalb der Wertung, obwohl Nicole Schettler (°awhodat°) Teil des Kollektivs ist. Ebenfalls irrelevant für die Erhebung sind potenzielle Ghostwriter der Tracks. Von den insgesamt 120 Deutschrap Top 10 Singles sind 23 Tracks (19,17 %) mit weiblicher Beteiligung entstanden. Erwähnenswert ist hierbei jedoch, dass auch Songs wie „7 Stunden“ von LEA und Capital Bra in dieser Auflistung vorhanden sind. Dies obwohl LEA grundlegend eher dem Pop-Bereich zuzuschreiben wäre und somit als Frau für einen Deutschrap Track innerhalb der Top 10 sorgt, ohne eine Deutschrapperin zu sein.

Von diesen 23 Tracks mit weiblicher Beteiligung sind allerdings nur 8 Songs ohne einen männlichen Interpreten ausgekommen. Nur Katja Krasavice („Highway“ und „Friendzone“), Elif („Highway“), Loredana („Angst“, „Tut mir nicht leid“ und „Checka“), Shirin David („90-60-111“), Juju („Vertrau mir“), Delara („Checka“) und Lune („Gebe auf“) haben diesen Erfolg geschafft. Somit stammten im erhobenen Zeitraum lediglich 6% der Deutschrap Top 10 Singles alleinig von Künstlerinnen. Erfreulicher wird es, wirft man einen Blick auf die Top 1 Hits. Von diesen gab es im erhobenen Zeitraum insgesamt 22 Stück aus dem Segment Deutschrap. Mit den Songs „Ohne Dich“ (badmómzjay & Kasimir1441), „Du bist mein“ (Loredana & Zuna), „90-60-111“ (Shirin David), „Highway“ (Katja Krasavice & Elif) und „Angst“ (Loredana) gab es hiervon immerhin 5 Stück mit weiblicher Beteiligung (22,7 %).

Diese Zahlen sind weit entfernt von einer ausgewogenen Verteilung von Künstlern und Künstlerinnen. Vergleicht man diese Zahlen mit denen von vor 10 Jahren ist jedoch eine deutliche Steigerung zu vernehmen. Zwischen dem 11.03.2010 und dem 03.03.2011 war kein einziger Song einer deutschen Hip-Hop Künstlerin in den Top 10 der deutschen Singlecharts zu finden. Zwar gab es zu schon einige Jahre zuvor Vorreiterinnen wie Sabrina Setlur oder Tic Tac Toe, diese bilden jedoch die Ausnahme. Dies gilt im Übrigen ebenfalls für die Top 10 Alben dieses Zeitraums. Von den insgesamt 13 Deutschrap Alben aus diesem Jahr stammte keines von einer Frau.

Im Zeitraum vom 12.03.2020 bis zum 04.03.2021 insgesamt 53 verschiedene Alben die eine Platzierung unter den ersten 10 erreicht haben. Von den 53 Stücken Kuchen, die der deutsche Albummarkt zu bieten hat, gingen insgesamt 2 an Künstlerinnen. Lediglich Elif („Nacht“, Platz 7) und Katja Krasavice („Eure Mami“, Platz 1) haben sich einen der begehrten Plätze sichern dürfen. Dazu sollte sicherlich erwähnt werden, dass Künstlerinnen wie Shirin oder Juju sich vermutlich ebenfalls in diesem Bereich bewegt hätten, wenn sie ein Album veröffentlich hätten. Doch besonders in diesem Punkt wird deutlich, wie wenig deutsche Rap Künstlerinnen kommerziell erfolgreich sind oder generell existieren. Auch wenn eine deutliche Steigerung bezüglich der Präsenz von Frauen im Rap zu erkennen ist, verdeutlichen diese Zahlen die enorme Ungleichheit in unserem Musikgeschäft.

 

 

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