Hip Hop macht Schule: Rap-Album als wissenschaftliche Publikation

University of Michigan Press ist der erste universitäre Verlag, der eine wissenschaftliche Publikation in Form eines Hip Hop-Albums herausgibt: „I used to love to dream“ von A.D. Carson ist das erste Hip Hop-Album, das vor Release aus wissenschaftlicher Perspektive begutachtet wurde. A.D. Carson, Autor der betreffenden Publikation, arbeitet als Assistenzprofessor für Hip Hop und den Globalen Süden an der University of Virginia und war mit dem Release seines geplanten Albums an mehrere wissenschaftliche Verlage herangetreten, die der Veröffentlichung jedoch nicht zustimmten.  Bei „I used to love to dream“ handelt es sich um eine sehr persönliche Publikation, viel persönlicher, als die meisten wissenschaftlichen Publikationen es wohl sind. Doch genau in diesem starken persönlichen Bezug könnte auch das große Potenzial einer solch ungewöhnlichen Veröffentlichung liegen. „That makes it richly relatable to anyone who’s ever felt between worlds.„, schreibt Inside Higher Ed in diesem Zusammenhang. Die Hauptthemen von A.D. Carsons Album sind die Suche nach Heimat und eine innere Zerrissenheit zwischen seinem Leben als Universitätsprofessor und seiner Identität als schwarzer Mann. Die Einsicht, dass seine berufliche Tätigkeit ihn nicht davor schützen kann, systematischem Rassismus und Gewalt zum Opfer zu fallen, charakterisiert das gesamte Projekt inhaltlich.

Die von University of Michigan Press getroffene Entscheidung, ein Hip Hop-Album in den Korpus wissenschaftlicher Veröffentlichungen aufzunehmen, trägt zur Diskussion bei, welche Formate als wissenschaftliche Publikation eingestuft werden können. Damit wird deutlich: Rap ist nicht nur längst im Mainstream angekommen, sondern auch seit Jahren wichtiges Thema wissenschaftlichen Diskurses. Carson selbst sagt in diesem Zusammenhang: “Hip-hop and related art were being taught in the ’80s … I’m happy this album is what it is, but it also means we should be asking what took so long.”

Das Album „I used to love to dream“ umfasst acht Tracks und ist der dritte Teil einer Projektreihe mit Namen „Sleepwalking“. Bereits im Jahr 2017 hatte A.D. Carson diese Releasereihe mit „Owning My Masters: The Rhetorics of Rhymes and Revolutions„: Mit diesem Album hatte Carson seine Dissertation im Fach Rhetorik, Kommunikation und Informationsdesign eingereicht. „I used to love to dream“, das A.D. Carson als „mixtap/e/ssay“ klassifiziert, ist via Open Access verfügbar.