15 Jahre "ONE" von Savas & Azad - Deshalb ist das Album so wichtig

Vor 15 Jahren erschien das legendäre Kollaboalbum „ONE“ von Kool Savas und Azad. Mit ihrer Mischung aus hartem Battlerap und laid-back Kopfnicker Sound erschufen der selbst ernannte King of Rap und Frankfurts Bozz einen zeitlosen Klassiker.

Deutschrap-History

Bevor wir uns das Album genauer anschauen, sollten wir einen kurzen Blick auf die Deutschrap-Szene im Jahr 2005 werfen. Was war noch so los? Welche großen Namen gab es neben Savas und Azad? Und was haben die beiden zu der Zeit so veröffentlicht?

Kurz vor dem Release des Albums „ONE„, am 29. März, veröffentlichte Savas mit „Das Urteil“ einen der bedeutendsten Disstracks der Deutschrap-Historie. Nach dem Streit zwischen Eko Fresh und Kool Savas veröffentlichte Eko Ende 2004 „Die Abrechnung„. Mit „Das Urteil“ kam ein paar Monate später eine Antwort, bei der sich die Szene einig war: Kool Savas geht als eindeutiger Sieger aus dem Beef hervor. Savas war durch den Streit mit Eko zu der Zeit einer der gehyptesten Rapper Deutschlands.

Azad veröffentlichte im Jahr 2004 sein Soloalbum „Der Bozz„, das für damalige Verhältnisse auf Platz 10 erfolgreich in die Charts eingestiegen ist. Zwar findet sich auf dem Album kein Savas Feature, doch die Beiden haben schon lange vor „ONE“ immer wieder Featuresongs veröffentlicht.

Mit dem Track „Therapie“ holte sich Azad bereits im Jahr 2001 Kool Savas auf sein Debütalbum „Leben„. Darauf folgten noch sieben weitere gemeinsame Songs, bevor 2005 endlich das gemeinsame Kollaboalbum erschien. Azad erzählte damals in einem Interview mit laut.de, dass eigentlich schon sehr früh, seit 1999, ein größeres Projekt der beiden geplant war.

ONE“ war allerdings nicht das einzige Kollaboalbum 2005: Bushido veröffentlichte mit Baba Saad den zweiten Teil von „Carlo Cokxxx Nutten“. Dabei könnten die beiden Alben soundtechnisch nicht weiter voneinander entfernt sein. Während Savas und Azad in vielen Tracks auf RnB-Elemente und Gesangshooks setzen, bringt Bushido und Saad mit Songs wie „Fickdeinemutterslang“ oder „Nie ein Rapper“ klassischen Straßenrapsound mit melancholischer Attitüde. Der Großteil der CCN-Beats wurde von Bushido selbst produziert. Das Album stieg nach Release erfolgreich auf Platz drei der deutschen Charts ein.

Auch Bushidos damaliger Erzfeind Sido releaste im gleichen Jahr gemeinsam mit Harris unter dem Pseudonym „Deine Lieblingsrapper“ das gemeinsame Album „Dein Lieblingsalbum„. Im Gegensatz zu „CCN II“ bringen Sido und Harris auf „Dein Lieblingsalbum“ weitaus melodischeren Sound und Hip-Hop-Tracks für die Clubs. Im Gegensatz zu Savas und Azad nehmen sich die beiden Lieblingsrapper auf ihrem Album in ihren Texten allerdings nicht allzu ernst. Auch „Dein Lieblingsalbum“ steigt Ende des Jahres erfolgreich auf Platz zwei der deutschen Charts ein.

Zwei Jahre vor der Veröffentlichung von „ONE“ machte außerdem ein anderes Rap-Tag-Team auf sich aufmerksam. Afrob und Samy Deluxe releasten 2003 ihr Kollaboalbum „Wer hätte das gedacht?„. Die beiden haben für ihr Album, ähnlich wie Azad und Savas, mit Produzenten, wie J Dilla, aus Amerika gearbeitet. J Dilla hat unteranderem für den US-Rapper Busta Rhymes produziert. Soundtechnisch konnte ASD die Szene überzeugen. Das Musikportal laut.de schreibt damals: „Musikalisch gibt es also nix zu meckern, doch in Sachen Raps liegt einiges im Argen„. Das Album soll textlich unausgewogen sein, da Afrob raptechnisch nicht mit Samy Deluxe mithalten könne.

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Soundbild & Produzenten

Zurück zu „ONE„: Auch 15 Jahre nach Veröffentlichung von „ONE“ sind die Beats und das Soundbild immer noch on point. Das könnte auch daran liegen, dass die Hälfte der Beats von zu der Zeit erfolgreichen US-Produzenten stammten. Azad erzählt dazu in dem laut.de-Interview, dass Savas und er extra eine Woche nach New York flogen, um sich ihren eigenen Traum zu erfüllen und Beats von New Yorker Produzenten picken zu können.

Die Single „All 4 One“ wurde beispielsweise von dem Produzenten L.E.S. produziert. Der konnte zu dem Zeitpunkt schon „Illmatic„, das Debütalbum von Nas und Will Smiths Hit „Miami“ zu seinem Poduktionsportfolio zählen. Mit dem Kinderchor in der Hook haben Savas und Azad außerdem eine ganze Reihe an Deutschrap-Releases der letzten Jahre mit geprägt.

Für den Song „No No No“ holten sich die Beiden den amerikanischen Produzenten Needlz an Bord. Der produzierte unteranderem schon Lieder für 50 Cent, dessen Rapcrew G-Unit und Ludacris.

Mit ihrer dritten Singleauskopplung „Guck My Man“ lieferten Savas und Azad melodischen Straßenrap. Der Track wurde von dem deutschen Musikproduzenten Monroe produziert. Statt Geflexe auf harten Beats, bringen die beiden klassische Hip-Hop-Themen mit leicht eingängigem Sound und RnB-Hook. Sie zeigten der Szene mit „Guck My Man„, dass auch deutscher Straßenrap gut geflowt und melodisch klingen kann.

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Erfolge

KKS und Azad konnten mit „ONE“ einige Erfolge erzielen. Ihr Album stieg Anfang April auf Platz fünf der Charts ein und konnte sich 26 Wochen in den Top 100 halten. Ihre erste Single „Monstershit“ landete auf Platz 29 der Singlecharts. Allerdings stiegen die Beiden mit der zweiten Single „All 4 One“ auf Platz vier der Singlecharts ein und konnten sich damit 16 Wochen in den Charts halten. Für eine Zeit ohne Streaming und MP3-Downloads war der vierte Platz in den Singlecharts für einen Deutschraptrack ein großer Erfolg. Die letzte Auskopplung „Guck My Man“ stieg auf Platz 27 ein und konnte sich neun Wochen in den Top 100 halten.

Im Gegensatz zu ASD überzeugte Savas und Azad die laut.de-Redaktion auch textlich: „Ein Album, für das sich das Warten gelohnt hat, und der erste große Höhepunkt des Deutschrapjahres 2005„.

Entwicklung von Savas & Azad

Kool Savas hat ein Jahr nach „ONE“ das Album „Optik Takeover“ veröffentlicht. Auf dem Longplayer finden sich einige Tracks mit Gesangshook von Moe Mitchell. Auch auf späteren Alben setzt KKS immer wieder auf eingängige Hooks und melodische Beats. Mit dem Kollaboalbum „Gespaltene Persönlichkeit“ mit dem mittlerweile stark umstrittenen Sänger Xavier Naidoo, bringt Kool Savas radiotauglichen Sound. Auch mit seinem Album „Aura“ und der gleichnamigen Single zeigt Savas, dass tiefgehende, glaubhafte Raptexte auch in Kombination mit melodisch anspruchsvollen Beats funktionieren.

Azad veröffentlichte nach „ONE“ das Album „Game Over„. Während der Sound auf „ONE“ eingängige Melodien lieferte, schlägt der Frankfurter mit „Game Over“ einen etwas anderen Weg ein. Die Beats wirken düster und auch die Texte sind größtenteils bedrückende Straßenrealität. Auch auf neueren Alben wie „NXTLVL“ oder „Der Bozz 2“ bringt Azad eher düsteren Straßenrap. Allerdings liefert auch Azad immer wieder Songs mit melodischen Beats und Gesangshook. Eines seiner bekanntesten Lieder dürfte der Soundtrack zu der erfolgreichen Serie „Prison Break“ sein, für das sich der Frankfurter Adel Tawil als Unterstützung holte. Auch auf seinem neuesten Album bringt Azad mit „Lass nicht mehr los“ einen versöhnlichen Song mit Gesangshook von Adel Tawil.

Dass ein Kollaboalbum so maßgebend für den damaligen Zeitgeist gewesen ist, zeigt welche Synergie sich ergeben kann, wenn die richtigen beiden Künstler aufeinandertreffen. Nur wenige Kollaboalben nach „ONE“ konnten soviel Aufmerksamkeit erregen und die Szene beeinflussen. Während „CCN“ von montonerem Straßensound lebte und „Dein Lieblingsalbum“ vor allem für Unterhaltung im Club sorgen sollte, zeigten die Beiden mit ihrem „Ghetto-RnB“, wie Azad die Musikrichtung in der ersten Single „Monstershit“ nennt, dass sich eingängige Melodien und kredibiler Straßenrap auch in der deutschen Rapszene nicht ausschließen.

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