Deutschrap auf Winterzeit: 5 Songs zwischen Melancholie & Gelassenheit

Lange Nächte, grauer Himmel und eisige Tage – die Zeitumstellung leitet offiziell die kalte Jahreszeit ein. Mit dem Licht draußen wird auch die Stimmung dunkler, denn während die letzten Blätter fallen, werden die Sommer-Playlists weggepackt und die melancholischen Songs rausgeholt. Den Wetterumschwung nehmen viele Rapper*innen als Anlass, auch ihren Tracks einen eher nachdenklichen Vibe zu verpassen. Wir haben fünf Songs zusammengestellt – von gelassen bis traurig-verträumt – die euch optimal durch die kommenden Monate begleiten!

 

Kwam.E & Skew – „Blätter fallen“ (2021) 

Blätter Fallen Kwam.E

Wer nach einem entspannten Song für kalte Tage sucht, fährt mit Kwam.E genau richtig. Laid-back-Sound gepaart mit 90s-Vibes und Kopfnicker-Beat von Skew bringen positive Stimmung in die eher tristen Jahreszeiten. Unterwegs im eisigen Hamburg rappt Kwam.E über sonnige Herbsttage und betont: „Ich fühl‘ mich wohl, wenn die Blätter fall’n“. Der Song aus seiner letzten EP „Der echte Norden“ stellt damit die optimale Einleitung in den Winter dar.

 

SXTN – „Ich hab kein Feuerzeug“(2017)

„Die Menschen im Fernseher, sie lachen uns aus / Die Deutschen haben wieder mal Waffen verkauft / Doch heute ist Weihnachten / Keiner kriegt was davon mit / Ich muss rauchen sonst raste ich aus“: In „Ich hab‘ kein Feuerzeug“ wird das Überschatten sozialer und mentaler Probleme durch die Glorifizierung der Weihnachtszeit kritisiert. Der eher mechanische Sound unterstreicht die verurteilte Künstlichkeit. Für alle, die genau vor dieser scheinheiligen Freude, die sich scheinbar durch die gesamte Gesellschaft zieht, einen Ausweg suchen, ist das der perfekte Track. Zwischen Wut, Enttäuschung und Ehrlichkeit hat man vor allem das Gefühl, mit seinen Gedanken nicht allein zu sein.

 

Lugatti & 9ine – „Obscurité“ (2021)

Obscurité

Der entspannte Flow und die fast monotone Stimmlage abgerundet durch den Beat mit LoFi-Vibes und Klavier-Instrumental von Traya verleihen dem Track auch ohne direkte Assoziationen Winter-Sound. Obscurité bedeutet auf Deutsch so viel wie Finsternis, die durch Lyrics über Liebeskummer, Drogen und Einsamkeit beschrieben wird: „Ich bin kaputt, ja, mein Kopf fühlt sich voll an / Doch ich kriege keinen Scheißsatz aus dem Mund / Rauch hundert Joints, starre die Wand an / Und denk dabei stundenlang nach über uns“. Lugatti & 9ine sind für ihre laid-back-Vibes bekannt und machen mit „Obscurité“ mehr als deutlich, warum. Dieser Track gehört in jede gute Melancholie-Deutschrap-Playlist.

 

BHZ, Longus Mongus, Dead Dawg, Monk – „Hellblau“ (2020)

So gut wie die Schöneberger Rapper Party-Banger machen, können sie Melancholie-Rap. Sie verpacken Traurigkeit in eine nachdenklich-verträumte Hülle, die sie fast wieder schön macht. Gefangen im eigenen Kopf – und das Wetter verstärkt das. Zwischen Schlaflosigkeit und romantisiertem Drogenkonsum wird auch in „Hellblau“ Einsamkeit zum zentralen Thema: „Es ist Nacht in mei’m Zimmer, es ist Nacht / Bis die Dunkelheit verschwindet, bleib‘ ich wach / Zu viel Hasch, Lukas rollte zu viel Hasch / Würd‘ gern klar kommen, doch ich hab‘ den Zug verpasst“. Die höheren, mit Autotune unterlegten Stimmen und das Klavier-Instrumental perfektionieren die melancholische Grundstimmung.

 

Souly, Edo Saiya – „Kalter Mai“ (2020)

Der Mai ist zwar kein Wintermonat, der Track von Souly und Edo Saiya steht jedoch maßgeblich für triste Tage, weshalb er definitiv auf diese Liste gehört. Lyrics wie „Es ist kalt für einen Morgen im Mai / Sag‘ ich mir leise und torkele heim / Stolper‘ ins Bett und schreib‘ noch: ‚Kommst du vorbei?‘ / An zwei, drei Perlen, ich kann grad nicht allein sein“ verdeutlichen, wieso Kälte nicht unbedingt etwas mit den Außentemperaturen zu tun haben muss. Die Themen Einsam- und Gefühlslosigkeit werden durch den melodischen Flow und Beat mit Gitarren-Instrumental unterstützt. Außerdem passend: Der Track erschien letztes Jahr am 24. Dezember auf Soulys „Santa Souly Christmas Tape“.

 

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