Ufo361: Sein Weg zum Hype

Kurz vor Release seines dritten Mixtapes, der „Ich bin ein Berliner“ Reihe, genießt der Kreuzberger Ufo361 den Hype seines Lebens. Seine Songs begeistern und polarisieren gleichermaßen, vereinen und spalten die Szene und liefern immer wieder neuen Gesprächsstoff für die Büroküchen und Pausenhöfe unseres Landes. Ist er jetzt wirklich ein technisch guter Rapper? Ist sein Stil eigen oder bedient er sich bloß gängigen Klischees aus der amerikanischen Rapszene? Fragen über die gerne und ausgiebig diskutiert wird.

Eines ist aber definitiv nicht von der Hand zu weisen: Ufo hat einfach was. Vielleicht ist es das, was schon Kool Savas mit einer gewissen „Aura“ beschrieben hat. Eine Ausstrahlung, die einfach interessant und anziehend auf einen wirkt, ohne dass man genau beschreiben kann warum. Der Horizont seiner Themenbereiche bewegt sich im Regelfall zwischen den Straßen Berlins und US-Celebrities à la James Dean, Mister T oder den Migos. Simples Rezept, welches auf Trap Beats im Down Tempo Bereich halt verdammt gut funktioniert. Mittlerweile kann Ufo gestandene Rap-Größen wie Haftbefehl, Fler oder auch die 187 Strassenbande zu seinen Fans und Freunden zählen. Der Support aus der Szene ist ihm sicher.

Musikalisch und erfolgsmäßig sah das Ganze bei Ufo vor gar nicht all zu langer Zeit noch ganz anders aus. Vor den silber glänzenden Grillz und der Turn Up Mucke hat sich Ufo, bürgerlich Ufuk Bayraktar, auf verschiedensten Pfaden bewegt, ehe er im Trap seine Heimat gefunden hat. Neben Boom Bap und Gangsterrapproduktionen der 2000er Jahre, hat Ufo Versuche in Richtung Dubstep und Funk unternommen, die jeweils eine kleine Epoche in der History of Ufo361 darstellen. Aber fangen wir mal vorne an.

1988 in Berlin geboren, zog es den jungen Ufuk zunächst in die Graffiti und Writerszene. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Ufo als Teil der Crew „THC“ die Wände und S-Bahnen Berlins unsicher gemacht hat. In einem interessanten Gespräch mit Kollege Toxik von HipHop.De berichtet er, wie er mehrfach gebustet und gecatched wurde und nur ganz Knapp einer ernsthaften Strafe entgangen ist, die ihn wahrscheinlich für mehrere Jahre um seinen „Fluz“ gebrachte hätte.

 

Ufo361 – Seit dem ersten Tag

Als ich meinen ersten Tag gemacht hab, war ich dreizehn
Dass Graffitti nicht legal ist diggah, wollte ich nicht einsehen
Hab gemacht was ich will, das lass ich mir von keinem nehmen
Ich scheiß auf das System, schließlich ist das mein Leben

2010/11

Seine musikalische Karriere nimmt ab dem Jahre 2010 erwähnenswerte Züge an. Zu der Zeit hatte sein Kollege Said bereits das Label Hoodrich gegründet und blickte schon auf eine kleine Diskografie zurück. Darunter das Kollaboalbum „Alles oder Nichts“ mit seinem Kollegen Jom, welches 2007 über Aggro Berlin veröffentlicht wurde.

Said nahm den 22 jährigen Ufo bei Hoodrich unter Vertrag und startete die Zusammenarbeit. Nach ersten Tracks und Kollabos, unter anderem mit Syc Tyson aus Wien (Von Wien bis nach Berlin), erschien am 7. Oktober 2011 der offizielle Hoodrich Labelsampler. Darauf konnte sich das Team um Said, Kalusha, Jom und eben Ufo361 erstmals auf Langspielzeit beweisen. Auf insgesamt 16 Tracks machten die Jungs damals Action für ihr Label und hatten dabei Gäste wie Greeny Tortellini oder unseren heutigen Hotbox-Host Marvin Game an ihrer Seite.

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2012

Nach weiteren Freetracks, wie dem gefeierten „100 Kilo“ zusammen mit Mafo, Kalusha und Said, gründete Ufo mit dem Producer KD-Supier und Said die Crew „Bellini Boyz„. KD war zu dieser Zeit, ähnlich wie Said, schon seit einiger Zeit im Spiel und hat neben der Führung seines eigenen Labels, „Level Eight“ mit Megaloh, bereits Produktionen für RAF 3.0 und Harris abgeliefert. Die „Bellini Boyz“ EP erschien daraufhin am 16.06.2012 exklusiv über den Soundcloud Channel von 16BARS. Wo heute trappiger Sound im Vordergrund steht, ging es bei diesem Projekt vor 5 Jahren eher um entspannte Musik, die man beim Hängen im Park mit den Freunden konsumieren kann. Checkt dazu noch mal ihr Interview und natürlich das Tape:

Nach den Tracks mit der Crew begann im Prinzip die experimentelle Versuchsphase von Ufo. In Berlin hatte er sich bereits einen Namen gemacht und so stand im Jahr 2012 die erste Solo EP an. Diese Trug den treffenden Namen „Bald ist dein Geld meins„. So stellte Ufo sich auch oftmals in Interviews mit „Ich bin Ufo 361, bald ist dein Geld meins“ vor. Auf den insgesamt 11 Tracks, die ausschließlich mit Gästen aus dem Hoodrich Umfeld bestückt sind, kann man erstmals erkennen, dass Ufo beginnt sich auszuprobieren und weiter zu entwickeln. Der Titeltrack „Bald ist dein Geld meins“ enthält Dubstep Elemente, welche vor 5 Jahren ja durchaus populär waren und von nicht wenigen zum neuen heißen Scheiss erklärt wurden. Dieser ist dann allerdings genau so schnell wieder verdampft, wie er gelegt wurde. Die EP ist trotz alledem immer noch absolut hörbar und gibt einen schönen Einblick in die Gedankenwelt von Ufo.

2013

Retrospektiv betrachtet war das darauf folgende Jahr, 2013, keines das bahnbrechende Veränderungen auf dem Werdegang von Ufo hervor gebracht hat. Sein Hoodrich Buddy Greeny Tortellini hat in diesem Jahr seine „Talschan“ EP veröffentlicht und somit zumindest für Output aus der Crew gesorgt. Allerdings gibt in diesem Jahr im Rahmen der 16BARS Streetrotation eine Aufnahme von Ufo auf dem Soundcloud Kanal von 16BARS und die Videopremiere der Bellini Boyz zu ihrem Song „Lichter der Nacht„.

Ufo selbst lies das Jahr 2013 mit folgendem Post Revue passieren:

2014

Eine neue Liebe und GTA 5 kosten schon Zeit, das ist natürlich verständlich. Ganz untätig war er aber auch nicht. Der versprochene Output lies nicht mehr all zu lang auf sich warten und so erschien am 15.08. 2014 über Hoodrich sein Debütalbum „Ihr seid nicht allein„. Interessant ist, das neben der eigenen Crew mit Gästen wie Morlock Dilemma und Blut&Kasse erstmals Rapgrößen aus anderen Lagern gefeatured wurden.

Auch auf „Ihr seid nicht allein“ hat Ufo wieder verschiedene musikalische Stile ausprobiert und ineinander fließen lassen, wobei neben seinen charakterstarken Texten noch kein roter Faden zu erkennen war. Während er sich auf Tracks wie „U.F.O.„, welcher von KD Supier produziert wurde, eher elektronisch- progressiven Klängen bediente, ging er bei Songs wie „Funky„, wie der Titel schon sagt, in die Funkrichtung.

Dabei spielte er mit sämtlichen Klischees, was auch im Video deutlich zu sehen ist. Im „Storys To Tell“ Interview mit 16BARS erklärt Ufo auch, was es mit seiner Vorliebe zum Funk auf sich hat.

Die Klickzahlen waren zu der Zeit schon ganz ansehnlich und die Szene hatte Ufo auf dem Schirm, aber über die Stadtgrenzen Berlins hinaus war er 2014 immer noch ein eher unbeschriebenes Blatt. Daraufhin kam es zu einer Neuorientierung, die Folgen haben sollte. Das Projekt „Funk“ hat Ufo schnell ad acta gelegt, genau so wie seine Zugehörigkeit zum Hoodrich Label. In einem Interview erklärte er, dass es keine Streitigkeiten gegeben habe, man sich jedoch aufgrund mangelnder Organisation für getrennte Wege entschieden habe. Dieser Move sollte sich im Nachhinein als richtig herausstellen.

2015

2015 hat Ufo das Fundament für seinen heutigen Hype gefestigt. Nachdem er im Sommer den Featuresong „Nicht dein Tag“ mit Karate Andi veröffentlicht hat, welcher auf einen drückenden, energetischen Beat aufgenommen wurde, fand Ufo schließlich seinen Schlüssel zum Erfolg: Trap!

Nach dem Song „Bang Bang“ droppte er am 19.09.2015, auf einer Produktion von den Broke Boys aus Berlin, seinen Szenehit „Ich bin ein Berliner„. Eine Floskel, die Ufo schon lange mit sich herumgetragen hat und die offensichtlich für Größeres bestimmt war. Mit einem Stimmeinsatz, den böse Zungen mit dem Energieaufwand während des Stuhlgangs vergleichen, weiß Ufo diese Downtempo Beats zu bearbeiten wie kaum ein Zweiter.

Damit war endgültig der Startschuss für eine neue Ära in der noch vergleichsweisen Junge Karriere von Ufo361 gefallen. Dabei war er natürlich „Immernoch der Selbe“, allerdings auf frische, moderne Beats und einer glänzenden Kauleiste, die selbst Atlanta Locals die Bläße auf die von Gangtattoos gezierten Wangen treibt. Er selbst beschreibt diese Phase als einen „kleinen Imagewechsel“.

Wie anfangs bereits erwähnt griffen neben seinen Fans auch Berlin externe Rapgrößen wie Hafti oder die 187 Strassenbande diesen Song auf und verbreiteten ihn unter ihrer Gefolgschaft. Das ging so weit, dass die 187 Jungs ihn bei ihrer Berlin Show im Dezember 2015 auf ihre Bühne holten um seinen Track „Ich bin ein Berliner“ zu performen. Und das obwohl sie sonst keine Möglichkeit auslassen ihre Heimat Hamburg zu repräsentieren.

2016

An dieser Stelle kann man schon fast sagen: Der Rest ist History. Ufo hat sich in seiner trippigen Rolle als Vorreiter des deutschen Trapsounds offensichtlich pudelwohl gefühlt und so hielt er das Output Level seit „Ich bin ein Berliner“ auf einem unfassbar hohen Level. Im März 2016 erschien das gleichnamige Mixtape, welches auf Platz 57 der deutschen Albumcharts einstieg. Ohne sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, schoß er im September 2016 umgehend Teil 2 der Mixtapereihe hinterher, womit er sich Platz 13 sichern konnte. Das geschah alles „ohne Box, ohne Label und ohne Vertrieb“, wie er selbst nicht müde wird zu betonen. Quasi aus dem eigenen, digitalen Kofferraum heraus, vertickte Ufo seine Tapes an das ganze Land und lieferte damit ein modernes Gegenmodell zu den Strukturen der Major Label Industrie. Er scheißt eben auf eure Party.

Längst kooperierte Ufo nicht mehr nur mit seinen Jungs aus Berlin, sondern holte sich auf beiden Mixtapes Gäste wie Nimo, Celo & Abdi, Maxwell, Soufian oder Yung Hurn mit ins Boot. Eine gewisse Zeit kursierten auch Gerüchte um ein mögliches Signing von Ufo bei den Azzlackz aus Frankfurt, wozu es aber letztlich nicht gekommen ist.

2017

Heute steht Ufo kurz vor dem Release seines 3. Mixtapes dieser Reihe und der Hype um seine Person ist größer denn je. Bereits im Vorraus hat er peau à peu die Featuregäste von „Ich bin 3 Berliner“ verraten und mit jeder Verkündung wurde dem Feuer ein weiteres Holzscheit hinzugefügt, was die Flammen bis unter die Decke lodern lies. Dieses Mal sind mit RAF Camora, Haftbefehl, Sido, Capital Bra, Xatar, Yung Hurn, Hanybal, Olexesh, Namika und Gzuz ausschließlich Hochkaräter auf dem Tape zu finden. Wer im Vorfeld vermutet hat, Ufo macht jetzt ein reines Kollabo-Mixtape um sich im Fame seiner Freunde zu sonnen, liegt falsch. Der Junge hat zusätzlich 12 Solotracks gebastelt, die ebenfalls auf dem 21 Tracks umfassenden Mixtape zu finden sein werden.

Natürlich wird eine Mahlzeit immer heißer gekocht, als sie gegessen wird, allerdings hatten die bisherigen Veröffentlichungen von Ufo auch beim Servieren durchweg eine ordentliche Betriebswärme, so dass man sie nicht noch mal in die Mikrowelle packen musste. Wie lang er sich auf diesem Level halten wird, ob Trap auch in zwei Jahren noch angesagt ist und wie oft er noch erzählen will, dass er wahlweise ein Berliner oder James Dean, Mister T oder Celebrity XY ist, bleibt abzuwarten. Jetzt hat der Kreuzberger Junge allerdings mit Sicherheit die Zeit seines Lebens und das liegt vor allem daran, dass er sich immer weiter entwickelt hat. Eine Fähigkeit, die nicht jedem Deutschrapper zuzusprechen ist.

Passend zum Release geht Ufo ab dem 20. April auf große „Berliner Tour 2017“ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und hat damit die Möglichkeit auch live unter Beweis zu stellen, weshalb er derzeit in aller Munde ist.

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„Ihr wisst Bescheid.“

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