Interview: The Underachievers über "Lords Of Flatbush" mit Lex Luger, Spiritualität & ihr kommendes Debüt-Album

The Underachievers gehören zur Zeit zu den gefragtesten Newcomern aus New York. Neben Joey Bada$$ und den Flatbush Zombies gehört das Duo zu den derzeitigen Hoffnungsträgern, was die Zukunft von lyrisch wertvollem Rap aus dem Big Apple betrifft. Ihr Debüt-Mixtape „Indigoism„, dass sie Anfang des Jahres veröffentlichten, machte aus vielen, die von The Underachievers damit zum ersten Mal hörten, sofort treue Fans. Zuvor hatten sie bereits einen Vertrag bei Brainfeeder, dem Label von Flying Lotus, unterschrieben.

Zuletzt erschien im vergangenen Monat ihre neue EP „Lords Of Flatbush„, bei der niemand geringeres als „B.M.F.„-Koryphäe Lex Luger die Produktionen beisteuerte.

Wir trafen The Underachievers vor ein paar Wochen zum Interview und sprachen mit ihnen u.a. über die Bedeutung und die Herkunft ihres Namens, ihr Signing bei Flying Lotus Label Brainfeeder sowie die bisherige Zusammenarbeit mit ihm, ihre Auffassung von spirituellem Glauben, die Vergleiche zu den Souls Of Mischief und Umzugspläne nach Europa. Außerdem erzählten The Underachievers etwas über ihr Debüt-Album, was im Frühjahr 2014 erscheinen soll.

16BARS: Wie geht es euch?

AK: Uns geht’s gut, wir chillen.

16BARS: Einige Leute wissen vielleicht noch nicht so richtig, wer ihr seid. Könntet ihr ein wenig von euch erzählen? Woher kommt ihr und was tut ihr?

AK: Wir sind The Underachievers. Wir kommen aus Flatbush, Brooklyn. Wir machen Conscious-Music.

Issa Dash: Wir repräsentieren die mächtige Beast Coast Army. Das sind wir, Pro Era, Flatbush Zombies. Wir sind alle aus Flatbush. Wir sind die Besten aller Zeiten! Ich mache nur Spaß.

16BARS: Was hat es mit dem Namen auf sich, was bedeutet The Underachievers?

AK: Es hat eine umgedrehte Bedeutung. Ich habe mir diesen Namen ausgedacht, als ich noch jünger war. In der Schule habe ich nie wirklich aufgepasst und war der Klassenclown. Aus diesem Grund haben mich die Lehrer „Underachiever“ („Minderleister“) genannt. Als Konsequenz habe ich einfach diesen Namen genommen und meine Ziele trotz dieser Bezeichnung erreicht. So von wegen: „Fickt euch! Ich werde einiges erreichen!“.

16BARS: Ihr kommt aus New York, steht aber bei einem Westcoast-Label unter Vertrag und zwar bei Brainfeeder von Flying Lotus. Wie ist das Ganze zu Stande gekommen?

Issa Dash: Im August letzten Jahres, habe ich im Internet eine Frau kennengelernt und wir haben hin und her kommuniziert. Sie sagte, dass sie ein riesiger Fan sei und unsere Musik diesem Typen namens Steve zeigen wolle. Am nächsten Tag bekam ich dann einen Anruf von ihm und Steve war verdammt nochmal Flying Lotus! Er meinte: „Mir gefällt euer Scheiß. Ich will euch nach Cali einfliegen.“ Er hat uns dann nach Kalifornien eingeladen und dort haben wir dann unsere zweite Show überhaupt gespielt. Danach wurden wir dann auch gesignt.

16BARS: Ihr habt euer Mixtape „Indigoism“ veröffentlicht, aber Flying Lotus war da nicht wirklich involviert und lies euch euer Ding machen. Ist das richtig?

Issa Dash: Wir haben mit ihm zusammengearbeitet. Wir haben einen Song zusammen aufgenommen, aber wir dachten uns, dass diese Kollabo zu stark wäre um auf einem Mixtape zu landen, denn es ist ein wertvoller Song und eine Kollaboration zwischen uns und Fly sollte eine Single sein. Wir wollen die gemeinsame Musik für etwas Besonderes aufheben und daher haben wir nichts von ihm auf das Tape gepackt. Es ist aber vorprogrammiert, dass wir noch öfter zusammenarbeiten werden. Wir warten nur auf das richtige Timing.

16BARS: Ok, werdet ihr also dieses Jahr noch ein Album herausbringen? Oder peilt ihr euer Album eher für 2014 an?

Issa Dash: Vor unserem Album werden wir erst einmal noch ein kleines Projekt mit Lex Luger veröffentlichen. Er ist ein großartiger Produzent, eine zukünftige Legende. Das Projekt wird im August erscheinen und eine kurze EP mit vielleicht acht Songs darstellen. Auf der EP liefern wir in erster Linie Banger und Tracks, die die Erde erschüttern werden. Nach der EP werden wir dann ein sehr ernstes, lyrisches, super produziertes und meisterhaftes Album veröffentlichen. In Hinsicht auf ein Releasedate würde ich gerne Dezember oder Januar sagen, aber wahrscheinlich wird es eher 2014 erscheinen. Wir wollen da auch nichts überstürzen. Ich kann aber bereits jetzt schon sagen, dass es das beste Projekt, die beste Musik werden wird, die wir je zusammengestellt haben. Ganz sicher! Ich will nicht sagen, dass wir unsere Musik jetzt nicht ernst nehmen würden, aber das ist gerade alles noch Training.

16BARS: Werdet ihr dann auf dem Album mit Flying Lotus zusammen arbeiten? Flying Lotus hört sich musikalisch ja sehr anders an, als ein Lex Luger.

AK: Ja, vollkommen anders. Viel experimenteller. Ganz anderer Scheiß. Aber ja: wir werden definitiv mit ihm auf dem Album arbeiten.

16BARS: Werdet ihr für euer Album auch mit anderen Artists von Brainfeeder zusammenarbeiten?

Issa Dash: Wir machen vielleicht einen Song mit Thundercat, unserem großen Bruder. Ich habe ein paar Beats von Jeremiah Jae. Ich will noch Beats von Teebs bekommen. Wer ist da sonst noch drauf? Ja, wahrscheinlich werden da Thundercat, Teebs, Flying Lotus und Jerimiah Jae auf dem Album vertreten sein.

16BARS: Für euren Song „The Mahdi“ habt ihr das gleiche Sample benutzt, das Souls Of Mischief auf ihrem legendären Track „93 Til Infinity“ verwendet haben, wodurch der Vergleich zu dieser Crew entstanden ist. Ist ein solcher Vergleich ok für euch, oder seid ihr davon eher genervt?

Issa Dash: Also wenn ich Eines über die Muiskindustrie gelernt habe, dann ist es, dass die Leute immer Vergleiche ziehen. Die Leute vergleichen mich mit AK und vergleichen dieses und jenes. Zu dem Souls Of Mischief Vergleich: ich wusste gar nicht, dass es das Sample von „93 Til Infinity“ ist. Ich persönlich hätte den Song sonst aus Respekt niemals veröffentlicht. Erst später habe ich die Sache mit dem Sample herausgefunden. Ich glaube der Vergleich ergibt zwar Sinn, aber wir wollten den Song jetzt nicht wiederaufleben lassen. Im Endeffekt war es so: jemand hat uns den Beat geschickt, es war ein doper Beat, also haben wir den Song dazu geschrieben. Dann habe ich herausgefunden, dass es das gleiche Sample ist. AK wusste dies. Ich aber hatte keine Ahnung.

AK: Wer kennt das denn nicht?!

Issa Dash: Na ja, mit solchen Vergleichen musst du anscheinend rechnen. Ich denke wir müssen einfach weiterhin ein gutes Produkt abliefern und die Latte höher setzen, so dass uns irgendwann keiner mehr mit irgendwem vergleichen kann.

16BARS: Wo wir gerade über Souls Of Mischief reden – Ihr sprecht viel über Spiritualität. Außerdem habt ihr dieses Ding mit dem dritten Auge. Da denkt man sofort an Souls Of Mischief, Hieroglyphics und „3rd Eye Vision“. Da existiert also auf irgendeinem Level auch eine 〞hnlichkeit. Könnt ihr ein bisschen über diese Spiritualität sprechen und was ist eure Message diesbezüglich?

Issa Dash: Das ist eine ganze Menge, aber in Kurzform geht es um das universelle Bewusstsein. Das bedeutet, dass alles auf diesem gesamten Planeten einen lebenden Organismus bildet und es eine Illusion ist, dass wir getrennt voneinander sind. Das ist etwas, was wir überwinden und verstehen müssen. Selbst, wenn wir durch so viele Sachen getrennt werden wie Ethnien, Religionen, Wirtschaft, Geschlecht, Gewicht, Größe, Länder und Staatsgrenzen, merken wir es im heutigen Zeitalter so langsam, dass wir verbunden sind. Das wirklich Wichtige bist nicht du, sondern die Verbesserung der Gesellschaft als Ganzes. Gemeinsam treten wir auf. Wir glauben an ein universelles Bewusstsein, was letztlich dafür steht, dass alles Verbundene eine Quelle bildet und diese Quelle ist es, was letztendlich Gott ist. Also bildet eine Gruppe von drei Personen einen stärkeren Gott als eine einzelne Person. Hole noch 13 Leute dazu und wir bilden einen noch stärkeren Gott. Wenn du alle auf der ganzen verdammten Welt zusammen bringst und zwar so, dass wir der Natur helfen und mit der Welt in Harmonie leben, dann erschaffen wir einen neuen Gott und ein christliches Bewusstsein auf der Erde. Im Grunde versucht wir ein universelles Bewusstsein zurück zu bringen und die Leute darüber aufzuklären, dass das „Ich“ bloß eine Illusion ist. Es ist Segen und Fluch zugleich. Es ist ein Fluch, wenn man es nicht realisiert und dein Ego die Oberhand bekommt. Doch es wird zum Segen, wenn du realisierst, dass du trotz deiner eigenen Ansichten zu einem größeren Ganzen gehörst. Das ist in Kurzform, was wir repräsentieren.

16BARS: Wart ihr schon immer von Spiritualität angetan oder hat sich das erst in den letzten Jahren ergeben?

Issa Dash: Mich interessiert das schon seitdem ich 13 Jahre alt bin. Mit 12 Jahren war ich noch ein kleiner Dämon. Mir gefiel dämonischer Scheiß, weil ich gegen Religion war. Doch dann hatte ich eine Reihe von miesen Albträumen, was mich dazu gebracht hat, eine Bibel unter mein Kopfkissen zu legen und mir einzubilden, dass ich Christ werden will. Das habe ich dann ausprobiert, doch es funktionierte nicht. Ich dachte: „Das ist Bullshit!“. Dann wurde ich Atheist und dadurch fand ich schließlich zum Buddhismus. Von diesem Zeitpunkt aus habe ich dann über die Jahre immer mehr und mehr gelernt. Dies ist jetzt zehn Jahre her.

16BARS: Obwohl ihr euch nicht zu einer Religion zählt, benutzt ihr trotzdem diverse Symbole, wie das dritte Auge. Was bedeutet das dritte Auge für euch?

Issa Dash: Viele Leute haben diese falsche Vorstellung, das wir tatsächlich ein drittes Auge meinen oder dass wir speziell von dem „Pineal Gland“ also der Zirbeldrüse sprechen. Wenn ich vom dritten Auge spreche – das ist so ein übermäßig benutzter Ausdruck, dass ich ihn eigentlich hasse – meinen wir, dass wir nicht nur durch zwei Augen sehen. Denn wenn wir nur diese zwei Augen benutzen, dann sehen wir nur die Illusionen und bleiben in ihnen gefangen. Sobald du dich auf den sechsten Sinn und das Spirituelle konzentrierst, dann kannst du die Welt sehen, wie sie wirklich ist. Wenn du sie durch sterbliche Augen siehst… nein, sterbliche Augen ist das falsche Wort, ich meine… blinde Augen. Ich sage blinde Augen, weil wir in der Gesellschaft gefangen sind. Es gibt so viele Grenzen, die uns gesetzt werden, doch wenn du anfängst die Welt ohne die Benutzung deiner zwei reellen Augen zu sehen – im übertragenen Sinn – sondern mit deinem spirituellen Auge, dann ist dies dein drittes Auge. Dein sechster Sinn, deine Fähigkeit das Spirituelle zu sehen. Das ist alles! Dann öffnest du dich der Spiritualität.

16BARS: Jetzt seid ihr gerade auf Reisen und erlebt eine Menge. Ist das euer erstes Mal in Deutschland und wie gefällt es euch hier?

AK: Ja das ist unser erstes Mal hier. Es ist ziemlich dope und eine tolle Erfahrung. Es ist eine Ehre hier zu sein und ich bin sehr dankbar.

Issa Dash: Wir lieben es. Es gibt viele schöne Menschen in Europa. Wir wollen hier herziehen.

16BARS: Ihr wollt hier herziehen? Wohin?

AK: London oder Paris.

16BARS: Warum London oder Paris?

AK: Die Energie. Die Energie der Leute. Die sind so verdammt nett.

Issa Dash: Deutschland ist genau so toll, aber mir gefällt, wie arrogant und abgefuckt die Franzosen sind. Die kommen sofort auf den Punkt und sind super witzig. Die Leute dort sind so direkt sind und das mag ich, weil ich das auch bin. Daher will ich dort hinziehen!

AK: Das sind witzige Typen! Die sind verdammt sarkastisch.

Issa Dash: Ich bin ein großer Fan von Sarkasmus. Das ist das Beste auf der ganzen Welt. Die sind alle verdammt sarkastisch. Ich liebe es!

16BARS: Seid ihr wegen Brainfeeder jetzt öfters in Los Angeles oder bleibt ihr in New York und kommuniziert via E-Mail mit eurem Label?

Issa Dash: Ja, wir sind sehr oft in Los Angeles. Seit dem Beginn unserer Karriere waren wir bereits sechs Mal in L.A. Ich weiß nicht, ob das viel ist, aber wir fliegen immer hin und her. In Los Angeles haben wir auch eine riesige Fanbase – eine Familie. L.A. ist also mein zweitliebster Ort. Mir gefällt es sehr.

16BARS: Wo gefällt es euch besser? Eine Menge Leute meinen, dass L.A. im Moment viel interessanter sei als New York, da die kulturelle Szene dort immer größer wird. Größer als es die letzten 10 Jahre der Fall war. Was denkt ihr darüber? Könntet ihr euch vorstellen nach Los Angeles zu ziehen oder wollt ihr in New York bleiben?

Issa Dash: Ich würde sagen, dass ich schon gerne nach Los Angeles ziehen möchte, aber ich glaube, dass man sehr reich sein muss, um dort komfortabel leben zu können. Ansonsten würde ich aus dem Grunde dort hinziehen, weil ich glaube, dass wenn du an einem anderen Ort Musik machst, etwas anderes dabei herauskommt. Ich würde liebend gerne Musik in Los Angeles, in Deutschland, in Paris und in London aufnehmen, um andere Energien zu spüren und somit auch einen anderen Sound zu veröffentlichen. Ich glaube, es ist unausweichlich für uns, dass wir nach Kalifornien ziehen. Irgendwann. Selbst, wenn es nur für kurze Zeit ist, so fünf bis sechs Monate, einfach um andere Musik zu machen und die zu veröffentlichen.

16BARS: Die New Yorker Rap-Szene ist ja wieder am wachsen. Wen mögt ihr, abgesehen von Pro Era oder euch selbst?

AK: T.D.E.!

Issa Dash: Wollte ich auch gerade sagen. T.D.EA$AP Rocky ist ein verdammter Gott! Bodega Bamz. Familie eben. T.D.E. ist verdammt krank. Dizzy Wright ist großartig. Action Bronson ist großartig. Mac Miller ist großartig. Es gibt viele neue Künstler, die abreißen. Das neue Zeitalter sieht ziemlich gut aus.

16BARS: Was hört ihr euch sonst so an, wenn ihr keinen Rap hört?

Issa Dash: Fleet Foxes! John Mayer ist mein Lieblingskünstler. Local Natives! Ruby Suns! Grizzly Bears! The Luminairs! Bon Iver! Mumford & Sons! Grateful Dead! Led Zeppelin! Richie Havens! Nur der gute Scheiß!

AK: Jack Johnson!

Issa Dash: Oh, Jack Johnson ist großartig! Gavin Degraw. Der alte Scheiß!

16BARS: Was sind eure Pläne für die nächsten Monate?

Issa Dash: Wir werden das Projekt mit Lex Luger, namens „Lords Of Flatbush“ im August veröffentlichen und uns dann dem Album zuwenden, unsere Marke weiter aufbauen und expandieren. Alles etwas ernster nehmen. Wir nehmen es zwar auch jetzt schon ernst, aber wir verstehen jetzt, dass Rap unser Beruf ist. Jetzt werden wir uns zusammenreißen und es richtig machen.

16BARS: Habt ihr noch letzte Worte an die deutschen Fans da draußen?

Issa Dash: Beast Coast Forever!

AK: Ihr seid verdammt cool! Yeah!