Mixtape Review: Mike Crush - Crushtime

Mike Crush - Crushtime
Mike Crush – Crushtime

Nach seinem im letztern Jahr veröffentlichen Debutalbum „Halbum I“ meldet sich der Frankfurter Rapper Mike Crush nun mit seinem neuem Mixtape „Crushtime“ zurück. Dabei fällt zunächst neben dem leider etwas belanglos klingelndem Titel die enorme Spiellänge von 80 Minuten auf, die sich auf insgesamt 30 Tracks verteilt. Inhaltlich wird sich auf „Crushtime“ überwiegend dem Thema Battle gewidmet, wobei Mike Crush mit eigenständigem Flow und meist witzigen und ironischen Lines zu begeistern weiß. Exemplarisch dafür sind beispielsweise der Titeltrack ‚Crushtime‘ oder oder das fast skizzenartige ‚Frankfurt Stadt – Was Mit Dir?‘, auf denen der Deutschiraker gute Performances bringt. Auch auf ‚Fuck dich ab‘ oder ‚Kein Rapper wie ihr‘ untersteicht er, dass er sich auf witzige und angriffslustige Lyrics mit der notwendigen Prise Humor versteht.

Zu den weiteren Highlights des Mixtapes gehören die Songs ‚Es Geht Zu Weit‘ und ‚Das Beste Land‚, die zeigen dass der Rapper durchaus auch mit persönlichen und ernsteren Tracks überzeugen kann. ‚Es Geht Zu Weit‘ thematisiert Mike Crush’s Probleme mit einem übermäßig burokratischem Arbeitsamt, welches durch mangelnden Willen zur Zusammenarbeit die Nerven des Rappers strapaziert. In ‚Das beste Land‘ wiederum kritisiert Crush die negative Einstellung der in Deutschland lebenden Menschen, die seiner Meinung nicht erkennen wie gut es ihnen im Vergleich zu anderen Menschen geht. Der Song dient durchaus als Gegenentwurf zu Samy Deluxe’s damaligem ‚Weck Mich Auf‘, für den Crush auch einen Seitenhieb (“ Sehr geehrter Samy Deluxe: was meinst du, du magst dieses Land nicht/erkenne dein Glück.“) parat hat. Auf dem Track bringt Mike Crush seine insgesamt beste Leistung und weiß mit sehr guten Texten und einer willkommenen Einstellung zu gefallen. Vor allem ist seine Kritik ausreichend fundiert, da Deutschland immer noch zu den wohlhabendsten Ländern dieser Erde zählt und viele Rapper oft mit einem überzogenem Pessimismus auffallen. Alles in allem zeigen die genannten Songs, dass Mike Crush neben humorvollen Battletracks auch die Fähigkeit besitzt, differenzierte Texte zu ernsteren Themen zu schreiben.

Hinsichtlich der musikalischen Umsetzung ist „Crushtime“ voll und ganz gelungen. Mike Crush kommt mit einem sicheren Beatgeschmack daher und hat die passenden Instrumentals zu den jeweiligen Tracks gewählt. Auch die Features sind mit unter anderem Separate, Sera Finale und Franky Kubrick gut ausgesucht, wobei Mike Crush trotz der soliden Parts seiner Gäste es schafft in den Tracks hervorzustechen und sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen.

Allerdings haben sich auf „Crushtime“ auch schwächere Tracks eingeschlichen. So ist ‚Crush 4 President‘ von der Idee her zwar in Ordnung, doch hapert es aufgrund der etwas einfallslosen Texte an der passenden Umsetzung. Auch ‚Können Keine Freunde Sein‘ ist textlich gesehen eher schwach ausgefallen. Weiterhin besticht Crush zwar durch einen soliden und erfrischenden Flow, doch sind nicht alle Tracks auf dem Mixtape technisch gelungen und einige Lines bedienen sich doch schon einiger Phrasen. Zudem sind die eigenwillig eingerappten Hooks des Frankfurters eher gewöhnungsbedürftig. Somit erkennt man, dass bei einer Spielzeit von 80 Minuten auch der ein oder andere Schwachpunkt auf „Crushtime“ vorzufinden ist, der den Gesamteindruck trübt.

Insgesamt hat Mike Crush mit „Crushtime“ ein weitgehend ordentliches Mixtape auf die Beine gestellt, das über ein gutes Soundbild verfügt und auf dem er beweist, dass er durchaus mit unterhaltsamen und selbsironischen Lyrics zu überzeugen weiß. Zwar ist nicht jeder Track auf gleichwertigem Niveau, doch hat sich Crush Mühe gegeben, ein abwechslungsreiches Mixtape abzuliefern, was ihm meistens auch gelingt: neben den Battletracks bietet er immer wieder Einblicke in seine Person. So ist ‚(K)Ein Gangsta‘ zum Beispiel eine sehr kritische Auseinandersetzung mit der eigenen kriminellen Vergangenheit. Zudem punktet der Rapper mit einer zu begrüßenden Eigenständigkeit, was Flow und Songkonzepte angeht und kann somit die schwächeren Tracks auf dem Mixtape ausmerzen. Alles in allem ist „Crushtime“ somit ein gelungenes Projekt, auf das kommende Album des Rappers darf man sich also getrost freuen.

By: BJ AN