Review: Genetikk - D.N.A.

Die Aliens sind zurück. Nachdem Karuzo und Sikk mit ihrem letztjährigen Release von „Voodoozirkus“ über Selfmade Records hauseigenen Shop ordentlich Welle machen konnten, steht nun mit „D.N.A.“ das erste offizielle Album von Genetikk in den Läden. Bereits die ersten Singles des Albums „D.N.A.„, „Champions“ und „Ǔber alles“ zeigten, dass hier keine großen Experimente gemacht wurden und die Soundästhetik, die für das Duo bisher so gut funktionierte, weitestgehend beibehalten wurde. Karuzo flowt in gewohnter Manier und Sikks Beats bringen auch weiterhin den Kopf zum nicken.

Wenig überraschend ist in dem Zusammenhang auch, dass das Album von Tracks der Marke „Representer“ dominiert wird: „Ich und meine Crew sind cooler, besser und realer als du und deine Homies. Wir sind anders als ihr. Niemand hat je daran geglaubt, doch jetzt sind wir am Start.“ Straighter Rap-Shit halt. Das Ganze vorgetragen durch Karuzo charismatische Stimme und mit einem Flow, der (auch durch die scheinbar amerikanisch-inspirierte Intonation mancher Wörter) irgendwo im US-Rap der 90er Jahre beheimatet ist und sich den Instrumentals von Sikk perfekt anpasst. Dieser liefert auf „D.N.A.“ wiederum den gewohnt atmosphärischen Sound, der ästhetisch ebenfalls an US-Produktionen der späten 90er und frühen 2000er Jahre anlehnt: Harte Drums, Piano- und Orgel-Licks, Samples und bouncende Bassläufe. Allerdings hat Sikk sein Erfolgsrezept hier noch einmal abrunden können. Die Beats auf „D.N.A.“ klingen zu gleichen Teilen rough und aufpoliert – und das im besten Sinne.

Und auch Karuzo hat offenbar seine Palette weiter erweitert und liefert neben seinen bekannten Qualitäten im Rap-Talk, gleich auf mehreren Tracks Zeilen, die aufgrund ihrer ungewohnt persönlichen Natur, sein „König der Lügner„-Image hart strapazieren. Auf „Alles möglich“ spricht er beispielsweise über familiäre Probleme in seiner Jugend, auf „Du bist weg“ richtet er seine Raps an ein Kind, das er verlor. All das versteht der junge MC aber ebenso unverkrampft rüberzubringen, wie seine Battle-, Punch- und Angeberlines auf den übrigen Tracks. Sozial-Kritisch wird es auf „Plastik“ und „Strawberry Fields“ auf denen Karuzo, die allgemeine Falschheit der modernen Welt anprangert bzw. sich über Leute aufregt, die ob Genetikks neu gewonnener Bekanntheit zu Dickridern mutieren. In den beiden Versen von „Gift“ stellt Karuzo Geld und Gras gegenüber und spricht darüber, wie er weder mit noch ohne diese beiden Laster leben kann.

Weiterhin erwähnenswert sind die handverlesenen Featurebeiträge, die „D.N.A.“ zu bieten hat. Während viele wohl bereits im Vorfeld die sido-Kollabo und Ode an die unbeschwerte Jugendzeit „Liebs oder lass es“ inspizieren konnte, sorgte die erste Zusammenarbeit von Genetikk mit Selfmades Galleonsfigur Kollegah noch bis zum Release der LP für angespannte Erwartungshaltung. Der Boss lässt sich natürlich nicht lumpen und liefert (wenn auch etwas offbeat) einen überragenden Part über die Westcoast-inspirierte Instrumentierung von „A la Muerte“ ab.
Die Nachricht um die Existenz eines lyrischem Gastauftritts des RZA hatte im Vorfeld des Albums wahrscheinlich für meiste Aufmerksamkeit gesorgt, jedoch fällt das Zutun des Wu-Tang-Oberhauptes auf „Packets in den Boots“ dann aber doch eher ernüchternd aus. Den überraschendsten Gastbeitrag liefert indes MoTrip, der das Album mit einer gesungenen Hook beschließt.

Die Themen, die auf „D.N.A.“ behandelt werden, sind alles andere als neu und auch die Soundästhetik der Beats hat man in ähnlicher Form schonmal gehört. Was „D.N.A.“ dennoch zu einem Gewinner macht und im oberen Drittel aktueller, deutscher Rapreleases verortet, ist, dass hier durchaus bekannte Motive in frischer Form, mit eigener Handschrift und hohem Qualitätsanspruch neu mit Leben gefüllt werden. Das Paket, das Karuzo und Sikk “ mit diesen 18 Tracks geschnürt haben, ist insbesondere durch die technische Finesse und hörbaren Hingabe der beiden Protagonisten, ziemlich tight geworden und überzeugt auch ohne den Anspruch das Rad komplett neu erfinden zu wollen.