Durchgehört: Veysel - 43 Therapie

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Das Mixtape ist da. Das Land wird gebumst!“

Nach den Erfolgen von Haftbefehl sowie Celo & Abdi, steht mit Veysel nun ein weiterer Azzlackz Rapper mit einem eigenen Release in den Startlöchern. Dabei hatten wohl Einige den aus Essen stammenden Veysel anfangs zunächst unterschätzt und ihn als weiteren Vetreter der Sorte „Straßenrapper mit krimineller Vita, aber ohne herausragendes Talent“ abgetan. Veysel jedoch hat seit seinem ersten, sehr wackeligen Verse auf dem 2007er Snaga & Pillath Album „Aus Liebe zum Spiel“ kontinuierlich an seinen Rapskills gefeilt und dies auch mit Erfolg: nach starken Tracks wie „Schmuggel“ oder „Im Ghetto geboren“ sollte spätestens mit seinem starken Part auf dem „Chabos wissen wer der Babo ist Remix“ klar sein, dass hier jemand rappt, der nicht nur über die nötige Straßenkredibilität verfügt, sondern auch ein musikalisches Talent mitbringt.

Ob Veysel, der seinen Deal bei den Azzlackz vom Gefängnis aus organisierte, aber auch ein eigenes Mixtape tragen kann, soll sich nun im Folgenden zeigen, wenn wir „43 Therapie“ ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.


01. Intro

Auf stimmigen und dramatischen Orgelklängen gibt Veysel die inhaltliche Marschroute für die kommende Spielzeit vor: der Altendorfer ist „im Ghetto geboren, aus dem Dreck gekommen und nutzt das Intro um die Hörer in seine von Kriminalität und Gewalt geprägte Welt einzuführen. Veysel beweist zudem bereits an dieser Stelle, dass er sich über die Zeit raptechnisch weiterentwickelt hat und serviert seine brachialen Ansagen im Intro in höherer Geschwindigkeit und mittels einer anderen Flowvariante. Eine gute und atmosphärische Mixtape Einführung also, die Lust auf die folgenden Tracks macht.

02. Kein Blatt vor dem Mund

Das erste Highlight des Mixtapes: auf einem hypnotisierenden M3 Brett liefert ein angriffslustiger Veysel einige gekonnte Staßenansagen rund um Bazookas, brennende Polizeiwachen und Juwelenräube in Belgien. Veysel, der in seinen Interviews und Tracks immer wieder mal seine Unzufriedenheit mit Staat und Politik kundtut, verteilt folgerichtig auf dem Track auch Seitenhiebe in Richtung der beliebten Feindbilder* Merkel & Sarrazin*, wobei er sich glücklicherweise auf einzelne Zeilen beschränkt, die nicht zu viel Raum einnehmen. Stattdessen überzeugt der glänzend aufgelegte Essener mit einem sehr druckvollen und energiegeladenen Vortrag und hat neben den aggressiven Strophen zusätzlich eine richtig starke und leicht melodische Hook aufgenommen. Zusammen mit dem pumpenden und energischen Beat ergibt sich somit eine sehr stimmige Straßenhymne. So darf deutscher Streetrap 2013 aussehen:

03. Azzlack Gambinos (feat. Celo)

„Azzlack Gambinos“ stellt einen weiteren guten Representer dar. Lex Barkey legt ein gewohnt starkes Instrumental vor, auf dem der „Bosna und der Zaza“ gutgelaunt den eigenen Status zelebrieren. Veysel macht sich dabei zwar wahlweise in Boss oder Prada Nicki Minaj klar, muss sich aber ansonsten Celo geschlagen geben, der einen sehr guten Gastpart aufgenommen hat. Ansonsten beweist Veysel auch hier ein gutes Händchen für Hooks und fügt seinem etwas durchschnittlicheren Part einen umso besseren Chorus bei.

04. Im Ghetto geboren

„Im Ghetto geboren“ rotiert bereits seit über einem Jahr auf Youtube und kann zu diesem Zeitpunkt beeindruckende 4,2 Millionen Views vorweisen. Wie bei „Kein Blatt vor dem Mund“ handelt es sich bei „Im Ghetto geboren“ um ein knallhartes Street Brett, das vielleicht sogar noch ein wenig wütender und kompromissloser daherkommt. Ein übel gelaunter Veysel beschreibt seinen von Kriminalität geprägten Alltag und zerreißt mit seiner Energie den eh schon wahnsinnigen Beat (im Original: EminemBagpipes from Baghdad). Zwar sitzt hier nicht jede Silbe optimal, jedoch lebt der Track vor allem von der druckvollen Power Performance des Azzlackz, der hier all seine Wut auf zwei harten Strophen rauslässt. Somit präsentiert „Veysel Capone“, der bei den Aufnahmen zu „Im Ghetto geboren“ noch im offenen Vollzug der JVA saß, eine weitere überzeugende, dreckige Straßenhymne direkt aus dem Altendorfer Ghetto in die Welt.

05. Morgen wird es besser (feat. Haftbefehl)

Auf „Morgen wird es besser“ überrascht der sonst so raue Veysel mit einem entspannten und lockeren Gute Laune Track. Zwar wirkt der Song durch seinen sommerlichen Vibe zunächst etwas ungewohnt zum bisherigen Werk des Esseners, jedoch überzeugt der Azzlack auch hier mit einem überzeugenden Part sowie einer richtig guten Sing Sang Hook. Zudem erkennt man an der passend eingesetzten Bridge zum Ende des Tracks, dass Veysel gelernt hat, echte Songs zu schreiben, die sich von der gängigen 16 Zeilen & Hook Formel absetzen. Baba Haft schließt mit seinem Verse an die lockere Grundhaltung des Tracks an, auch wenn er eher einen seiner schwächeren Parts abliefert.

Auch M3 beweist ein Mal mehr seine musikalische Vielseitigkeit und liefert mit dem warmen Beat die treffende Untermalung für die positiven Kopf Hoch Lyrics des Esseners. Somit sticht „Morgen wird es besser“ zwar thematisch ein wenig hervor, reiht sich aber durch das samplelastige Instrumental passend in das weitere Soundbild des Mixtapes ein und erinnert von von seiner Soundästhetik an alte G-Unit Glanzzeiten. Definitiv ein Highlight des Mixtapes.

06. Glamour Life (feat. Abdi)

„Glamour Life“ leitet die nun etwas ruhigere Phase des Mixtapes ein. Veysel und Abdi reflektieren ihre Vergangenheit samt Schulzeit und stellen sich die Frage, ob sich eine kriminelle Karriere mehr lohnt als der gewöhnliche schulische Bildungsweg. Dabei nehmen die Beiden in dem Song gegensätzliche Positionen ein: während Veysel’s Charakter den gesetzeswidrigen Weg einschlägt („Ich sag: Fick die Schule. Ich mach mit Yayo Geld“), widersteht Abdi mit einem sehr schönen Gastbeitrag der Verlockung des schnellen Geldes und entscheidet sich für den Schulstress. Lex Barkey liefert mit seinem verträmuten Beat abermals eine hochwertige musikalische Untermalung zum Storytelling Track und Veysel besorgt einmal mehr eine tolle Hookline. Ein weiterer guter Track also, zu dem auch bald ein Musikvideo erscheinen soll.

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass „43 Therapie“ nach knapp einem Drittel Spielzeit einen sehr guten Start hingelegt hat.

07. Kein Mann (feat. Asli)

In „Kein Mann“ widmet sich Veysel den Problemen zwischen Mann und Frau und erzählt, welches Fehlverhalten Männer und Frauen seiner Meinung nach an den Tag legen. Im Gegensatz zu anderen Rappern, die nur allzugerne die Fehler der weiblichen Seite auflisten, betrachtet Veysel das Thema Beziehungs erfreulicherweise nicht nur aus der Männerperspektive, sondern kritisiert in der ersten Strophe auch untreue und verantwortungslose Männer und nimmt somit einen neutralen und vernünftigen Standpunkt ein:

„Was ist das für ein Vater, der nicht seinen Sohn liebt
und lieber im Casino auf Schwarz oder rot spielt.“

Technisch nimmt sich Veysel hier ein wenig zurück und konzentriert sich auf seine erwachsen klingenden Argumente, die nur selten ins Phrasenhafte abschweifen und insgesamt sehr authentisch wirken. Zudem belässt er es nicht dabei einfach nur mit erhobenen Zeigefinger zu tadeln, sondern versucht gleichzeitig auch Hoffnung und bessere Aussichten zu vermitteln. Die gesungene Hook ist sicherlich Geschmackssache, passt allerdings gut zum nachdenklichen Grundtenor des Tracks. Auch der Beat passt sich der Thematik an und bleibt mit seinen subtilen Streicher-und Pianoklängen dezent im Hintergund. Folglich springt ein ordentlicher und unpeinlicher Song zum Thema Beziehung & Liebe heraus, der vielleicht nicht so spektakulär wie die bisherigen Tracks anmutet, aber ebenfalls seine Qualitäten vorweisen kann.

08. Audiovisuell

In „Audiovisuell“ schenkt uns Veysel in der ersten Strophe einen Einblick in seine Welt und sein bisheriges trostloses Leben, in dem sich alles um das nackte Ǔberleben sowie das schnelle Geld drehte. Dabei verpackt er seine Beobachtungen und das Erlebte in stimmige, schonungslose und atmosphärische Bilder: wenn Veysel von seiner Mutter erzählt, die Putzen gehen muss, während Andere den Mercedes aus der Garage fahren, dann kann man seinen Frust und die Resignation über das soziale Dasein förmlich spüren. Im zweiten Part schließt Veysel mit seinem alten Leben ab um sich seiner Zukunft als Rapper zu widmen, auch wenn man den Eindruck gewinnt, dass er den Schmerz aus vergangen Tagen immer noch in sich trägt. Zum wiederholten Male gelingt dem Essener dabei eine Spitzen Hook:

Willkommen in meiner Welt, Hass und Schmerz. Audiovisuell.
43 Therapie. Hier wird jeder schnell kriminell.“

Ein guter, introspektiver Track, der sich dem Thema „Straße“ mal aus einer anderen Sichtweise nähert und die Schattenseiten in den sozial schwächeren Gegenden näher beleuchtet.

09. Mama hatte Recht

Wenn ein Streetrapper einen Titel wie „Mama hatte Recht“ veröffentlicht, hat man immer ein wenig die Befürchtung, dass dann ein kitschige und klischeebeladene Ode an die Erzeugerin folgen wird. Veysel jedoch verzichtet angenehmerweise bei seinem Eltern Track gänzlich auf unnötigen Pathos und hat einen tollen und ehrlichen Song über seine lebhafte Vita geschrieben. Anstatt seine vergangenen Taten als Jugendsünden zu verharmlosen, spricht Veysel selbstkritisch und erwachsen über seine kriminelle Laufbahn und seine weinende Mutter. Zudem richtet sich der Essener sympathischerweise direkt an die Kids und rät ihnen auf die Eltern zu hören und den Verlockungen der Straße zu widerstehen. Da sich das melodische Instrumental ebenfalls optimal Veysel’s Erzählungen anpasst, handelt es sich bei dem Track um einen weiteren starken Anspielpunkt des Mixtapes.

10. Essen-West-Berlin (feat. B-Lash)

Nach einer etwas ruhigeren und persönlicheren Phase des Mixtapes, folgt nun wieder ein härterer Track: Veysel, der öfters in Berlin weilt, macht auf „Essen-West-Berlin“ die Hauptstadt unsicher und bringt einen starken Part. Auch B-Lash macht seine Sache gut und liefert einen ordentlichen, wenn auch nicht sonderlich spektakulären Gastauftritt ab.

11. Bulgaren Skit

Ein Skit, den man ohne Weiteres einfach skippen kann.

12. Vesh Vesh (feat. Muro)

„Vesh Vesh“ ist ein weiterer solider Representer der Marke „Entweder Rap oder Coke Boobles“, der jedoch insgesamt etwas unspektakulär und vorhersehbar vor sich hin plätschert und daher eher als eigentlich verzichtbarer Lückenfüller dient.

13. Rauch in der Lunge (feat. Deha)

Auf Rauch in der Lunge schildert Veysel seinen bisherigen Alltag im Großstadt Dschungel aus einer sehr melancholischen Perspektive. Beinahe schon resigniert illustriert der Azzlack seine düstere Welt in der Tickereien, Schule schwänzen und der Verrat auf der Straße an der Tagesordnung sind und man Weed konsumiert um den Frust in der Seele zu betäuben. Veysel’s Kollege Deha teilt im Wesentlichen das gleiche Schicksal in Essen und kann ebenfalls von Haze Business, SIM Karten Wechsel sowie einer enttäuschten Mutter berichten und macht seine Sache dabei recht ordentlich. Beattechnisch verstärkt ein Violinen Einsatz den tristen Charakter des Songs. Fazit: ein weiterer solider Mixtape Track, auch wenn sich die Thematik inzwischen leicht wiederholt.

14. Jackpot (feat. Crackaveli)

Auf „Jackpot“ geben Veysel und und Crackaveli jeweils eine astreine Gauner Story zum Besten, die dank dem entspanntem Sample Beat eher unterhaltsam denn gefährlich oder bedrohlich anmutet. Veysel berichtet über einen Diebstahl Coup im Apple Store und schafft es seine Story rund um gestohlenes High Tech dank kleiner Details spannend zu gestalten. Crackaveli macht, bewaffnet mit einer Brechstange und einer Telefonkarte, derweil die Nachbarschaft unsicher und nistet sich in einer Designer Bude ein. Der Berliner Rapper ist sichtlich bemüht und liefert sogar eine kleine „Da Rockwilder“ Hommage ab, sein Rapstil bleibt aber weiterhin Geschmackssache, so dass Veysel hier klar die Nase vorn hat.

15. Kugelhagelrap Pt. 2 (feat. MC Bogy)

2010 namen Veysel und MC Bogy einen Track namens „Kugelhagelrap“ auf. Auf „43 Therapie“ gibt es nun den zweiten Teil der Kollabo, auf dem die Beiden über Prodigy’s „Wat U Rep“ vom „H.N.I.C.“ Album ein paar Weisheiten ins Mic rappen. Dabei kommt ein ordentlicher, wenn auch sehr typischer Mixtape Track heraus, der insgesamt ein wenig skizzenhaft wirkt, auch wenn man sich über einen neuen Part des Atzenkeepers freuen darf.

16. Zazalogie (feat. Torro West)

Auf einem grandiosen orientalisch angehauchten und epischen Beat blickt Veysel noch einmal auf erste Rapversuche vor dem heimischen Spiegel zurück und träumt hinsichtlich der kommenden Rapkarriere selbstbewußt von einem Haus am Strand in Katar. Veysel’s Kollege Torro West gibt sich auch redlich Mühe, weist aber dann doch technische Schwächen auf und fällt im Vergleich zu Veysel mit seinem Beitrag etwas ab. Somit bleibt ein guter Track, der vor allem durch seinen guten Beat und Veysel’s Performance hervorsticht.

17. Ne Runde Karten King spielen

Ein weiterer Skit.

18. Schmuggel

Mit dem schon länger bekannten „Schmuggel“ hat Veysel einen weiteren guten Track auf der Habenseite: auf dem „Latunza Hit“ Beat vom Wu Syndicate erzählt der Azzlack in bester Ghostface Killah Manier eine weitere dichte und irrwitzige Story rund um wertvolle Schmugglerware und entsorgte Leichen auf dem Schweinehof. Highlight der Geschichte: Veysel trifft auf einen pakistanischen Taxifahrer, der als verdeckter Ermittler agiert und versucht ihn auszufragen. Ebenfalls sehr cool, weil inzwischen eher ungewohnt: im alten Wu-Tang Clan Stile verzichtet Veysel zugunsten der Kontinuität der Story auf eine Hook. Weiterhin hat er auch hier wieder einmal einen stimmiges Sample Instrumental gepickt, das sich trotz seines Alters, hervorragend in das sonstige Soundbild einfügt und die passende Untermalung für Veysel’s kriminelle Machenschaften darstellt.

19. Badehose Skit

Veysel wird angerufen und darum gebeten 5 neue Badehosen zu liefern. Dabei könnte es sich gut um eine Dechiffrierung in Dealerkreisen handeln.

20. Muro – 28 Mermis

2010 durfte sich Veysel auf dem Manuellsen Album „M.Bilal 2010“ ganz am Ende des Albums mit dem Solotrack „Lieben & Hassen vorstellen und seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nun bestreitet Veysel den selben Weg und gibt seinem Schützling Muro eine Plattform um sich Rapdeutschland zu präsentieren. Der Solotrack, bei dem* Muro*, wenig überraschend aus dem Leben eines Dealers plaudert, ist dann auch recht anständig, auch wenn noch deutlich Verbesserungsbedarf besteht. Die ein oder andere gute Zeile blitzt aber zwischen der altbekannter Dealer Rhetorik auf.

21. Outro

Auf dem von Lex Barkey epochal produzierten Outro richtet sich Veysel nochmal an seine Zuhörerschaft und bedankt sich bei Allah, seiner Familie, seinen Freunden und sogar seinen Feinden. Ebenfalls ein schöner Zug: der charismatische Essener nimmt sich auf dem Outro die Zeit um all seine Featuregäste nochmals zu erwähnen. Somit bekommt man zum Ende noch ein gelungenes und harmonisches Outro, das das Mixtape optimal abschließt.

Fazit:

Veysel liefert mit „43 Therapie“ ein sehr stimmiges und überzeugendes Mixtape ab, das man ihm vielleicht vor einiger Zeit in dieser Form noch nicht zugetraut hätte. Der Essener zeigt sich dabei in allen Belangen stark verbessert und schafft es mit seiner enormen Präsenz und seinem Charisma das Mixtape zu tragen. Zwar bietet Veysel inhaltlich nicht unbedingt Neues und verlässt sich teils auf die bekannten und bewährten Straßenfloskeln und Kampfansagen, jedoch verpackt der Essener seine ereignisreiche Straßen-Biografie in stimmige und atmosphärische Bilder und hat ein Talent dafür für seine Storys spannend und unterhaltsam zu initiieren. Zudem verfolgt das Mixtape mit seinen teils harten und teils ernsten Tracks ein stringentes und gut durchdachtes Konzept, das man für ein Mixtape nicht unbedingt erwarten würde. Veysel zeigt sich dabei vielseitig und im Gegensatz zu anderen Street Rappern, die bei ernsterem Storytelling unnötig kitschig und pathetisch daherkommen präsentiert sich Veysel als begnadeter Erzähler, der stets authentisch aber nie glorifizierend präsentiert.

Doch auch musikalisch hat sich Veysel gesteigert: neben seiner prägnanten Stimme hat er auch seine Raptechnik auf ein amtliches Niveau mit Wiedererkennungswert gehoben, variert seine Reimtechniken und hat vor allem ein sehr gutes Geschick für einprägsame Hooks. Zudem beweist der Essener mit der tiefen Bass Stimme auch ein gutes Gespür für die richtigen Beats und hat sich für sein Debut Release ein kohärentes und hochwertiges Soundbild zusammengestellt, auf dem seine Streetansagen und Storyteller Tracks optimal zur Geltung kommen.

Wenn man etwas bemängeln will, dann dass sich trotz aller Vielseitigkeit einige Ansagen im Laufe des Mixtapes wiederholen und man den Release hätte um 2-3 Songs straffen können. Auch kann nicht jeder Featuregast überzeugen. Insgesamt ist „43 Therapie“ aber qualitativ schon auf Albumniveau: im Hinblick auf ein kommendes „richtiges“ Album, welches Veysel schon mit dem Namen „Audiovisuell“ angekündigt hat, müsste man nur die die Amibeats auswechseln und 2-3 Lückenfüller streichen. Ansonsten ist „43 Therapie“ aber schon ein mehr als amtlicher und hochwertiger Release, mit dem sich Veysel endgültig etablieren wird.