Review: A$AP Rocky - LongLiveA$AP

Image and video hosting by TinyPic

Na endlich! Als A$AP Rocky im Frühling von 2012 sein Debüt-Album für den Juli ankündigte, hat mit Sicherheit niemand mit einem Aufschub von mehr als einem halben Jahr gerechnet. Danach sollte es zunächst am 11. September, dann an Halloween erscheinen, was jedoch ebenfalls nicht realisiert werden konnte. Kurz vor Weihnachten leakte Rockys „LongLiveA$AP“ dann ins Netz, noch bevor ein offizielles Veröffentlichungsdatum bekannt war. Seit Freitag ist das lang erwartete Projekt offiziell erhältlich. Grund genug also, um das erste Album des MCs aus Harlem genauer unter die Lupe zu nehmen.

A$AP Rockys phänomenaler 3 Millionen Dollar Vertrag mit RCA Records, den er im Früherbst 2011 unterschrieben hatte, hatte seiner Zeit aufgrund des relativ geringen Materials, was zu dieser Zeit von Pretty Flacko kursierte, natürlich Scharen von Skeptikern auf den Plan gerufen. Als jedoch gegen Ende 2011 sein erstes Mixtape „LiveLoveA$Ap“ erschien, viel es selbtst den härtesten Zweiflern schwer, den jungen Rapper nicht als einen der innovativsten Künstler der jüngeren Zeit ernst zu nehmen. Das Mixtape wurde an allen Fronten der Rap-Medien gefeiert und zeigte, dass Rocky noch weitaus mehr zu bieten hat, als seine erste große Single „Peso„. Binnen kürzester Zeit schaffte A$AP Rocky es eine globale Fangemeinde aufzubauen und gleichzeitig auch den Rest seines A$AP Mobs der 〓ffentlichkeit vorzustellen. Das A$AP Mob Mixtape „Lords Never Worry„, was in gewisser Weise als Verkürzung der Wartezeit auf Rockys Album diente, konnte allerdings nicht mal im Ansatz mit „LiveLoveA$AP“ mithalten. Die Features und die Produktionen auf dem Mixtape waren nur zu 50 Prozent interessant und letztendlich entpuppte sich A$AP Ferg als das einzige A$AP Mob-Mitglied, das mit A$AP Rocky einigermaßen Schritt halten kann.

Im Oktober 2012 erschien mit „Fuckin‘ Problems„, neben bereits bekannten Songs wie „Goldie“ und „PMW„, die erste Single des Albums, die mit Drake, 2 Chainz und Kendrick Lamar als Feature-Gäste bespickt war. Ein Posse-Banger, der einigen A$AP-Anhängern jedoch (wahrscheinlich auch wegen Drakes Beitrag) zu poppig geraten war und einen Major-Sell-Out á la Wiz Khalifa befürchten ließ. Doch A$AP Rocky lieferte weiter ab und zerstörte jegliche Skepsis an seinem Produkt, als er kurz vor Weihnachten, nachdem das Album geleakt wurde, das Video zu dem Titel-Track von „LongLiveA$AP“ veröffentlichte. Der Track beruht auf einem wahnsinnig interessanten und mystischen Beat von Jim Jonsin und Rico Love, der A$AP Rockys Flow perfekt unterstreicht. Auch die melodische Hook, die den ruppigen Beat unterbricht und die Rocky selber singt, macht diesen Song zum perfekten Einstieg in das Album.

Clams Casino, der auf „LiveLoveA$AP“ für den Großteil der Produktionen verantwortlich war und dadurch nicht unwesentlich an der Entwicklung von A$AP Rockys Sound beteiligt war, ist auf dem Album mit zwei Produktionen vertreten. Der Track „LVL“ knüpft wunderbar an dieses Soundbild an, doch der darauf folgende Track „Hell„, bei dem Santigold die Hook übernimmt und auch eine kurze Strophe zum Besten gibt, wirkt relativ uninteressant und langweilig, was weniger an Rockys Raps liegt, sondern eher an dem schleppenden Synthie-Beat und dem herzlosen Beitrag von Santigold. „I Come Apart„, der gemeinsame Track mit Florence Welch von Florence + The Machine, der das Album abschließt, spielt wiederum mit seinem poppigen Arrangement und der überaus Top 40-tauglichen Hook den Leuten in die Karten, die Rocky vorwerfen, mittlerweile voll und ganz den Spielregeln des Mainstream verfallen zu sein.

Im Gegensatz dazu überrascht die im Vorfeld zu Recht skeptisch betrachtete Zusammenarbeit mit Dupstep Produzent Skrillex durchaus positiv. Obwohl der Beat kaum zum darüber rappen einlädt, zeigt Rocky wie anpassungsfähig seine Flows sind und wie ambitioniert er an derartige Crossover-Projekte herangeht. Ein Highlight stellt Rockys Zusammenarbeit mit MMGs Gunplay und dem eingangs erwähnten A$AP Ferg dar. Ǔber den bedrohlichen Beat von V Don und Rocky selbst, liefern die drei MCs, dass ab, was sich wohl jeder Fan von dieser Kollaboration versprochen hat.

Der Track „Pain“ featuring OverDoz ist der einzige große Fehltritt auf „LongLiveA$AP„. Der Beat von Soufien 3000 hört sich an, als hätte er ihn ursprünglich für Tyler, The Creator komponiert. Die tief-gepitchten Stimmen verstärken diesen Eindruck noch.

Was die Features auf „LongLiveA$AP“ angeht, ist „1 Train“ der wohl bemerkenswerteste Track. Yelawolf, Big K.R.I.T., Kendrick Lamar, Action Bronson, Danny Brown und Joey Bada$$ geben sich auf diesem wunderbaren Old-School-Beat von Hit-Boy die Ehre. Das bemerkenswerte bei diesem Track und auch bei jedem anderen Track, der Features enthält, ist, dass A$AP Rocky nie in den Hintergrund gerät und zuverlässig die Richtung bestimmt.

Auch wenn A$AP Rocky oft vorgeworfen wird, er hätte keine lyrische Tiefe in seinen Texten oder würde mittlerweile nur noch von seinem neu erlangten Reichtum rappen, schafft er es auf „LongLiveA$AP“ auch diese Vorwürfe zum größten Teil zu widerlegen. Denn neben den Bangern, die von Mode, Weed und Frauen handeln, sind ebensoviele aussagekräftige Tracks enthalten, die vom aufwachsen in Harlem, seinem raschen Erfolg, der die diverse Hater mit sich brachte und seinen musikalischen Einflüssen außerhalb von New York handeln.

Generell betrachtet ist „LongLiveA$AP“ zu etwa einem Drittel von einem ähnlichem Sound wie auf „LiveLoveA$Ap“ geprägt. Doch gerade die Tracks die eher in Richtung eines „Goldie“ oder „Fuckin‘ Problems“ gehen, zeigen eine triumphale Weiterentwicklung von Rockys Kreativität und gleichzeitig ein großes Potential für zukünftige Projekte. A$AP Rockys größte Stärke ist es, sich in jedes Setting mit anderen Rappern einzupassen und komplizierte Beats mit schlauen Flow-Strukturen zu umgeben.

Dennoch wird das Album den großen Erwartungen, die durch die lange Wartezeit daran gestellt wurden, nicht vollends gerecht. Abgesehen von den Tracks die bereits im Vorfeld veröffentlicht wurden, sind nur die Hälfte der sonstigen Tracks wirklich interessant bzw. die Kluft zwischen einigen Tracks ist einfach zu groß. Die Einen sind großartig produziert und beinhalten inspirierte Lyrics, während die Anderen lahme Beats und langweilige Texte vorzeigen.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „LongLiveA$AP“ um ein „must-hear“ für jeden Hiphop-Fan, da das Album die Manifestierung einer wichtigen Weiterentwicklung für Rap darstellt. Genau wie Kendrick Lamar mit seinem Album „good kid, m.A.A.d. city“ den neuen Sound der Westküste definiert hat, sind A$AP Rocky und sein A$AP Mob die neue Stimme New Yorks.