Mixtape Review: JAW - Gehirn In Den Mixer (Extended Version)

Gehirn In Den Mixer (Extended Version)
Gehirn In Den Mixer (Extended Version)

Nachdem der Freiburger JAW bereits im letzten Jahr mit seinem Release „Schock für Leben“ für Aufsehen sorgen konnte, steht nun sein neues Mixtape „Gehirn in den Mixer“ in der Extended Version in den Startlöchern. Dabei bleibt er seiner Linie treu und bringt sehr kranke und verrückte Lyrics, die er mit viel Wortwitz und treffenden Punchlines ausstattet. Inhaltlich setzt sich der Rapper dabei gerne mit psychischen Problemen, Depressionen und persönlichen Krisen auseinander. So rappt er in ‚Zwei Tode‘ über Suizid, während er in ‚Arztbesuch‘ ein Zwiegespräch mit seinem Doktor (JAW als sein Aka Doktor Jotta) führt, das ihn aber keine Klarheit hinsichtlich seiner Probleme bringt. Auch ‚Untergrund Sklaven‘ besticht durch einen melancholischen und ernsten Grundton. JAW aber auf ernste Texte zu reduzieren wäre fatal. So fällt der Rapper besonders mit seinen vielen ausgefallenen Ideen und seinem Humor auf, mit dem er zum Beispiel den Track ‚Dinge Passieren‘ veredelt und den Song damit zu einem Highlight des Mixtapes macht. Auch ?Alles Was Du Willst‘ mit seinem Partner von PCP (Projekt Chaos Punks) Rynerrr gehört zu den besten Tracks des Albums, wobei vor allem Rynerrr mit einem sehr guten Part überzeugen kann. Zudem versteht sich JAW auch auf angriffslustige Battletexte, wie zum Beispiel auf ?Amerikas Schwanz?, auf dem er unter anderem mit der deutschen Rapszene abrechnet und mit guten Lyrics begeistern kann.

Raptechnisch gesehen kann JAW auf dem gesamten Mixtape glänzen und schafft es seine vielen verrückten Texte auf technisch hohem Niveau zu präsentieren.Wenn man JAW mit jemanden vergleichen will, so kommen der frühere Eminem und Olli Banjo am ehesten in Frage. Durch die lustigen Texte lassen sich die düsteren Themen leichter verdauen und JAW versteht es auf unterhaltsame Weise den Hörer an seinem Leben teilhaben zu lassen und ihn weitestgehend fesseln. Nur auf gesamter Albumlänge wirken JAW?s von Depressionen und Psychosen geprägte Lyrics ein wenig anstrengend, so dass Hörpausen durchaus angebracht sind.

Hinsichtlich der musikalischen Untermalung lässt sich sagen, dass JAW zu seinen Themen die passenden Beats ausgesucht hat. So wurde beispielsweise der sehnsüchtige Rückblick auf die Kindertage in ‚Jung und Dumm‘ mit einem leicht melancholischem Instrumental ( Biz Markie – Just A Friend) versehen. Auch das Intro sowie das Outro des Mixtapes kommen vom Soundbild her mehr als anständig rüber. Allerdings wirken viele Beats oft recht unspektakulär, so dass das Ergebnis bezüglich des Klangbildes eher zwiespältig ausfällt.

Alles in Allem ist „Gehirn In Den Mixer“ ein überzeugendes Mixtape, das zwar durch die pessimistische Grundausrichtung sehr ungewöhnlich daherkommt, aber durch einen starken Hauptakteur glänzen kann. JAW zeigt raptechnisch sowie inhaltlich eine gute Performance und kann insbesondere mit seinen innovativen und humorvollen Texten punkten. Selten zuvor lagen Depressionen und Witz so eng beieinander. Nur die ausgewählten Beats können nicht ganz überzeugen und lassen Raum für Verbesserungen übrig. Insgesamt aber stellt „Gehirn In Den Mixer“ einen interessanten Release mit vielen Highlights dar und JAW einen Rapper, auf dem man in Zukunft achten sollte.