Review: Taichi ? Therapie

"Therapie"
"Therapie"

Ich bin eigentlich nie so richtig mit Taichi warm geworden (homophobe Phrase bitte hier einfügen). Und irgendwie entsprach mir das Gesamtbild immer zu sehr einem deutschen Abziehbild aus dem Purple City/Dipset-Sammelalbum respektive Internetrapper ohne jegliche Innovation oder Kreativität. Ich will hier auch gar nicht darüber schreiben, dass der Berliner mittlerweile das 5 XL-Shirt gegen slim-fitted Christian Audigiers getauscht hat und so – zumindest modemäßig – immer noch im Dipster-Fahrwasser mitschwimmt. Vielmehr geht es um ?Therapie?, das mittlerweile fünfte Taichi-Album

Also: Platznehmen auf der Ledercouch und los geht das. Thematisch dreht sich auf ?Therapie? eben alles um Dinge, die einen Mitzwanzig-Rapper so beschäftigen: die Liebe, das Leben – und erstaunlich oft der Tod wie etwa auf ?Ein Tag?. Aber auch sonst fährt Taichi eine weitgefächerte Themenpalette auf, was man ihm in diesen Tagen schon hoch anrechnen muss. ?Bruder? mit MOK etwa behandelt gekonnt die Thematik der ?Prison Break?-Serie. Und wirklich sehr überrascht war ich von ?Die Welt ist verrückt?: hier rappt Taichi aus der Welt von Zwangsneurotikern, die sich ängstlich in ihrer ganz eigenen Welt bewegen. Solch innovative Themen sucht man im hiesigen Rapgeschäft meistens vergebens.

Musikalisch hat Yanek wieder einen guten Job gemacht und verpasst ?Therapie? ein durchweg passendes Soundbild. Wobble-Bassabfahrten mit Kicks die in Richtung Magengegend schlagen hat der Nachwuchsproduzent ebenso drauf wie dramatische Pianobeats, welche Taichi genug Platz zur Entfaltung der ernsteren Themen lassen.

Und auch der Titelsong ?Therapie? wäre gar nicht so schlecht, würde die Hook nicht durch talentfreien Singsang verschmutzt. Gepaart mit dem phasenweise auftretenden Japps- und Stöhnflow, welcher auf ?Achtung? mit dem verschollen geglaubten Kobra seinen Höhepunkt erreicht, hinterlassen leider auch noch einige weitere Songs auf ?Therapie? einen faden bis sehr verblassten Nachgeschmack. Und genau das ist das große Problem welches Taichis? ansonsten recht gelungene ?Therapie? überschattet: denn nach den 21 Tracks bleibt nicht wirklich etwas hängen im Kopf des Hörers. Eigentlich schade, denn rappen kann er ja. Christian Audigier-Shirts hin oder her.

Bewertung: 3,5 von 6
Bewertung: 3,5 von 6

By Jan Wehn