Review: Cajus - Planet Cajun

Planet Cajun
Planet Cajun

Cajus kommt direkt vom Blumentopf-Universum mit seinem intergalaktischem, unbekanntem Flugobjekt, wirft zwischenzeitlich die Kollegen Roger und Sepalot ab, um schnurstracks auf dem Planeten Cajun angedüst zu kommen. Natürlich nur in Frieden. Versteht sich von selbst. Nachdem man sich bei den Rap-Gärtnern mit fünf Studioalben und unendlicher Live-Erfahrung schon einen mehr als nur angesehenen Namen machen konnte, war es nur eine Frage der Zeit, wann man temporär auseinander geht um sich auf einem Nebenspielplaneten auszutoben. Den steinigen Weg zur fertig gepressten LP lies sich in einem fünfteiligen Videoreport für Interessierte auf der ebenso futuristisch gestalteten Homepage verfolgen.

Und schon die eröffnende Single in Verbindung mit obligatorischem Videoclip und Titeltrack ‚Planet Cajun‚ weiß zu zeigen ? dieser Rundling schlägt eine völlig andere Richtung als die des Hauptprojekts ein. Übrigens eine sehr gute Wahl für eine Single. Hier stehen primär verspielte, elektronische, spacige Beats aus dem Hause Bubu Stylez, der nebenbei noch für Orange Sun tätig ist, auf dem Verspeisungsplan. Smoothe, entspannte Sepalot-Beats finden sich hier nur noch in der Attitüde des Albums wieder. Das soll aber nicht heißen, dass man verlernt hat, wie richtig dicke old-schoolige Kopfnicker-Beats funktionieren. Im Verlauf des einstündigen Rundlings bleibt der Kopf des geneigten Hörers nur ganz selten in Horizontallage. Wer da die Füße still halten kann, dem sei nicht mehr geholfen.

Ja, er flowt. Und wie er flowt. Und das Besondere an der Sache ? es klingt, als ob er uns das nebenbei bei ’nem Bierchen in der heimischen Kneipe erzählt. Ganz locker aus der Hüfte, verdammt flüssig, sehr glaubwürdig. Vom Rap-Fluss her lässt sich Cajus sicherlich in die erste Liga des Raps einordnen. Grundtenor des Albums sind hauptsächlich positive Vibes, was sich auch in der krassen Präsentation der Texte widerspiegelt. Allerdings vergisst er nie dabei, dem Hörer immer ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern ohne in Klamauk abzudriften oder albern zu wirken. Abwechslung erreicht er durch diverses Spielen mit seiner Stimme oder verschiedenen Verzehrern. Klar, auch er vermag sich mit Selbstlob zu überschütten, macht das aber auf eine sehr sympathische Art und Weise. Selbst kritische Tracks der Marke ‚Meine Welt‘ klingen nie zu erdrückend oder depressiv, trotz des negativen Textes in dem er mit seiner Umwelt abrechnet, das ironische ‚Kuck mal‘ („Bei aller Bescheidenheit wollte ich auch die Welt retten, nur hab ich mir dann gedacht, es kann sich nur jeder selbst retten“), das unter die Haut gehende ‚Kerzenlicht‘ oder das Zwiegespräch ‚Auf und ab‘ – „Gut gegen böse“, Cajus gegen Orange Sun ? verdammt cool gemacht. Desweiteren heben sich das tanzbare ‚Akku‘, das groovige ‚Besser denn je‘, das jazzige mit sanften Trommeln unterlegte und sehr chillige ‚Blau‘ oder das von stimmungsvollen Percussions eröffnende ‚Das Ding‘ (neben Cajus himself und Bubu Stylez zusätzlich von Niki Kampa produziert) vom Rest ab. Zusätzlich kann ‚Zeig mir‘ aufgrund der Drum’n’Bass-Einflüsse, ja, fast schon House-Sounds, gekoppelt mit dezent dem Rhythmus von Indie-Rock-Elementen, überzeugen.

Bei einer Länge von 18 Songs darf man natürlich nicht eine lückenlose Hitdichte erwarten, so sind auch schwächere Nummern vertreten wie ‚Last Minute (Feat. Minute)‘ oder das beinahe schon kitschige ‚Mehr von dir‘, die durch die Gehirnwindungen hindurchfliegen. Gelegentliche Verschnaufpausen verschaffen drei Skits, die aber mehr als belanglos einzustufen sind. Auch wenn Cajus seinen Flow raushaut als hätte er eine Granate mit gezogenem Stift in der Hand, offenbart sich der Münchener als Geizhals in Bezug auf Feature-Partner. Neben den schon erwähnten Minute und Orange Sun, der gleich zweimal ran durfte, hat es nur Catrin von Spannenberg auf Startposition Nummer 16 bei ‚Kommt und geht‘ als stimmliche Ergänzung auf das Album geschafft (Ohrwurm!). Und wenn wir schon mal beim Thema Singen sind ? wo es sonst peinlich ist, wenn Rapper singen, kann Cajus, genauso wie übrigens Roger bei dem derzeit „Alles Roger“ ist, sein Gesangstalent zeitweise zur Show stellen. Zum Schluss kann zusammenfassend gesagt werden, das sich der Blumentopf-Recke vor allem durch seine spacigen, zu Teilen innovativen Beats und Instrumentals von der riesigen Rap-Quantität absetzen kann. Wer sich seit gut 18 Jahren im Rap-Biz aufhält, weiß wie man ’ne gute Scheiblette abliefert. Er kann dem Zuhörer ein dauerhaftes Schmunzeln bescheren und selbst Gesellschaftskritik präsentiert er in einem eher lockeren Gewand. Für Topf’ler ein Pflichtkauf!

Bewertung: 4 von 6
Bewertung: 4 von 6

By: Daniel Schmidt