Review: Nas - Untitled

Das prüde Amerika hat aus dem Wort „Nigger“ ein unauffälliges Untitled gemacht. Nas inzwischen zehntes Studioalbum hat schon vor Veröffentlichung für mehr Furore gesorgt als einige andere Alben. Man könne ein Album nicht „Nigger“ nennen. Bloße Provokation und einziger Marketing-Trick lauteten die Vorwürfe.
Provokant wäre es schon gewesen, den Namen für das Album zu behalten und nicht (aus Trotz) an das kurz vorher erschienene Mixtape mit DJ Green Lantern abzugeben. Jedoch wäre es auch berechtigt gewesen, denn wie man es von Nas gewohnt ist, erwarten einen auf der Platte nicht irgendwelche Club-Banger, sondern durchdachte Lyrics, die kein Blatt vor den Mund nehmen und auch explizit Namen zu den Anschuldigungen nennen.
Dieses Mal treffen Nas Aussagen kurz vor den US-Wahlen mit ?Hoffnungsträger? Barack Obama genau den Puls der Zeit in den Staaten. Sind die USA für einen schwarzen Präsidenten überhaupt bereit?

Nas ist sich da nicht so sicher. ?KKK are thinkin? What the fuck? Loadin? their guns up? heißt es in dem Track ?Black President?, der ausdrücklich das Thema Obama behandelt und Tupac in der Hook sampelt mit den Worten ?Although it seems heaven-sent, we ain’t ready, to have a black president!?.
Ganz eindeutig Barack Osama äähhh Obama. Solche lustig makaberen Tippfehler kommen wohl auch öfters beim republikanischen US-Fernsehsender Fox vor. Unfairer Wahlkampf sind hier keine unausgesprochenen Vermutungen und werden von Nas in seinem Song ?Sly Fox? behandelt, in dem MySpace-Besitzer Rupert Murdoch auch in die Schusslinie gerät.

Ein wenig Entspannung findet man auf dem Track ?Testify?, und zwar aufgrund des extrem relaxten Beats. Langsam, sanfte Snare, Piano? Musikalisch gibt es sowieso kaum Ausfälle auf ?Untitled?. Einzig ?Sly Fox? könnte durch das Gitarren-Riff einige Menschen nerven. Guckt man sich jedoch das Musik-Video dazu einmal an, ist dieser negative Aspekt wieder ausgeglichen.

Was Nas hier als zehntes Album abliefert, ist sehr solide und liegt überm Durchschnitt. Nas ist einer der besten Rapper in den Vereinigten Staaten, das braucht er keinem mehr beweisen. Er pickt stilsicher die passenden Beats, schreibt Storytelling-Texte die ihres gleichen suchen und presst diese dann mit seiner Stimme auf die Musik. Das hier eine Nachricht vermittelt werden soll und nicht zum Tanzen oder Kopfnicken animiert wird, ist für Nas nichts Ungewöhnliches, lässt aber auch ein wenig Abwechslung vermissen. Das ist der einzige kleine Wehrmutstropen.

Bewertung: 4 von 6
Bewertung: 4 von 6

By: Florian Müller