Von Vader bis Tanga Lilly: 12 rare Bushido Songs

Wenn Bushido heutzutage einen Song veröffentlicht, sei es als Solokünstler oder als Featuregast, dann verspricht das Klicks in Millionenhöhe und die Aufmerksamkeit von ganz Rapdeutschland. Kurzum: viele Rapfans kennen große Teile des musikalischen Werkes des Berliners von früheren Solosingles bis hin zu Featureparts für Chakuza, Eko Fresh oder Shindy. In seiner inzwischen sehr langen musikalischen Karriere hat Bushido aber auch einige Freetracks, unveröffentlichte sowie ältere Tracks aus den Tagen als unbekannter Rapper angehäuft, die vielleicht nicht jedem jungen Fan geläufig sind. Wir haben daher versucht aus dem großen Fundus an Bushido Tracks zwölf eher unbekannte und seltene Songs herauszupicken um vor allem das erste Drittel seines musikalischen Werdeganges ein klein wenig zu skizzieren. Viel Spaß!

1. Bushido & Vader – Big Mäkzzz:

Noch vor der I Luv Money– und Aggro Berlin Zeit fanden Bushidos allererste Gehversuche im Rap zusammen mit seinem damaligen Partner Vader statt.  Die Beiden bildeten kurzzeitig das Duo Search & Defeat und planten ein Album namens „Unbreakable“ herauszubringen. Das Album erblickte zwar nie das Licht der Welt, aber zumindest zwei Songs aus dieser Zeit haben inzwischen den Weg ins Internet gefunden. Auf einem dieser Tracks, „Big Mäkzzz“, kann man also einen sehr frühen Bushido hören, der schon damals inhaltlich in die Richtung Battlerap geht und bereits in dieser sehr frühen Zeit seiner Karriere die bekannten Schlagworte „Sonny Black“, „I Luv Money“ und „Frank White“ proklamiert. Textlich  ist Bushido im Gegensatz zu seinem späteren musikalischen Output allerdings noch deutlich weniger explizit und setzt als Jungspund noch auf typische Deutschrap-Phrasen wie „Was wollt ihr machen gegen meine Flows„. Mit Vader und King Orgasmus One bildete Bushido kurzzeitig auch die Crew 030 Squad und veröffentlichte unter diesem Namen 1998 auch ein sehr rares Tape namens „Westberlin Represent“. Vader kann man zudem auch auf Bushidos 1999er „Demotape“ hören.

2. Bushido King feat. King Orgasmus One, Frauenarzt & Tanga Lilly –  Süd Rap Stars:

Auf Bushidos 1999er „Demotape“ findet sich dieses kleine Juwel (das auch unter dem Namen „Prolletik Poetik“ bekannt ist), auf dem eine Dame namens Tanga Lilly  das Intro des Songs bestreitet („Bass Crew hat die geilsten Hoes am Start“) und dabei vor allem mit ihrem  beeindruckenden Künstlernamen punkten kann. Ebenfalls aus heutiger Sicht nicht zu verachten, ist die hier stattfindende Kollabo zwischen Bushido, King Orgasmus One & Frauenarzt (der auf dem Track auch wahlweise „Gynäkologe“ genannt wird), wobei man zugeben muss, dass  Orgi hier noch ziemlich unbeholfen über den Beat stolpert.

3. D-Bo feat. Bushido  – Lautlos & unausweichlich:

Wenn man über Bushidos älteste Freunde im Rapgeschäft spricht, dann fallen oftmals die Namen Fler oder King Orgasmus One. Gerne vergessen wird dabei D-Bo, der zwar inzwischen bei Wolfpack Entertainment die Fäden zieht, aber auch sehr lange als Rapper aktiv war und sowohl Alben über Ersguterjunge veröffentlichte als auch Bushido administrativ bei dessen Label unterstützt hat. Bushido und D-Bo lernten sich bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt ihrer Karrieren kennen: Bushido war zwischenzeitlich oft in Hannover um u.a. für sein „King Of Kingz“ Tape Musik aufzunehmen und lernte in dieser Phase D-Bo kennen. Die Beiden wohnten sogar eine Zeit lang zusammen. 2001 veröffentlichte D-Bo sein Tape „Deutscha Playa“ über das von Bushido, King Orgasmus One und Bass Sultan Hengzt gegründete Label I Luv Money Records und Bushido war gleich dreimal auf dem Release seines Kumpels vertreten. Auf dem Track „Lautlos & unausweichlich“ kann man dabei recht gut heraushören, dass Bushido zu dieser Zeit neben den bekannten harten Lyrics auch gerne abstraktere, bilderreiche und leicht poetische Texte schrieb (was man ebenfalls auf dem „King Of Kingz“ Tape nachhören kann):

4. King Orgasmus One  feat. Bushido & Battle Bitch – Mit Ruhe und Gemütlichkeit:

Zusammen mit King Orgasmus One & Bass Sultan Hengzt gründete Bushido nicht nur das Label I Luv Money Records, sondern die drei damaligen Freunde bildeten zeitgleich die Crew BMW (Berlins Most Wanted). In seinem Fotoalbum – Interview mit 16bars.de hat Bushido diese Zeit liebevoll als „hängengeblieben“ bezeichnet. Hängengeblieben bzw. zumindest bemerkenswert sind einige sehr kreative Liedtitel, die in dieser Phase entstanden sind. So hat Bushido Gastparts auf Orgi Songs zum Besten gegeben, die so wohlklingende Namen wie „Mein Penis ist ein Blutegel“ oder „Wir benutzen Parfüm“ haben. Allerdings entstanden in dieser Schaffensphase u.a. Bushidos legendäres „Kingz of Kingz“ Tape sowie das Orgi & Bass Sultan Hengzt Kollabo Album „Berlin bleibt hart“. Auf eben jenem 2002er „Berlin bleibt hart“ gibt es dann auch den Track mit „Ruhe und Gemütlichkeit“, den man unbedingt mal gehört haben sollte. Eine gewisse Battle Bitch (!) singt völlig gelassen einen wirklich kuriosen Part ein („Bushidooo, ich brauch Gaaang Baaang“), während Bushido nackig auf der Wiese sitzt und Orgi überall Muschis sieht. Auch Bushidos & Orgis Hommage an den Balou/Dschungelbuch Klassiker „Probiers mal mit Gemütlichkeit“ lädt zum Schmunzeln ein. Ein sicherlich skurriler, aber auch unterhaltsamer Song aus der I Luv Money Zeit, in der Bushido übrigens seinen beiden Crewkollegen raptechnisch deutlich um Einiges voraus war. Entgegen der Angaben auf Wikipedia und bei Youtube sowie nach eindringlichen Recherchen scheint es sich übrigens bei der lieblichen Sängerin anscheinend nicht um eben erwähnte Tanga Lilly zu handeln, sondern tatsächlich um „the one and only“ Battle Bitch, die auch auf einem „I Luv Money Sampler zu hören war.

5. Bushido & Flipstar – Out For Fame:

Noch bereits zu Aggro Berlin Zeiten nahm Bushido 2004 mit Flipstar einen gemeinsamen Track mit dem Titel „Out For Fame“ auf, was damals etwas ungewöhnlich war, da Bushido zu diesem Zeitpunkt recht wenige Features außerhalb seines Umfelds aufnahm. Bushido mochte jedoch seinerzeit die Creutzfeld & Jakob Sachen und auch Flipstar fand Gefallen an dem aufkommenden härteren Rap à la Bushido & Aggro Berlin. Somit ergab die gemeinsame Kollabo durchaus Sinn und war offenbar sogar als Track für das Bushido Debut „Electro Ghetto“ bei Universal vorgesehen. Der Track fand sich schlussendlich nicht auf dem Album und manch einer vermutete, dass die öffentliche geäußerte Kritik von Creutzfeld & Jakob an ihrem ehemaligen Label Universal ein Grund dafür war, wobei der Track allerdings auch bereits vor Release des Albums auf ungeklärte Weise ins Internet gelangt war. Während Flipstar dann in der Folge zwar noch kurz als Mitgründer von Selfmade Records aktiv war, sich aber später aus dem Rapgeschäft verabschiedete und inzwischen als Neurochirurg arbeitet, avancierte Bushido zum erfolgreichsten Rapper Deutschlands. Interessant an „Out For Fame“ ist zudem die Tatsache, dass Bushido auf seinem (guten) Part einer der ersten Rapper war, die öffentlich das Label „Selfmade“ erwähnten: „Guck hier, ich bin ein Selfmade Man. Meine Strophe macht ganz Deutschland zum Selfmade Fan.“

6. Nina MC & Bushido – Wet N‘ Dirty:

Ebenfalls 2004 kam es zu einer relativ ungewöhnlichen Kollabo zwischen Bushido und Nina MC, die Rapfans vielleicht noch von Deichkinds „Bon Voyage“ kennen dürften. Der gemeinsame Song ist eine typische, relativ harmlose R&B Schmonzette nach dem üblichen Schema, wobei die Thematik und die seichten R&B Klänge zum damaligen Zeitpunkt sehr ungewöhnlich für Bushido waren, der seinerzeit eher mit harten Texten und Sounds auftrumpfte. Vielleicht war auch dies einer der Gründe, warum der Song nie offiziell veröffentlicht wurde und ebenfalls über einen Leak an die Öffentlichkeit gelangte.

7. Eko Fresh & Bushido – Gegensätze ziehen sich an:

Nach seinem Weggang von Optik Records und der damit verbundenen poppigen Neuausrichtung seiner Musik hatte Eko Fresh 2004 einen schweren Stand bei Rapfans und Rapperkollegen und wurde zum Opfer zahlreicher Disses und Beleidigungen. Auch Bushido reihte sich in die Riege der Rapper ein, die Eko verbal in Interviews und Songs attackierten. Nachdem Bushido wiederum Aggro Berlin verlassen hatte, lernten sich die Beiden jedoch kennen und schätzen. In dieser Zeit entstand dann auch der Track „Gegensätze ziehen sich an“ der komischerweise ebenfalls nie offiziell veröffentlicht wurde. Anscheinend bat Bushido Eko darum, den Song vorerst nicht zu veröffentlichen. Danach erschien wiederum der Bushido Freetrack „Mitten ins Gesicht“ (siehe unten) auf dem Bushido nochmals Eko Fresh (wenn auch nicht namentlich) disst und diesbezüglich später erklärte, dass dieser Song noch vor dem gemeinsamen Track mit Eko recordet worden sei. Eko war von Bushidos Verhalten enttäuscht und so gelangte „Gegensätze ziehen sich an“ schließlich ins Internet. Eko disste als Antwort u.a. auch Bushido dann in seinem Classic-Rundumschlag „Die Abrechnung“.

8. Bushido – Mitten ins Gesicht:

Im Vorfeld seines Major Debuts „Electro Ghetto“ veröffentlichte Bushido diesen Freetrack, in dem er auf einem schönen Dipset-lastigen Beat in weiser Voraussicht über seine kommenden Nr.1 Erfolge sowie Millionenbeträge philosophiert und einen kleinen Seitenhieb an Eko Fresh (siehe oben) verteilt: „Was soll das? Das mit dem deutschen Traum. Für mich bist du ein Kind, wach auf aus deinem feuchten Traum.“

 

9. Azad & Jonesmann feat. Bushido – Kopf Hoch (Sti Remix):

Im Zuge seines Deals mit Universal kam Bushido recht schnell mit seinem ehemaligen Labelkollegen Azad in Kontakt. Offensichtlich verstanden sich die Beiden, denn der Frankfurter war gleich zweimal auf dem „Electro Ghetto“ Album vertreten. Zudem gingen Azad & Bushido zusammen auf Tour und nahmen auch gemeinsam im Fernsehen auf der Viva Interaktiv Couch Platz. Noch vor dem Release von „Electro Ghetto“ im Oktober 2004 war Bushido wiederum bereits auf einem Azad Song zu hören. Azad veröffentlichte nämlich einige Wochen vor „Electro Ghetto“ sein drittes Soloalbum „Der Bozz“ und koppelte den leicht pathetischen aber auch guten Song „Kopf hoch“ featuring Jonesmann als Single & Video aus. Während heutzutage jeder Streetrapper mindestens einen ausgelutschten 08/15 Song mit gängigen Durchhalteparolen à la „Kopf hoch, Bruder“ in seinem Portfolio hat,  war Azads „Kopf hoch“ im Sommer 2004 noch eine durchaus angenehme Angelegenheit. Auf der Single befindet sich dann u.a. ein Sti Remix auf dem auch Bushido eine Strophe zum Besten gibt und dabei versucht einen ebenfalls nachdenklichen und motivierenden Part in Richtung des leidenden Homies zu adressieren. Dies ist Bushido jedoch nicht wirklich gelungen, da sein  Part insgesamt etwas zu bemüht und phrasenhaft daherkommt („Weil wir nur noch selten lachen. Es darf nicht sein, dass unsere Kinder ihre Eltern hassen“) . Nichtsdestotrotz eine weitere nicht ganz so bekannte Kollabo, die insbesondere vor dem Hintergrund interessant ist, dass Bushido & Azad recht früh wieder getrennte Wege eingeschlagen haben und zumindest zwischenzeitlich auch leichte Differenzen zwischen den Parteien existierten.

10. Bushido feat. Baba Saad – Mein Cock

Nach seinem Signing bei Universal und der zwangsläufigen Trennung von seinem Rappartner und Freund Fler, der seinerseits bei Aggro Berlin unterschrieb, bildete Bushido mit Baba Saad ein Tag Team. Der junge und noch unerfahrene Bremer durfte Bushido mehrfach auf „Electro Ghetto“ unterstützen und an der Seite des Berliners sogar den zweiten Teil von „Carlo Cokxxx Nutten“ bestreiten.  Der Song „Mein Cock“ hat es dabei nicht auf „Electro Ghetto“ geschafft und landete als B-Seite auf der „Nie wieder“ Single. Auch wenn der Songtitel vermuten lässt, dass thematisch die primären Geschlechtsteile der beiden Rapper angepreist werden, handelt es sich bei „Mein Cock“ um einen klassischen Representer, in dem  Bushido und Baba Saad auf einem ordentlichen Beat gut harmonieren. Der Song erinnert an wenig an den „Electro Ghetto“ Song „Ersguterjunge“, bietet einen schönen maximal ignoranten Einstieg („Du Öko-Freak, willst die Erde retten. Ich verdoppele meine Gage beim Pferdewetten.“) und beinhaltet wenig überraschende Disses an die damals beliebten Ziele Torch und Raptile. Auch sehr schön zu hören: anno 2005 freut sich Bushido in dem Intro des Songs über das „Neuland“ Internet und teilt den Fans mit, dass sie Musik nun auch im Internet kaufen können. Wie schnell die Zeit vergeht… Insgesamt also ein gelungener Track und eine der nicht ganz so bekannten Bushido & Baba Saad Kollabos.

11. Rammstein  –  Amerika (Bushido & Ilan Electro Ghetto Remix):

Rammstein ist nicht nur weltweit erfolgreich, sondern hat auch unter den Rappern einige Anhänger. Auch Bushido war Fan des brachialen Sounds der Rockband und dufte 2004 zusammen mit Ilan einen Remix zur erfolgreichen Rammstein Single „Amerika“ beisteuern. Bushidos Part reiht sich dabei in die kritischen Töne des Originals  ein, wobei es auch ihm gelingt nicht nur platte Kritik zu äußern,  sondern mit subtilen Bildern und Vergleichen zu überzeugen.  Ein sicherlich interessanter Remix mit einem gut aufgelegten Bushido.

12. Strapt feat. Bushido – Worldwide:

„Oh mein Gott, wer hätte das gedacht“. Nach seinen Erfolgen mit „Electro Ghetto“ sowie mit „Carlo, Cokxxx, Nutten II“ kam es 2005 auf „Worldwide“ zu einer rechten kruden Kollabo zwischen Bushido und der Crossover Band „Strapt“.  Der gemeinsame Song wurde sogar mit einem Video „veredelt“, in dem Bushido mehr schlecht als recht in die Szenerie nach Los Angeles reingeschnitten wurde und auch musikalisch inmitten der 08/15 Gitarrenriffs und dem wilden Rumgebrülle (der Typ ab 2:08!) der eher talentfreien Band irgendwie deplatziert wirkt. Bushidos „Es ist Punk Rock Gangster Rap“ kommt daher auch eher ein wenig unmotiviert daher. Der fiese Crossover Song hat es wohl aber auch dank Bushidos Popularität damals immerhin auf Rang 49 der deutschen Single Charts gebracht.

 

Aktuelle Interviews mit Bushido (und Shindy) gibt es hier.

 

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