Bobby Johnson, Farhot & OZ: deutschsprachige Produzenten machen Wirbel in Amerika

Während Rapper hierzulande zumeist deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die Produzenten, die hinter ihrer Musik stehen, ist der Sprung auf ein internationales Level durch die Sprachbarriere für sie kaum zu schaffen. Da haben es die Hip Hop-Produzenten aus dem deutschsprachigen Raum mit ihrem nicht-sprachengebundenen Produkt schon leichter, internationale Pfade zu beschreiten. Und das tun sie mittlerweile zunehmend häufig.

Gab es in der Vergangenheit schon öfter Kollaborationen deutscher Produzenten mit amerikanischen Artists, so gelang es allerdings bisher keinem durch sein musikalisches Mitwirken auch in den USA größere Schlagzeilen zu machen. Dabei liest sich die Liste von deutsch-amerikanischen Kollaborationen auf Produktionsebene recht spannend:

7inch beispielsweise hat schon für Artists wie The Game, Lil Wayne oder Papoose ko-produziert, der Tyga-Hit „Cali Love“ stammt ebenfalls aus seiner Feder. Auch Shuko hat bereits Produktionen für Ill Bill, Vinnie Paz, Saigon oder Talib Kweli im Repertoire, für einen Track seiner eigene EP „The Awakening“ konnte er sich letztes Jahr sogar Blu mit ins Boot holen.

Tyga – Cali Love (prod. 7inch)

Shuko feat. Blu – Be Yourself

PhreQuincy machte 2006 mit einem Inhouse-Produktions-Deal bei 50 Cent’s G-Unit von sich reden, konnte aber bis auf ein paar Beats auf Shady Records-Mixtapes keine Produktionen auf Projekten der Gorilla Unit platzieren und ist inzwischen auch wieder selbstständig unterwegs. Dann wäre da noch der junge Crada zu nennen, der sich 2010 mit der Produktion von Drake’s „Fireworks“ international sehr viel Gehör verschaffen konnte und seitdem mit Artists wie KiD CuDI oder The LOX zusammenarbeitet. Aktuell produziert er auch neben nationalen Größen wie Tim Bendzko und Cassandra Steen weiterhin für internationale Künstler wie Tinie Tempah (zuletzt auf dessen Album „Demonstration“ mit dem Track „Tears Run Dry“). Eine engere Zusammenarbeit soll im letzten Jahr zwischen Crada und dem G.O.O.D.-Music-Newcomer Travi$ Scott stattgefunden haben.

Drake feat. Alicia Keys – Fireworks (prod. by Crada)

Auch die Cratedigger von den Betty Ford Boys sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Suff Daddy konnte erst kürzlich mit einem Mayer Hawthorne-Remix größerere Aufmerksamkeit für seine Person schaffen, während der 〓sterreicher Brenk Sinatra neben Produktionen für Guilty Simpson oder Marvwon auch bereits eine komplette EP mit Westcoast-Legende MC Eiht im Katalog („Keep It Hood“) stehen hat. Niemand anderes als DJ Premier zählt zu seinen größten Supportern in den Staaten.

Mayer Hawthorne feat. Kendrick Lamar – Crime (Remix) (prod. Suff Daddy)

MC Eiht & Brenk Sinatra – So Well

Die Zahl von im Ausland schaffenden Produzenten aus dem deutschsprachigem Raum ist also gar nicht mal so gering, allerdings hat es bis jetzt bei keinem der Genannten für die bleibende Aufmerksamkeit des amerikanischen Mainstreams gereicht. Mit Bobby Johnson, Farhot und OZ gibt es allerdings derzeit mindestens drei junge deutschsprachige Produzenten, die sich aufgemacht haben, das zu ändern und die allesamt auf vielversprechende Kollaborationen mit relevanten amerikanischen Künstlern zurückblicken können.

Bobby Johnson ist ein noch bis vor kurzem recht unbekannter Bremer Produzent, der letztes Jahr einen Ǔberraschungshit landen konnte: „OG Bobby Johnson von Que trägt sogar den Künstlernamen des Produzenten im Titel und konnte in den USA einen recht viralen Hype erzeugen. Remixe von French Montana bis T.I. und Zuspruch von Jay Z oder LeBron James sprechen eine deutliche Sprache über den Erfolg von „OG Bobby Johnson. Dabei arbeitete Bobby Johnson bis jetzt meist nur mit relativ unbekannten Artist wie Ace B8gie oder Rocky Diamonds zusammen, der Hype hat ihm allerdings zu fruchtbaren Verbindungen zu u. a. Taylor Gang-Producer Sledgren, Neef Buck oder Newcomer K Camp verholfen. Von Bobby Johnson lässt sich für die nächste Zeit also einiges erwarten.

Que – OG Bobby Johnson (prod. Bobby Johnson)

Farhot dagegen ist nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt mehr: Hierzulande vor allem für den Beat zu Haftbefehls „Chabos wissen wer der Babo ist“ bekannt, zeichnet er sich auf internationaler Ebene bereits für Produktionen auf Releases von u. a. Talib Kweli oder Ms. Dynamite verantwortlich. Vor kurzem konnte er sogar zwei Beats auf der Debüt-EP „Cilvia Demo“ von TDE-Artist Isaiah Rashad platzieren – nun muss man den weiteren Hype um Isaiah Rashads Person abwarten, um daraus Schlüsse für Farhot’s Zukunft in den USA schließen zu können. Ein riesiger Schritt in den amerikanischen Mainstream ist ihm mit seinen Produktionen für Top Dawg Entertainment trotzdem gelungen.

Isaiah Rashad – Soliloquy (prod. Farhot)

Abschließend gibt es dann noch den Nazar-Produzenten O.Z . Der Schweizer hat zwar weder einen Street-Hit geschweige denn irgendein anderes größeres Release in den USA vorzuweisen, arbeitet momentan aber mit Meek Mill und Young Thug zusammen. Kürzlich postete Meek Mill ein Instagram-Video, dass ihm beim rappen auf einen O.Z-Beat zeigte, während O.Z selbst die Zusammenarbeit mit Young Thug und dem Produzententeam The Mekanics dokumentierte. Die Ergebnisse dieser Kollaborationen bleiben mit Spannung zu erwarten.