"...And you don't stop": Hip Hop wird 40!

Gestern geisterten Meldungen durchs worldwideweb, dass Hip Hop Geburtstag habe und nun bereits seinen 40. feiere. Ausschlaggebend für diese exakte Datierung ist tatsächlich ein bestimmter Partyabend an dem der Musikstil, an dem wir uns hier alle so erfreuen, quasi aus der Taufe gehoben wurde.

Die Rede ist von einer gewöhnlichen Hausparty in einem Apartment-Komplex in der West Bronx, mit Hilfe dessen sich die junge Cindy Campbell, Tochter jamaikanischer Einwanderer, ein wenig Taschengeld dazu verdienen wollte, um sich vor Ende der Sommerferien neue Klamotten für das kommende Schuljahr leisten zu können. Als DJ engagierte sie ihren Bruder Clive, der mit der aufgetuneten Anlage ihres Vaters und unter seinem Pseudonym DJ Kool Herc den restlichen Teenagern musikalisch einheizen sollte. Der Abend, an dem er hauptsächlich aktuelle Funk und Soul-Stücke und populäre Yard-Tunes aus der Hiemat seiner Eltern auflegte, verlief dermaßen legendär, dass er den Grundstein für eine ganze Partyreihe der beiden Campbell-Geschwister legte und Kool Hercs Karriere als DJ konsolidierte.

Im Verlauf dieser Partyreihe, die sich bald in die Parks der Wohnsiedlung verlagerte, entwickelte Kool Herc eine Technik, die er den „Marry-Go-Round“ nannte. Anstatt einfach die Platten in Gänze abzuspielen, wie es damals üblich war, suchte er sich die für die Tänzer interessantesten Stellen der Songs heraus – üblicherweise instrumentale Bridge-Passagen, wo der Beat des Stücks auf seine wichtigsten Elemente heruntergebrochen wurde – und verlängerte diese mit zwei Exemplaren der selben Schallplatte, die er abwechselnd abspielte, auf mehrere Minuten. Gleichzeitig ließ er sich von den jamaikanischen Reggae-Soundsystemen, die er in seiner Kindheit erlebt hatte, inspirieren und nutzte während seiner Sets ein Mikrophon um Shout-Outs zu geben und kurze Reime zu performen. Diese Techniken verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in der Bronx und bald versuchte jeder den Kool Herc-Style zu adaptieren. Gleichzeitig fanden sich bald viele Tänzer, die sich auf Kool Hercs „Breakbeats“ spezialisierten und während Kool Hercs Sets versuchten sich mit ihren neuesten Tanz-Kreationen zu übertrumpfen.

All das geschah in einem kleinen Teil New Yorks, der auch zunächst in den folgenden Jahren einen Radius von 5 km nicht überschritt und dessen Umgebung gerne in den Medien der Zeit als unwohnlichster und gefährlichster Ort Amerikas beschrieben wurde. Es dauerte weitere 7 Jahre bis Blondie mit ihrem Song „The Rapture“ den ersten „Rap-Song“ in den US-Charts platzierten und weitere 11-12 Jahre bis die Breakdance-Welle die Welt eroberte und die Kinder des weißen Mittlstands begannen Adidas Superstars zu tragen, weil sie Run DMC verehrten. Aber glaubt man den mündlichen Ǔberlieferungen der Zeit, begann alles am 11. August 1973 in 1520 Sedgewick Avenue in der Bronx.