Recap KW 48: Taktlossigkeit, Prügelrapper und Jens Butters

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Taktloss sondiert das Objekt Mensch, Kool Savas entfaltet sich zum Philanthropen und Lance Butters frönt seiner notorischen Ichsucht. Höchste Zeit also wieder kurz in sich zu kehren und vor dem inneren Auge Bilanz zu ziehen über die letzten Ereignisse auf den Brettern, die die deutsche Rapwelt bedeuten.

Allein mit der Liebe zum Rap gibt der geneigte Hörer dem Persönlichkeitsforscher seines Vertrauens bekanntlich alles Preis, was er braucht, um vollständig auf dessen wichtigste Charaktereigenschaften zurückschließen zu können. Unsere ganz eigene allwöchentliche verhaltenspsychologische Beobachtung im Dienste des Sprechgesangs führt uns diese Mal unmittelbar zum narzisstischen Komplex des jungen Lance Butters. Der eiserne Battle-Rapper macht zurzeit fleißig das, was er am besten kann und verteilt siegessichere Ansagen an seine Berufskameraden:

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Alle Jahre wieder wendet sich auch Marteria für kurze Zeit von Berlin ab und sucht sich fernab seines natürlichen Lebensraumes ein lauschiges Plätzchen am Meer, um sich dem kreativen Schaffensprozess neuer Albenprojekte zu widmen. Nachdem „Grüner Samt“ und „Lila Wolken“ in den letzten Monaten gelungen über die Bühne gebracht wurden, ist die Zeit offenbar reif für „Zum Glück in die Zukunft 2“:

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Für undefinierte Zeit kehrt hingegen Kay One Berlin weiterhin den Rücken zu und kappt die Verbindungen zu seinen bisherigen Wegbegleitern. Zusätzlich zu seiner Trennung von Ersguterjunge, folgte nun eine Erklärung seinerseits über seinen Ausstieg aus seiner Crime Payz Crew:

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Während Kay One den Weg des einsamen Wolfes anzustreben scheint, hält mit fortgeschrittenem Alter allmählich die Menschenliebe Einzug im Herzen des lyrischen Tampons Kool Savas. Vorbei sind die Zeiten des hart ins Gericht gehenden King of Rap. Stattdessen gab Kool Savas jetzt bekannt, sich mit Fast Forward, seinem einstigen Put Da Needle to Da Records-Labelchef und Zielscheibe schwerwiegender Vorfwürfe, versöhnt zu haben:

Den Rahmen für die brüderliche Familienzusammenführung bot der 40. Geburtstag der fossilen Rap-Urgesteine Martin und Christian Stieber. Bewegt von der greifbaren Liebe, überkam auch Jan Delay an diesem Abend ein Gefühl der Wehmut.

Dieses Gefühl konnte sich dank seiner Tournee-Erfolge in den letzten Wochen schon des 〓fteren bei ihm einstellen. Die Krönung dessen dürfte wahrscheinlich seine Reise nach Moskau gewesen sein: Persönliches Neuland und ein „ganz krasser, derber Abenteuerspielplatz“. Der Hamburger Weltmann nahm den Tag der deutsch-russischen Freundschaft zum Anlass für eine kostenlosen Open-Air Show und eroberte das östliche Völkchen für sich:

Jan Delay überzeugte sein fremdes Publikum offenbar auf allen Ebenen- eine Aussage die sich wohl nicht so ganz auf Taktloss übertragen lässt: Dieser machte letzte Woche durch eine Art persönliches, anthropologisches Experiment wenn man so will, von sich reden. Den Freifahrtschein, den ihm die Kunstakademie Düsseldorf mit einer Vortragseinladung zu einem selbstwählbaren Thema gab, nutzte Taktloss für seine Vorliebe für Verwirrung und zog damit den Zorn der Veranstalter auf sich. Weil der alte Exzentriker sich nicht mit einem gewöhnlichen Vortrag lumpen ließ und lieber einen kleinen Selbstversuch zum Erleben und Verhalten aller Beteiligten durchführte,(indem er den Raum leeren ließ und einer einzigen Person minutenlang in die Augen starrte,) verweigert ihm die Akademie nun sein Honorar.

Im direkten Vergleich dazu wirken die künstlerischen Ambitionen seiner Kollegen schon fast langweilig. Ǔber sido titelt die österreichische Regenbogenpresse: „Prügel-Rapper dreht Film“. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Zeitgleich zu sidos Dreharbeiten für eine ORF-Komödie, in der er neben Komiker-Legende Dieter Hallervorden und Jan Josef Liefers eine Nebenrolle übernimmt, wird auch Samy Deluxe öffentlicher Ruhm zuteil: Diese Woche wurde er mit dem Hamburger Musikpreis „Hans“ ausgezeichnet. Da seine Identität als Rapper zurzeit unter Herrn Sorges ausgedehnter Weltuntergangs-Zelebration vergraben liegt, wurde der Preis konsequent von seinem kostümierten Alter Ego abgeholt:

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Ganz anders ist die Lage beim Kopf der Alles-oder-Nix Posse: Fernab öffentlicher Aufmerksamkeit aber nicht weniger einflussreich fristet Xatar weiterhin sein Dasein hinter Gittern. Vor wenigen Tagen stattete Marcus Staiger ihm nun einen Besuch ab und versorgt uns mit einem Lebenszeichen des strategischen Geschäftsmannes, bis wir das Ergebnis ihrer Begegnung zu Gesicht bekommen.

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