Everyday Struggle: Rapper und das Spiel mit den Einreisebehören

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Wie die weltweite Presse in den letzten Wochen berichtete, verhängte ein norwegisches Gericht vor kurzem ein zweijähriges Einreiseverbot gegen Snoop Dogg. Die unvermutete Begründung: Der Doggfather wurde im Juni auf dem Weg zu einem südnorwegischen Festival mit acht Gramm Gras im Gepäck und mehr Bargeld als gesetzlich zugelassen erwischt.

Das Ende vom Lied ist nun eine kleine Geldstrafe von umgerechnet 8600 $ und die vorübergehende Einreisesperre in das nordeuropäische Königreich. Norwegen gesellt sich somit zu den Staaten Australien und Großbritannien, in die Snoop Dogg ebenfalls lange keinen Fuß setzen durfte. In Großbritannien hieß das Urteil zunächst sogar lebenslanges Einreiseverbot nach einer Massenschlägerei seiner Crew und der britischen Polizei am Flughafen Heathrow.

Dabei ist Snoop in guter Gesellschaft: Aus dem Commonwealth wurde in der Vergangenheit so ziemlich alles verbannt, was in der Reichweite des Hip-Hop Rang und Namen hat. Nutzen wir also die Gunst der Stunde und blicken aus aktuellem Anlass in die Reihe der Radaubrüder, denen zumindest zeitweise durch die verlängerten Arme der Queen die Einreise verwehrt wurde.

So kann beispielsweise Ja Rule ein Lied von den australischen Einreisebehörden singen. 2007 kam es zu Verzögerungen bei der Ausstellung seines Visums: Grund dafür war sein ausgedehntes Strafregister, zu dem sich zu der Zeit noch eine gemeinsame Verurteilung seiner Wenigkeit und Lil Waynes wegen Waffenbesitzes hinzukam.

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Seine ehemaligen Kontrahenten 50 Cent und Lloyd Banks konnten beim kanadischen Verwaltungsapparat ebenfalls von Glück reden: Nachdem ein Minister des Landes öffentlichen Druck auf die kanadische Regierung ausübte und ein Einreiseverbot Fitty?s und seiner Crew durchzusetzen versuchte, dufte die Tour schlussendlich ihren geplanten Lauf im Jahre 2005 nehmen- allerdings ohne Tony Yayo und damals Noch-Mitglied Young Buck. Auch M.O.P und Mobb Deep, die zu der Zeit bei G-Unit Records unter Vertrag standen und so, unglaublich aber wahr, zu 50?s Gefolge gehörten, durften nicht nach Kanada einreisen. Die zuständigen Behörden befürchteten, dass der Aufenthalt der berüchtigten Mannschaft zu mehr Waffengewalt führen würde und die Jugend in Toronto auf dumme Gedanken käme.

Was die Ablehnung von Einreiseanträgen anrüchiger Rapper angeht, ist man in Kanada grundsätzlich nicht zimperlich, wie es scheint: Die Liste der aufgrund ihrer Texte oder Kriminalakte verbannten Künstler lässt sich noch um Game, Bone Thugs-N-Harmony und Waka Flocka Flame, Cam?Ron und seinen Schützling Vado erweitern.

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Auch das Touren durch das Vereinte Königreich kann sich gerade dann als unbequemes Unterfangen erweisen, wenn die weiße Rapper-Weste aus der Vergangenheit so einige Flecken davontragen musste. Besonders ärgerlich ist diese Feststellung dann, wenn die nötigen Bewilligungen eingeholt sind, man den Heimatkontinent bereits in Richtung Nordatlantik verlässt und schließlich am Londoner Flughafen vor verschlossenen Toren steht. So geschehen im Falle von Busta Rhymes, dem 2008 der Zutritt ins Landesinnere trotz nötiger Arbeitsbewilligung verweigert wurde. Nach einer Nacht im Gefängnis und einigem juristischen Hin- und Her sahen die Behörden von einer Abschiebung nach Amsterdam ab, verbaten Busta andererseits zwei Jahre später die Einreise, um 2011 hingegen doch wieder grünes Licht zu geben.

Die Schlagzeilen von Chris Browns Bewährungsstrafe nach seinem Prügel-Ausraster schienen ebenfalls nicht am britischen Einwanderungsamt vorbeigegangen zu sein. Im Sommer 2010 ging die Meldung um die Welt, Chris Brown müsse seine geplanten Konzerte auf der Insel abblasen, da man ihm angesichts seiner Verurteilung kein Visum erteilen wollte. Die Pressesprecher des Sängers bemühten sich daraufhin vergebens diese Nachricht zu dementieren.

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Während die amerikanischen Kollegen ihre Schwierigkeiten mit der Einreise in die Länder der englischen Krone haben, trat bei M.I.A. 2006 der entgegengesetzte Fall ein. Die Londonerin tamilischer Herkunft, deren politisch geladene Videos regelmäßig von Youtube und aus dem amerikanischen Fernsehen entfernt werden, erhielt von den US-Behörden keine Aufenthaltsberechtigung für ihre geplanten Albumaufnahmen mit Produzenten-Schwergewicht Timbaland. Offiziell wurden damals keine Gründe für die Ablehnung ihres Visums angegeben.

Shyne, der einstige Protegé Diddys, toppt jedoch die gesamte Zusammenstellung aller hier vorgebrachten Reiseanekdoten mit der Bredouille, in die er sich nach seiner Festnahme vor einer Dekade manövriert hat. Nachdem er 8 Jahre lang seine Haftstrafe in den USA wegen der in die Geschichte eingegangenen New Yorker Clubschießerei abgesessen hatte, wurde der gebürtige Belizianer 2009 umgehend des Landes verwiesen. Zusätzlich schickte auch Großbritannien ein Einreiseverbot hinterher, was auch bis heute nicht aufgehoben wurde.

Obwohl die meisten Einreiseverbote mit großen finanziellen Einbußen für die Künstler einhergehen, ist Snoop selber über Norwegens rechtlichen Beschluss erwartungsgemäß nicht sonderlich bestürzt, was mehr denn je mit seinem persönlichen Lebensgefühl übereinstimmen dürfte: Vergangenen Februar reiste er mit Diplo nach Jamaica, wurde zum Rastafari ?Snoop Lion? und veröffentlicht nun ein reines Reggae-Album plus eine offizielle Dokumentation seiner Metamorphose.