Lord Finesse verklagt Mac Miller auf 10 Mio. Dollar: Ein Kommentar

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Nachdem es bereits vor einiger Zeit zu einer unschönen öffentlichen Auseinandersetzung zwischen True-Schooler Pete Rock und Chicagos Lyricist Lupe Fiasco gekommen war, da dieser den Beat zu Pete Rocks Klassiker „T.R.O.Y (The Remenisce Over You)“ für seine neuste Single nachbauen ließ, folgt nun ein ähnlicher, wenn auch weitaus unerfreulicher Zwist zwischen D.I.T.C.-Beatschmied Lord Finesse und Chartstürmer Mac Miller. Waren Pete Rocks Vorwürfe gegenüber Lupe noch nachvollziehbar und bis zu einem gewissen Grad verständlich, so sorgen die nun von Lord Finesse eingeleiteten Schritte gegen Mac Miller schon für einiges Stirnrunzeln.

Mac Miller hatte auf seinem 2010er Mixtape „K.I.D.S“ den Beat Zu Lord Finesses „Hip 2 Da Game“ verwand und daraus den Song „Kool Aid & Frozen Pizza“ gebastelt. In Interviews darauf angesprochen, gab er immer wieder Props an Finesse, der zurecht als einer der gleichermaßen respektiertesten wie auch unterschätztesten Produzenten (und MCs) der Golden Era-Zeit gilt. Der Song wurde nie kommerziell veröffentlicht, half aber mit immensen Klickzahlen auf YouTube(ca. 24 Millionen bevor er offline genommen wurde) dabei den Hype um den jungen Rapper aus Pittsburgh aufzubauen; handelte es sich schließlich um einen der herausragenden Tracks des Mixtapes.

Nun hat Lord Finesse Klage gegen Millers Label Rostrum Records, sowie den Mixtape-Vertrieb Datpiff.com eingereicht, da er u.a. sein Urheberrecht verletzt sieht. Die Summe, um die es dabei geht, beträgt stattliche 10 Millionen Dollar! Für einen Beat der auf einem kostenlosen Mixtape erschien und den 80% der Mac Miller Fans wahrscheinlich niemals gehört hätten, hätte dieser in nicht auf sein KOSTENLOSES Mixtape gepackt. Der Fakt, das Lord Finesse das in dem Beat verwandte Oscar Peterson Sample selbst nie geklärt haben soll und der Name seiner Crew Diggin In The Crates (was soviel bedeutet wie „In Den Archiven stöbern“) lautet, macht die ganze Angelegenheit noch absurder.

Inzwischen haben die beiden Streitparteien ihre Standpunkte bereits öffentlichkeitswirksam auf Twitter kundgetan:

Offenbar hat sich Lord Finesse bei seinem Vorgehen an Robert Poindexter orientiert, der Ende April eine ähnliche Klage gegen 50 Cent anstrebte, da dieser auf seinem „War Angel„-Mixtape ein Sample von Poindexters Band The Persuaders verwendet haben soll. Fragte man sich bei dieser Angelegenheit schon, was für scheinheilige Motive hinter einer solchen Klage stecken mögen, so wird das Ganze nur noch trauriger, wenn es sich bei dem Handelnden um eine Ikone unserer Kultur handelt. Einer Kultur, die darauf basiert etwas bereits Existierendes zu nehmen und es mittels der eigenen Kreativität und Vorstellungskraft in einen neuen Kontext zu setzen.

Man könnte Verständnis für Lord Finesse haben, wenn es sich um ein schlechte Neubearbeitung seines Beats zwecks kommerzieller Verwertbarkeit handeln würde. Aber es geht hier, schlicht und ergreifend, um einen 18-Jährigen, der zu diesem Zeitpunkt ohne monetäres Interesse über ein fremdes Instrumental rappte – also genau das tat, was Busy Bee, die Cold Crush Brothers und wie sie alle heißen bereits vor 35 Jahren in der South Bronx taten und unzählige MCs- nein, jeder MC seither getan hat, um irgendeine Form von Aufmerksamkeit zu bekommen.

Man weiß nicht was im Hintergrund geschehen ist, aber so wie sich die Dinge zurzeit darstellen, sieht es so aus, als ob sich hier ein Has Been, der nie den durchschlagenden Erfolg gehabt hat, den er zweifelsohne verdient gehabt hätte, auf dem Rücken eines jungen Talents (von dem man im Übrigen halten will, was man möchte) noch einmal auf die alten Tage die Taschen voll machen will. Sollte es tatsächlich so sein, ist dies eine Entwicklung, die jedem, dem diese Kultur etwas wert ist, nur bitter aufstoßen kann.