"Watch The Throne": Jay-Z & Kanye West in Köln - Ein Konzertbericht

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Man hatte schon viel gehört von der epochalen Tour zwei der größten lebenden Rap-Stars unseres Planeten: Binnen Minuten ausverkauft, unfassbare Spezialeffekte und den größten, aktuellen Hit der Beiden als Finale gleich bis zu elfmal hintereinander weg. Die Erwartungen waren groß als man sich vergangenen Samstag in der Kölner Lanxess Arena einfand, um Kanye West und Jay-Z gemeinsam auf einer Bühne zu erleben. Dies ist ein Erfahrungsbericht zur wahrscheinlich größten Rap-Show des Jahres.

Die Ankündigung des ersten Deutschlandtermins der „Watch The Throne„-Tour für den 05.06. in Frankfurt hatte zunächst keine größere Regung bei mir hervorgerufen. Veranstaltungen dieser Art und Größenordnung gehen mir im Normalfall ab: Horrende Ticketpreise für mittelmäßig motivierte Superstars, die nicht einmal wissen in welcher Stadt sie sich gerade befinden und für einen riesigen Saal voller Menschen spielen, die lediglich die letzten zwei Hitsingles der Performer kennen und mir dennoch die Sicht auf die Bühne versperren? Nein, danke!!

Die Erkenntnis, dass es hier die Möglichkeit gab, zwei der, wenn nicht DIE zwei prägendsten Figuren im Rap der letzten 10 Jahre auf dem vermeintlichen Höhepunkt ihres Schaffens und womöglich das einzige Mal zusammen auf einer deutschen Bühne zu sehen und dass dieser Umstand, es vielleicht wert wäre, alle genannten Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, kam zu spät. Als ich zwei Tage nach Vorverkaufsstart, die entsprechende Eventim-Seite aufrief, waren längst alle Karten verkauft. Damn!

Nachdem ich eine Zeit damit verbracht hatte, mit mir selbst auszumachen, ob ich bereit wäre einen etwa doppelt so hohen Preis für ein Ticket bei eBay zu bezahlen, kam die Ankündigung, dass es ein Zusatztermin in Köln geben werde. Mit ein wenig Selbstverachtung ob meines Groupietums schälte ich mich an einem Samstag Morgen um 8:30 Uhr aus dem Bett und sicherte mir gerade noch rechtzeitig die erhofften Stehplatzkarten.

Mit einer entsprechenden Erwartungshaltung reiste ich demnach nach Köln. Zwei Tage zuvor war ich Zeuge gewesen, wie Newcomer A$AP Rocky eine gleichermaßen mit Hipstern, wie Heads gefüllte Crowd im Festsaal in Kreuzberg zum durchdrehen gebracht hatte und war nun gespannt, wie sich die Herrschaften Carter und West in einem ungleich größeren Venue wie der Lanxess Arena präsentieren würden.

Pünktlich ging es los. Keine Vorband, nichts. „H.A.M.“ war nie wirklich mein Favorit gewesen, aber als Intro für den Abend funktionierte der von Lex Luger geschmiedete Beat vorzüglich. Während Kanye von der Hauptbühne aus startete, tauchte ein mit Goldketten behangener Jay-Z auf einer im hinteren Teil des Saales positionierten Zweitbühne auf und machte es für einige der Beobachter schwer zu entscheiden, wem man jetzt seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Kurz nach Konzertbeginn kam dann auch schon einer der technischen Trümpfe der Show zum Einsatz: aus Haupt- und Zweitbühne erhoben sich mitsamt der Protagonisten zwei riesige, rund herum mit LED-Wänden verkleidete Würfel und sorgten für den ersten WOW!-Effekt des Abends.

Nachdem man anschließend gemeinsam die Hits „Who Gon Stop„, „Otis“ und „Welcome To The Jungle“ aus dem gemeinsamen Album performte, folgte zunächst ein Solo-Teil des Jiggamans, indem er Fan Favorites, wie „Where I’m From“ und „Jigga What, Jigga Who“ zu Besten gab. Fortan wechselten sich kurze Solo-Einlagen, mit gemeinsamen Performances der beiden MCS ab. Das Ganze wurde untermalt mit allem, was die moderne Effektkiste hergab: zwei riesige Leinwände zeigten wahlweise Live-Aufnahmen des Geschehens auf der Bühne oder stimmungsvolle Bilder von fliegenden Adlern oder bellenden Pitbulls; diverse Licht- und Laser-Choreographien unterstrichen die Songs ebenso, wie Nebel- und Pyro-Effekte vom Feinsten. Auch die angesprochenen LED-Würfel kamen über den Verlauf des Abends noch mehrere Male zum Einsatz.

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Die beiden Megastars lieferten ein über 2,5 Stunden andauerndes Feuerwerk an Hits ab, welches ganze 38(!) Songs umfasste und insgesamt wenig zu wünschen übrig ließ (… auch wenn „Encore“ noch ganz nett gewesen wäre). „Niggas In Paris“ bildete wie zu erwarten, den Schlusspunkt des Abends; mit lediglich vier Wiederholungen des Songs fiel das Finale aber deutlich kürzer aus, als noch wenige Wochen zuvor oder auch gestern Abend in Paris.

Das mag auch am wenig partizipationsfreudigen Kölner Publikum gelegen haben. Zum Mitmachen aufgefordert, schienen selbst die ersten Reihen ihren Mund nicht auf bzw. ihre Arme nicht hoch zu bekommen. Eine Mischung zwischen mangelnder Kenntnis des dargebotenen Materials und allgemeiner too-cool-for-school-Attitude schien hier Grund des Problems zu sein. An der Qualität der Show kann es sicher nicht gelegen haben, denn auch wenn man Jigga und Kanye teilweise anmerkte, dass es sich hier für sie um einen routinemäßigen Pflichttermin handelte – den sie aber dennoch tadellos absolvierten – überzeugte der Abend schon alleine durch die bombastischen Effekte und die schiere Fülle an Hits.

Alles in allem war das Ganze aber sicher für alle Anwesenden ein äußerst zufriedenstellendes Erlebnis, dass auch trotz und nicht wegen der mittelmäßigen Akkustik in der Lanxess Arena jedem im Gedächtnis bleiben sollte. Sein Geld war das Ganze jedenfalls mehr als wert und es bleibt zu hoffen, dass mit der Ankündigung eines zweiten „Watch The Throne„-Albums, in ein paar Jahren auch eine weitere gemeinsame Europa-Tour der beiden Superstars folgen wird. In dem Fall werde ich mir jedenfalls frühzeitig Tickets sichern.