"Sag My Pants": Wer Ist Hopsin?

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Wenn man einen Blick auf die diesjährigen XXL Freshman wirft, dann fiel einem vor allem in der Cypher Runde der 26 jährige Hopsin auf, der mit einem überzeugenden Part die Runde bereicherte. Dabei handelt es sich zumindest in Youtube Sphären nicht um einen völlig unbekannten Artist, denn Hopsin gehört zur illustren Runde an Jungspunden, die innerhalb des Videoportals wahnwitzige Klickzahlen in Millionhöhe generieren.
Neben bereits halbwegs etablierten XXL Freshman Künstlern wie French Montana oder Danny Brown und der zuvor vorgestellten Iggy Azalea, lohnt es also nun den aus Los Angeles, Kalifornien stammenden Rapper unter die Lupe zu nehmen.

Zwar wurde Hopsin, erst 2012 zu einem Frischling ernannt, jedoch ist er bereits seit einigen Jahren im Rapzirkus unterwegs und konnte anno 2007 einen ersten größeren Deal bei Ruthless Records ergattern. Das Label wurde von keinem Geringeren als der N.W.A. Legende Eazy E gegründet und beherbergte zu seinen besten Zeiten Künstler wie MC Ren oder Bone Thugs -N- Harmony. Nach dem Tode Eazy E’s wurde die Plattenfirma von seiner Witwe Tomica Wright verwaltet, die das einstmalig erfolgreiche Label in den kommenden Jahren herunterwirtschaftete. Hopsin’s Debut „Gazing at The Moonlight“ erschien dann Ende 2009 über Ruthless Records, fand jedoch mangels Promotion weitestgehend fernab der Öffentlichkeit statt. Frustriert vom mangelnden Support des Labels, entschied Hopsin, das Heft selber in die Hand zu nehmen und gründete sein eigenes Label Funk Volume. Eine gute Entscheidung, wie sich heraustellen sollte…

Was aber zeichnet Hopsin als Musiker aus? Inhaltlich punktet der Rapper mit seine lyrischen Gemeinheiten, die er in einen interessanten und technisch sauberen Flow verpackt. So hat sich das Multitalent auf politisch unkorrekte und provokante Themen spezialisiert, die er fernab von den üblichen ernsten und stereotypen Gangstergeschichten ins Mic rappt. Als Beispiel kann der Track ‚Kill Her‘ fungieren, in dessen Video der Rapper in bester Saw Horror Optik ein paar Gewalt-und Tötungsfantasien in Richtung Tomica Wright zum Besten gibt:

Auch in seinen anderen Werken überwiegt der angrifflustige und boshafte Charakter, bei dem Hopsin den Eindruck vermittelt, dass er vom Normalo Verlierer zum Madman mutiert ist. Neben seinem verückten Texten, sticht Hopsin auch optisch hervor: so trägt er in seinen Videos stets bizarre Kontaktinsen, die seiner durchgeknallten Rap Persona noch mehr Tiefe verleihen.

Die Kombination aus provokanten Lyrics und guter Raptechnik erinnert bei Hopsin ein wenig an den jungen Eminem und gewisse Parallelen mit einem gewissen Slim Shady in punkto Stimme, Intonation, Vortrag und Video Ästhetik lassen sich nicht von der Hand weisen. Auch einige der verwendeten Beats würden sich als passende Unterlage für einen Eminem Track eignen. Den Marshall Mathers Vergleich sollte man aber nicht zu negativ betrachten, denn immerhin orientiert sich Hopsin an einem mehr als inspirierendem Vorbild:

Wie auch ein Eminem, verteilt Hopsin gerne verbale Seitenhiebe an die musikalische Konkurrenz. Im Gegensatz aber zu Marshall Mathers, der sich bei seinen Dissattacken vor allem auf Pop Sternchen konzentrierte, legt sich Hopsin mit der oberen Rap Elite an. Auf dem Track Sag My Pants, dessen Video bereits Klickzahlen im zweistelligen Millionenbereich vorweisen kann, bekommen Drake, Lil Wayne, Rick Ross, Soulja Boy und natürlich Eazy E’s Witwe ihr Fett weg:

Obwohl er wie die Odd Future Posse aus Los Angeles stammt und auch das Skateboard Fahren beherrscht, scheint der Bad Motherfucker zudem kein besonders großer Tyler, The Creator Freund zu sein. Im Track ‚Ill Mind Of Hopsin 4′ nimmt sich Hopsin den Anführer der Odd Future Crew vor die Brust:

All these no-flow, gimmicky ass fired up behaviors
With wack beats and gap teeth like Tyler the Creator
Motherfucker, you not dope
So you tryna get some attention by cussing and eating a fucking cockroach?
And Goblin? You get no props on it
It sucks so much I get blowjobs from it

Auch im Video zum Track, wird Tyler, The Creator und sein ‚Yonkers‘ gehörig veralbert:

Jedoch sollte man Hopsin nicht als einfachen Diss Rapper abstempeln: vielmehr handelt es sich bei dem jungen Mann um einen echten Selfmade Künstler, der nach dem Do-It-Yourself Prinzip neben seinen Raps auch die musikalische Untermalung und die Videoregie im Alleingang bewerkstelligt. Somit kann er wirklich von sich behaupten, seinen Status komplett allein und independent erarbeitet zu haben: eine Errungenschaft, die ihm keiner mehr nehmen kann, und die beweist, das in Zeiten von Youtube & Co. ein Major nicht unbedingt der einzige Weg zu Ruhm und Ehre ist.

Aufgrund seiner fortwährenden Internetpräsenz, wurde man auch im Hause Strange Music auf Hopsin aufmerksam. Nachdem er auf dem 2011er Tech N9ne Album „All 6’s & 7’s“ einen Gastpart platzieren konnte, soll ihm auch direkt ein Vertrag bei dem erfolgreichen Independent Label angeboten worden sein. Hopsin jedoch lehnte dankend ab und entschied weiterhin komplett alleine durchzustarten:

„The way people put it online, it’s not how it comes off. Me and Tech N9ne are cool, so the deal was on the table, you know? We met up a few times and all that, but just for what I’m trying to do with my carer and life in general, I just kinda wanna build my own path, build my own road and go that way.“

Nachdem Ende 2010 sein zweites Werk „RAW“ releast wurde, soll nun im Sommer 2012 das nunmehr dritte Hopsin Soloalbum „Knock Madness“ via Funk Volume erscheinen. Inhaltlich peilt Hopsin im Vergleich zu seinem vorherigen musikalischen Schaffen dieses Mal eine positive Message an. Das erste Video zum neuen Tonträger ist bereits erschienen. Ob das Talent aus Kalifornien dann nach seinen Abermillionen Youtube Klicks auch verkaufstechnisch den Durchbruch schaffen wird, werden wir dann begutachten können.