Echoabend 2012: Viel Ina Müller, wenig Rap

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Wie jedes Jahr traf sich auch gestern wieder die versammelte deutsche Musikindustrie in Berlin, um sich gegenseitig mit den Echo-Awards auszuzeichnen. Die ARD hatte wieder mal keine Kosten und Mühen gescheut, um der altehrwürdigen Veranstaltung sowohl einen jungen und hippen, als auch einen international-repräsentablen Anstrich zu verpassen. Beides gelang allerdings nur bedingt.

Ersteres sabotierten ein ums andere Mal die beiden Moderatorinnen Barbara Schöneberger und insbesondere Ina Müller, die nicht nur in ihren Moderationen einen Rohrkrepierer nach dem nächsten servierten, sondern grade auch im Bestreben besonders hip zu wirken, den Fremdschamfaktor nach oben trieben. Zweiteres schien mit Auftritten von Katy Perry und Newcomerin Lana del Rey schon etwas besser zu klappen, warum man aber anschließend noch abgehalfterte Ex-Stars wie Marilyn Manson, Barry Manilow und Shaggy noch einmal ins Rampenlicht zerren musste, weiß wohl außer den Veranstaltern keiner so genau.

Der erste Höhepunkt aus Rap-Perspektive wurde durch sido & Bushidos verdienten Gewinn in der Kategorie „Video National“ gesetzt, in der sie sich mit ihrem Clip zu „So Mach Ich es“ u.a. auch gegen Caspers „Auf und davon“ und die Haudegen Joe Rilla und Tyron Berlin durchsetzen konnten. Zur anschließenden Dankesrede kamen nicht nur die beiden Künstler, sondern ebenfalls der Regisseur des Clips, Aggro-Berlin-Gründer Specter auf die Bühne. Sido nutzte die Gelegenheit, um die vorangegangene Preisvergabe an Udo Lindenberg in Frage zu stellen und sich dann den Award in den Schritt zu halten, während Bushido seine Dankesrede mit den Worten, „Wir sind politisch unkorrekt. Peter Maffay! Yo!“, beendete. Offenbar sind sich die Beiden nach wie vor bewusst, dass man bei derartigen Veranstaltungen irgendeine Art von Provokation von ihnen erwartet.

Nachdem sich Casper, der mit insgesamt vier Nominierungen ins Rennen gegangen war, also in der Videokategorie geschlagen geben musste und anschließend auch beim Kritikerpreis und dem Award für den besten Newcomer leer ausgangen war, blieb für den Bielefelder schließlich nur noch die Kategorie „HipHop/Urban National/International“ um doch noch mit einer Trophäe die Veranstaltung zu verlassen. Nominiert waren dort außer ihm Kool Savas, sido & Bushido als 23, Bushido als Solo-Künstler und… Pitbull(?).

Laudator Shaggy machte es spannend und ließ es sich peinlicherweise nicht nehmen, vor Bekanntgabe des Gewinners noch seinen Hits „Mr. Bombastic“ und „It Wasn’t Me“ zu rezitieren. Als er aber schließlich doch noch Caspers Namen vorlas, war die Freude im Hause Four Music/Beat The Rich groß. Ein sichtlich überwältigter Casper nahm den Preis in Empfang, dankte Plattenfirma und Mutti, nur um Augenblicke später als Überraschungsgast beim Auftritt von Kraftklub wieder die Bühne zu entern. Einer der stärksten Momente des Abends.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der schlussendlich doch wieder sehr altbacken daherkommenden Veranstaltung ein wenig mehr HipHop durchaus gut gestanden hätte. Den Preis für den besten Newcomer, den schließlich F.R.s Ex-Mitbewohner Tim Bendzko einheimsen konnte, hätte Casper mehr als verdient gehabt und auch eine Live-Performance eines der zahlreichen Top Ten-Acts des letzten Jahres wäre durchaus denkbar gewesen.

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