Bushido erhält Bambi- ?Man weiß es nicht genau?

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Wie die meisten inzwischen wissen dürften, erhielt Bushido gestern Abend ?Deutschlands wichtigsten Medienpreis?, den Bambi. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Auszeichnung als Entertainer, Musiker oder für seinen Film, was alles noch irgendwie vorstellbar wäre, angesichts der Jury aus altgedienten Burda-Chefredakteuren, die von sich glauben ?das Ohr nah am Puls der Zeit? zu haben.

Nein, den Verantwortlichen war es viel mehr ein Anliegen, Bushidos Verdienste ?zum gegenseitigen Verständnis sozialer Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln? zu ehren. Passend zum aktuellen Release wurde Peter Maffay als Laudator angeheuert, der in seiner Lobrede von Versöhnung, Neubeginn und einer Entwicklung ?zu einem besseren hin? spricht.

Der ersguterjunge-Gründer nahm den Preis dann mit den Worten ?[? ] ich möchte mich auf gar keinen Fall rechtfertigen, ich möchte mich nicht schönreden? entgegen. Es interessiere ihn nicht, was man über ihn denkt, er wolle nicht über seinen Preis diskutieren. Mit anderen Worten: ?Und deswegen sage ich noch einmal: Nutzen Sie die Möglichkeit. Denn ich bin bereit, ich bin 33 Jahre, und ich werde heute ganz bestimmt nicht mehr das sagen, was ich vielleicht vor 10 Jahren gesagt habe. [?]Es geht eher darum, dass ich gelernt habe, dass das, was ich gemacht habe, falsch war. [?] Ich kann hier nur ans Herz legen, zum Beispiel ?Schau nicht weg? war eine Aktion, bei der ich teilgenommen habe.? Bushido sieht zudem die Wurzel des Integrations-Dilemmas darin , dass die Menschen ?immer noch nach ihren Taten gewertet? werden.

Versöhnlich reicht er der Fernsehgesellschaft jedoch seine Hand: ?Aber ich sag Ihnen jetzt hier wie ich stehe: Es ist nicht aller Tage Abend. Und Sie können?s immer noch gerne versuchen. Und wenn Sie an meiner Tür klopfen, dann werd ich Ihnen die Tür aufmachen.?

Die Jury hat also schon früh erkannt, dass sich Bushido aktiv für ein respektvolles Miteinander einsetzt. Genau genommen ist die Auszeichnung allerdings eine Pervertierung in sich: Bushido wurde in Deutschland geboren, von seiner deutschen Mutter erzogen und hat nie in einem anderen Land gelebt. Würden ihn die Leute vom Burda Verlag auch einfach als Deutschen anerkennen, wäre die Bezeichnung als ?hervorragendes Beispiel für gelungene Integration?, wie es in der Jury-Begründung heißt, völlig hinfällig. Da sie ihn offenbar nicht als Ihresgleichen betrachten, ist es für sie also nicht selbstverständlich, dass er seine eigene Muttersprache beherrscht und in seinem eigenen Land erfolgreich arbeiten kann, sondern sogar preiswürdig.

Auch Bushido selbst scheint die Bedeutung von Integration nicht wirklich zu kennen: ?Ich war immer schon der Meinung: Wer hier in Deutschland lebt, muss sich assimilieren.?, verlangt er in einem Interview gegenüber der Bunte. ?Ich finde, dass jeder, der die großen Vorzüge des deutschen Sozialstaats genießen will, sich auch hier einfügen und die Sprache perfekt sprechen muss.? -Eine Anforderung, die nicht einmal jeder Deutsche erfüllt.

Schon im Vorfeld wurden Stimmen laut, die die Entscheidung der Jury kritisierten, sei es der Lesben- und Schwulenverband (LSVD), Terre des Femmes oder der Verein ?Warmes Wiesbaden?, der direkt vor Ort gegen die Ehrung protestierte. Auch von Seiten der Politik hagelte es Kritik und am Abend der Verleihung kam es schließlich zum viel berichteten ?Eklat?, bei dem der Keyboarder von Rosenstolz Peter Plate seinen Unmut gegenüber der Jury kundtat.
Als Reaktion postete Bushido folgenden Tweet: ?Die Grünen und der LSVD regen sich darüber auf, dass ich den Bambi bekomme… Wie erbärmlich… Kümmert euch mal?? (und wie es auf Facebook ohne Zeichenbegrenzung weiter zu lesen war: ??lieber um diese Tatsachen ihr Heuchler…?) mit einem Link auf eine Sexualdelikts-Berichterstattung. Skurriler Weise befürchtete die Süddeutsche Zeitung, die offenbar unaufmerksamer Weise nur den verkürzten Post auf Twitter wahrnahm, dass Fans den Tweet als Aufforderung für gewalttätige Handlungen gegen die Kritiker interpretieren könnten.

Integration hin oder her, im Endeffekt lief die Aufregung um die Auszeichnung nur auf eine Sache hinaus, und zwar erreichte der Bambi dieses Jahr Zuschauerzahlen wie seit 2006 nicht mehr und gerade der Marktanteil der 14- bis 49- stieg um satte 11,6 Prozent. Der umstrittene Auftritt wurde nicht zu letzt von der Presse als ?Höhepunt des Abends? und ?einziger Spannungsmoment? in einer sonst unspektakulären Veranstaltung betitelt. Hört sich danach an, als seien die Erwartungen im Hause Burda eingetroffen.