Stationen einer Karriere: Eminem (Videospecial)

Image and video hosting by TinyPic

Marshall Bruce Mathers III ist der erfolgreichste Rapper auf diesem Planeten und gleichzeitig auch einer der größten Künstler der letzten Dekade überhaupt. Folglich wird es also Zeit dem musikalischen Schaffen des Rap Genies einen kleinen Rückblick zu widmen und einige seiner Musikvideos etwas näher zu beleuchten. Bei der nun folgenden Videografie wird der Schwerpunkt bewußt nicht auf die Vollständigkeit des Videokatalogs des aus Detroit, Michigan stammenden Rappers gelegt. Vielmehr soll anhand einzelner Videos die jeweiligen Karrieschritte der lebenden Raplegende skizziert werden. Also: Let The Eminem Show Begin:

Eminem dümpelte in den ersten Jahren seiner Rapkarriere im Detroiter Underground herum und veröffentlichte im November 1996 sein Debut Album „Infinite“ über das Detroiter Independent Label Web Entertainment. Zwar waren bereits zu diesem Zeitpunkt erste gute Ansätze zu erkennen und das Talent des Rappers unbestritten, doch wirkte der Tonträger insgesamt zu unausgegoren. Kritiker bemängelten vor allem, dass Eminem zu sehr nach Nas oder AZ klang und auch inhaltlich hatter der junge Rapper noch nicht seinen Stil gefunden. So bleibt festzustellen Marshall Mathers auf seinem Erstling noch auf der Suche nach seiner Identität als MC war und dementsprechend mit seinem Debut nur einen mäßigen Einstieg hinlegen konnte.

Im Dezember 1997 veröffentlichte Eminem die „The Slim Shady EP“, welche die Geburtsstunde seines Slim Shady Alter Egos darstellte. Während ihm auf dem „Infinite“ Album noch eine hoffnungsvolle Attitüde umgab und er noch weitestgehend auf provokante Texte verzichtete, zelebrierte der Detroiter auf der EP zum ersten Mal seinen ihn später kennzeichnenden Stil aus Drogen- und Gewaltraps auf technisch hohem Niveau. Die neue Ausrichtung zahlte sich aus: durch den Erfolg der EP wurde schlußendlich auch Dr. Dre auf den talentierten Spitter aufmerksam und so konnte Eminem einen Major Deal bei Interscope Records/Aftermath Entertainment ergattern. Einige der Tracks der „Slim Shady EP“ landeten dann auch auf dem Major Debut Eminem’s wie zum Beispiel ‚If I Had oder ‚Just The Two Of Us‚ (unter dem Namen 97‘ Bonnie & Clyde). Auch der Track ‚Just Don’t Give A Fuck‚ wurde mit einem neuem, leicht abgeändertem Intrumental, auf die „The Slim Shady LP“ gepackt. Zu dem Song wurde auch ein Video gedreht, wobei es sich dabei noch um ein Ergebnis aus der Prä-Interscope Records Zeit handelt. Dies sieht man dem fertigen Produkt auch deutlich an, denn das Video ist qualitativ ziemlich schlecht. Ansonsten gibt es Marshall Mathers noch mit Naturtolle und nicht mit seinem späteren Markenzeichen, dem blondierten Haar zu bewundern. Das Video ist übrigens sehr stark zensiert, was den Hörgenuß auch ziemlich schmälert:

EminemJust don’t Give A Fuck:


Eminem’s Major Debut, „The Slim Shady LP“, katapultierte den Rapper ab Februar 1999 in die Sphären des kommerziellen Erfolgs. Mit Hilfe Dr. Dre’s schaffte Slim Shady ein Millionenpublikum für seine Musik zu gewinnen und konnte den Sprung vom talentierten weißen Rapper aus der Detroiter Untergrund Szene zum Mainstream absolvieren. Eminem’s Erfolg war jedoch vorwiegend auf die USA und England beschränkt. In Deutschland zum Beispiel stieg der Longplayer nur auf Platz 51 ein. Auf dem Album fanden sich Single Hits wie ‚My Name Is‘ und ‚Guilty Conscience‘, die auch visualisiert wurden. Weniger bekannt ist aber das Video zu einem weiteren Album Highlight, nämlich dem Song ‚Role Model‘. Meines Wissens nach lief das Video wenig bis gar nicht in deutschen Gefilden. Der Track stellt einen für den damaligen Eminem typischen Track dar und beinhaltet Gewaltexzesse und Seitenhiebe in alle Richtungen (hier zum Beispiel gegen Canibus, sowie Hillary Clinton). Wie schon zuvor bei ‚My Name Is‚ und ‚Guilty Conscience‚mussten auch für ‚Role Model‘ Video die Lyrics entschärft werden und neue Textpassagen eingestreut werden.

EminemRole Model:


Auch was Features und Cameoauftritte anbelangt, war Eminem nie untätig. Einen vieleicht nicht ganz so bekannten Cameo Auftritt hatte Marshall Mathers in dem Pacewon Video zu ‚I Declare War‚. Zum Hintergrund: Eminem war früher Ehrenmitglied der Outsidaz und Pace Won der talentierste Rapper der Gruppe. Erst später folgte dann der obligatorische Disstrack seitens Pacewon gegen seinen einstigen Weggefährten. Hier aber das Video aus dem Jahr 1998, in dem Eminem’s Vorliebe für skurile Verkleidungen bereits zum Vorschein kam:

Pace WonI Declare War:


Ein weiteres Slim Shady Feature gab es auf dem Track ‚The Anthem‚ aus dem Jahre 1999, welcher eine ganze Armada an talentierten Rappern aufbot. Da stören eigentlich nur noch Sway & King Tech, die das Ganze präsentieren:

Sway & King Tech feat. RZA, Tech N9ne, Xzibit, Chino XL, Kool G Rap, Pharoahe Monch, KRS-One & EminemThe Anthem


Eine Zeit lang war Eminem auch mitFred Durst gut befreundet. Der Limp Bizkit Frontmann hatte einen Cameo Auftritt in dem Video zu ‚The Real Slim Shady‚ und gab auf dem „Significant Other“ Album (1999) seiner Band einen Shout Out an den Detroiter Rapper. Allerdings hielt die Freundschaft nicht besonders lange, denn im Zuge der Fehde zwischen Eminem und Everlast wurde auch Fred Durst von Slim Shady attackiert. In dem Song ‚Girls‚, welcher sich als Hidden Track auf dem ersten D-12 Album „Devil’s Night“ (2001) befindet, widmet sich Herr Mathers dem Rocksänger und seiner Nu Metal Band und droht den Beteiligten Schläge an. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Eminem wütend war, dass Limp Bizkit zuerst auf einem Disstrack gegen Everlast gefeatured werden wollten und dann aber einen Rückzieher gemacht haben. 1999 aber war die Welt noch in Ordnung und Eminem gab in dem Limp Bizkit Video zu ‚Break Stuff‚ eine kleine Guest Appearance. Snoop Dogg und Dr. Dre sind auch kurz zu sehen:

Limp BizkitBreak Stuff (1999):


Eminem war natürlich auch auf dem „2001“ Meilenstein seines Mentors Dr. Dre mit von der Partie. So hat er u.a. ‚Forgot About Dre‚ einen All Time Classic Part hingelegt. Zudem war der Detroiter auch bei der im Sommer 2000 absolvierten und mittlerweile legendären „Up In Smoke Tour“ am Start. Hier eine Live Performance zu ‚Forgot About Dre‘:

Dr. Dre feat. EminemForgot About Dre (Live from The Up In Smoke Tour):


Im Mai 2000 folgte dann “ The Marshall Mathers LP“ und damit Eminem’s endgültiger Aufstieg zum globalen Superstar. Während er bereits mit seinem Major Debut Platinerfolge verbuchen konnte, brach er nun alle Rekorde und stieg auch in Deutschland dank Singles wie ‚Stan‚ und ‚The Real Slim Shady‚ vom Geheimtipp zum Nr.1 Hitlieferanten auf. Das Album selber ist noch ein Mal eine Spur wütender als sein nicht wenig zimperlicher Vorgänger. Eminem spuckt Gift und Galle in Richtung Mainstream Stars wie Christina Aguilera und Britney Spears, wütet aber auch gegen lokale Rivalen wie die Insane Clown Posse. Kurzum: “ The Marshall Mathers LP“ war sowohl ein kommerzieller als auch ein künstlerischer Übererfolg und Eminem spätestens seit diesem Zeitpunkt rund um den Globus bekannt.

Bei den MTV Video Music Awards 2000 gewann Eminem u.a. mit ‚The Real Slim Shady‚ den Preis für Video Of The Year. Neben diesem Erfolg konnte er auch eine denkwürdige Performance hinlegen und betrat mit mehreren Eminem Doppelgängern die Radio City Music Hall in New York City.

EminemThe Real Slim Shady & The Way I Am (Live at MTV Video Music Awards 2000):


Im Juni 2001 stellte Eminem dann der Öffentlichkeit seine Crew D-12 aus alten Detroiter Tagen vor. Mit „Devil’s Night“ konnten also auch seine Weed Carrier ein paar Dollars verdienen. Das Album macht auch Spaß und hat mit Tracks wie ‚That’s How‚, ‚Instigator‚ oder ‚Pimp Like Me‘ auch einige gute Anspielpunkte parat. Auch die erste Single ‚Purple Pills‚ kann glänzen, obwohl oder vieleicht gerade weil sie mit dem Drogenkonsum der Crew ein sehr kontroverses Thema sehr humorvoll verpackt. Allerdings musste der Song als Video in ‚Purple Hills‚ umbenannt werden und auch die Lyrics wurde zwecks Jugendschutz deutlich entschärft:

D-12Purple Hills:


Im Mai 2002 ging die Erfolsstory mit „The Eminem Show“ weiter. Das Album sowie die Singles waren allesamt Kassenschlager. Nur in den USA wurde der sehr gute Track ‚Superman‚ als Single herausgebracht. Das unzensierte Video (welches allerdings ein paar entschärfte Lyrics enthält) zum Song enthält ein paar Brüste und hatte es dementsprechend in dieser Form schwer auf den gängigen Formaten wie MTV oder BET zu laufen:

EminemSuperman:


Im Oktober 2002 erschien dann der Film „8 Mile“, in dem Slim Shady die Hauptrolle spielte und dessen Plot an Eminem’s Lebensgeschichte angelehnt war. Der Streifen war ein kommerzieller Erfolg und konnte auch bei den Filmkritikern für gute Laune sorgen, was bei Filmen von Rappern alles andere als selbstverständlich ist. Der Soundtrack „Music from and Inspired by the Motion Picture 8 Mile“ war ebenfalls ein Riesenerfolg und brachte Eminem sogar einen Oscar für den besten Filmsong für ‚Loose Yourself‚ ein. Den Academy Award für den besten Track heimste der Detroiter auch völlig zu Recht ein: ‚Loose Yourself‚ ist das Werk eines Künstlers, der auf seinem absoluten Zenit steht und ein wahres Manifest an Rapskills und dichter Atmosphäre kreiert, das wohl kaum ein anderer Rapper so überzeugend hinbekommen mag, wie das D-12 Oberhaupt. Kein Zweifel: Eminem stand Ende 2002 auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere. Von da an konnte es doch eigentlich nur ein wenig bergab gehen…

EminemLoose Yourself (2002):


Im April 2004 erschien das zweite D-12 Album „D12 World“. Neben der herrlich selbstironischen Lead Single ‚My Band‚, in der die Rapper das Weed Carrier Dasein von Eminem’s Kollegen persiflieren, kann auch der Opener ‚Git Up‚ mit einer wahren Styleabfahrt Seiten Eminem’s überzeugen. Hier das Video:

D-12Git Up


Im November 2004 erschien dann Eminem’s viertes Major Soloalbum „Encore“ und zum ersten Mal in seiner Karriere stellte man Verschleißerscheinungen fest. So erschien mit ‚Just Lose It‚ zwar ein weiterer guter Track als erste Single, doch im Grunde führte der Song nur das übliche Konzept der lustigen Comeback Single inklusive Prominenten Schelte fort. Auch Eminem’s Drogenprobleme konnnte man auf dem Longplayer deutlich heraushören: der Humor wirkte oftmals gezwungen und auch beattechnisch stagnierte Eminem und bot insgesamt eine nur durchwachsene Performance. Eminem’s Probleme mit Schlaftabletten und anderen Schmerzmitteln hatten auch sein musikalisches Schaffen ergriffen, denn der gesamte Longplayer wirkt schläfrig und wie auf Morphium aufgenommen. Mit ‚Like Toy Soldiers‚ gab es dann aber nochmal ein lyrisches Highlight: auf dem Track lässt Eminem den Beef mit dem ehemaligen Eigentümer der Source, Ray Benzino, Revue passieren und versucht die angespannte Siuation ein wenig zu deeskalieren. Das Video zum Track hinterlässt mittlerweile einen sehr bitteren Nachgeschmack, denn am Ende des Clips wird Eminem’s bester Freund Proof per Drive By niedergestreckt. Was in dem Video noch als Warnung und Schlichtungsverusch zu verstehen ist, wurde später dann traurige Realität: am 11. April 2006 wurde Proof bei einem Streit in einem Club erschossen und Eminem bekam einen Grund mehr im Drogensumpf zu versinken…

EminemLike Toy Soldiers:


Mit ‚Ass Like That‚ veröffentlichte Eminem seine bis dato wohl schlechteste Single. Neben dem austauschbaren Instrumental rappt er auf dem unsäglichen Track zudem in einem extrem nervigen Dialekt. Das Video ist angelehnt an die Serie ‚Crank Yankers‚ (einer von Eminem’s damaligen Lieblingsserien):

EminemAss Like That


Im Mai 2009 folgte dann das langersehnte Comeback Album „Relapse“. Die erste offizielle Single ‚We Made You‚ bot allerdings wenig Grund zur Freude und ließ ernsthafte Zweifel aufkommen, ob Eminem jemals an alte Zeiten anknüpfen kann. Auf ‚We Made You‚ parodiert der Detroiter zum gefühlt hundersten Male die Pop Welt, während der Hörer mangels künstlerischer Weiterentwicklung den Kopf schüttelt und Angst hat, dass der einst so geliebte Rapper vollends den Biss verloren hat. Erst das Video zu ‚3am‚ ließ die Fans aufatmen: auf einem düsteren Beat bekommt der Hörer einen ungefilterten Auszug aus der dunklen Gedankenwelt des Rappers serviert. Der Track ist stellvertretend für das „Relapse“ Album“: während „Encore“ die Eintönigkeit und Monotonie des Tablettenkonsums durchzieht, durchtränkt „Relapse“ die Wirrungen des Entzugs auf dem Wahnsinn und Mordfantasien Hand in Hand gehen. So ist der Tonträger ein düsteres Manifest, das allerdings noch längst nicht jeden von Eminem’s Rückkehr überzeugen konnte (und weiterhin einige dämliche Dialekte beinhaltete). Auch Eminem selber gab auf dem späteren ‚Not Afraid‚ einen Kommentar zu dem Longplayer ab:

„In fact, let’s be honest/ That last Relapse CD was ‚ehh’/ Perhaps I ran them accents into the ground/ Relax, I ain’t going back to that now“.

Ein klarer Fortschritt zu „Encore“ ist jedoch auszumachen und auf dem letzten Anspielpunkt des Albums, dem Song ‚UnDerground‘ rappt Eminem um es mal klischeehaft auszudrücken „wieder wie früher“.

Eminem3am:


Erst 2010 konnte Eminem wieder ein Album releasen, dass auch die letzen Zweifler verstummen ließ: mit „Recovery“ konnte Marshall Mathers sowohl künstlerisch als auch kommerziell vollends überzeugen. Dabei stellt die erste Single ‚Not Afraid‚ die Wiedergeburt eines vollständig genesenen Rappers dar, der den Blick nun In Richtung Zukunft gewandt hat und uns hoffentlich auch in den nächsten Jahren mit guter Musik versorgen wird:

EminemNot Afraid: