"Schulde es meinem Kind": Wie OG Keemo mit Depressionen umgeht

Triggerwarnung: Der nachfolgende Text beschäftigt sich mit Depressionen. Dieses Thema kann negative Gefühle, Assoziationen und Reaktionen hervorrufen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Auch wenn Depressionen und andere psychische Erkrankungen – vor allem durch die anhaltende Corona-Pandemie – nachweislich immer häufiger vorkommen, wird nach wie vor viel zu wenig darüber gesprochen. Laut des Deutschland-Barometer Depression wurde im Laufe des letzten Jahres jede*r fünfte Beschäftigte mit der Krankheit diagnostiziert. Rapper OG Keemo ist ebenfalls betroffen und spricht im Interview bei „Deutschrap ideal“ offen über seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen, den Entschluss, sich einen Therapieplatz zu suchen und die Verantwortung als Vater mit einer solchen Erkrankung.

„Ich habe kein Erlebnis, auf das ich mit einem Finger zeigen könnte. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. So etwas rührt immer aus frühen Kindheitstagen. Genaueres kann ich da sicher nach der Therapie berichten“, erzählt der Rapper über die Anfänge seiner Depression. Neben genetischen Faktoren können vor allem frühe traumatische Erlebnisse wie etwas der Verlust einer geliebten Person, aber auch chronische Überlastung ein Auslöser sein. Die psychische Erkrankung ist in der Regel nicht nur auf eine Ursache zurückzuführen und stark personenabhängig. Der Schritt in Richtung professionelle Hilfe fällt Betroffenen jedoch häufig schwer. „Jeder, der damit zu kämpfen hat, kann bestätigen, dass es mal mehr oder weniger schlimme Phasen gibt. Wenn du in den schlimmen Phasen bist, dann denkst du, ich sollte mal lieber [eine professionelle Therapieberatung] suchen. Und wenn du weniger schlimme Phasen hast, dann denkst du, es ist nicht nötig, weil es dir momentan gut geht. Es war immer ein Aufschieben, das war das Problem. Das habe ich jetzt zehn Jahre so gemacht“, so Keemo über seinen Weg. Dazu kommt, dass ein Großteil der Psychotherapeut*innen überlastet sind und keine freien Plätze anbieten können. Lange Wartezeiten und intensive Suchen sind deshalb meist unumgänglich.

Der „Mann Beisst Hund“-Rapper ist letztes Jahr zusätzlich Vater geworden und habe auch deshalb den Entschluss gefasst, sich einen Therapieplatz zu suchen: „Ich schulde es meinem Kind, dass es die beste Version von seinem Vater hat. Deswegen habe ich gesagt, dass ich vor der Geburt ein paar Dinge in den Griff bekommen möchte. […] Ich habe auch einen Rundum-Check bei meinem Arzt gemacht. Jetzt hast du eine Verantwortung. Du musst für dich selbst gesund sein und für dein kleines Baby.“ Werden psychische Krankheiten nicht behandelt oder einfach ignoriert, können bestimmte Verhaltensweisen oder Ängste unterbewusst an Kinder, Geschwister oder Personen, für die man eine bestimmte Autoritätsfigur darstellt, weitergegeben werden. Es entsteht ein Teufelskreis, dessen Entkommen von Generation zu Generation schwieriger wird: „Das Schlimmste, was du machen kannst, ist wirklich, unterbewusst etwas weiterzugeben an dein Kind. Also Verhaltensweisen, die du weitergibst, die du eventuell auch unterbewusst von deinen Eltern hast. Das will ich auf keinen Fall bei meinem Kind fortsetzen. Dieses Weitergeben wäre vermeidbar, wenn du mit ein paar Leuten vorher darüber sprechen würdest.“

Solltet ihr selbst oder eine Person in eurem Umkreis unter Depressionen leiden, könnt ihr euch über folgende Nummern Hilfe holen:

0800 111 0 111 (Telefon Seelsorge in Deutschland)

0800 / 33 44 533 (Info-Telefon Depression)

116111 (Nummer gegen Kummer)

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