"Medizinisches Cannabis Made in Germany": DEMECAN öffnet seine Tore

Während die Legalisierung von Cannabis aktuell stark diskutiert wird, gibt es bereits einige Firmen, die sich dem Anbau – vor allem im medizinischen Bereich – widmen. Eine davon ist DEMECAN. Mit ausgeklügeltem Sicherheitssystem und strengen Qualitätskontrollen erhofft sich das Unternehmen, die grünen Blüten zukünftig auch als Genussmittel anbieten zu können.

Zwischen unzähligen Kameras, Sicherheitsleuten und hohen Wänden aus Stahlbeton geht es für uns in Richtung Cannabis-Plantagen. Die eigenen Straßenschuhe müssen draußen bleiben. Dreck oder Schädlinge sollen nicht mit reinkommen. Wir sind in der Nähe von Dresden, bei DEMECAN, eine der drei Firmen in Deutschland, die legal Cannabis für medizinische Zwecke anbauen dürfen. Im nächsten Jahr sollen die ersten Produkte ausgeliefert werden. So lange werden die Pflanzen weiterhin gezüchtet, können wachsen und schließlich geerntet werden.

„Wir hatten die Idee eigentlich schon ’ne ganze Weile, dass, wenn sich im Cannabismarkt was tun würde, wir dann da auch ’ne Firma gründen und mitmachen wollen“, erzählt Adrian Fischer, Mitgründer und Betäubungsmittelverantworlicher von DEMECAN. Das Unternehmen habe sich 2019 beim Ausschreibungsverfahren für den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte um Lose beworben, von denen insgesamt 13 zu einer Jahresmenge von je 200 Kilogramm verteilt wurden. Dabei konnte ein Bieter maximal fünf Lose erhalten. Das Vergabeverfahren wurde im Mai 2019 abgeschlossen. Neben DEMECAN gewannen die in Deutschland ansässigen Ableger der kanadischen Firmen Aphria und Aurora.

In den Blütekammern angekommen wird nun am ganzen Körper Schutzkleidung getragen: Ein desinfizierter Anzug, Bart- und Kopfhaube sowie eine Brille und ein wiederum neues Paar Schuhe. Der zirka 200 Quadratmeter große Raum ist warm, die Luft ist dünn. In ihm befinden sich etwa 800 Pflanzen. Die Videoüberwachungen sorgen dafür, dass niemand unerwünscht reingelangt oder unbemerkt Produkte entnimmt. Die saubere Kleidung stellt sicher, dass die Sprösslinge nicht durch Bakterien oder Ähnliches beschädigt werden. „Wir produzieren momentan ungefähr 1000 Kilogramm im Jahr medizinisch für Apotheken“, erzählt Fischer. Die Kapazität betrage aktuell anderthalb Tonnen, eine Ausweitung auf zehn sei jedoch ebenso möglich.

Bevor die Cannabis-Pflanzen in die Blütekammer gelangen, müssen sie, nachdem ein Steckling von der entsprechenden Mutterpflanze entnommen wurde, in einem Brutschrank wurzeln und kommen anschließend für die Vegetationsphase in einen spezialisierten Raum. Dort wachsen sie zwei bis vier Wochen auf 20 bis 30 Zentimeter an. Ursprünglich begann DEMECAN mit der Forschung an den richtigen Samen, erklärt Fischer. Diese wurden in langen Arbeitsprozessen ausgewählt und nach der gewünschten Qualität beurteilt. Mittlerweile werden nur noch Ableger der bereits bestehenden Pflanzen genommen, die durch vergangene Forschungen ein für DEMECAN optimales Ergebnis liefern. Besonders wichtig ist dabei, dass die Stecklinge unter den exakt gleichen Bedingungen wie ihre Mutterpflanzen wachsen, damit beispielsweise Kunden ein konstanter THC-Betrag versichert werden kann. „Es muss wirklich genau gleich immer sein. Also homogene Pflanzen und promogene Blüten die dann entstehen“, betont Fischer. Dabei schauen die Mitarbeiter von DEMECAN weniger auf möglichst große Erträge und viel mehr auf die letztendlich gleiche Wirkung, versichert uns der Mitgründer.

Auf seiner Website verspricht das Unternehmen deshalb: „Unsere Cannabispflanzen werden unter vollständiger Klimakontrolle angebaut – vom Ableger im Labor bis hin zur Ernte.“ Die gesamte Produktion wird dabei von den Qualitätsstandards der GACP (Good Agricultural And Collection Practice) und der GMP (Good Manufacturing Practice) geschützt. Richtige Dokumentationen oder Testergebnisse sowie die Hygiene, Reinheit und Verarbeitungsqualität unterliegen bestimmten Standards und regelmäßigen Kontrollen.

Zukünftig stehe auch der Anbau von Cannabis für nicht-medizinische Zwecke auf dem Plan. Fischer erzählt etwa, dass sogar der Bürgermeister der Stadt Ebersbach, in der sich die Plantagen befinden, dies als Chance sehe, da die nötige Infrastruktur jetzt vorhanden sei. Die Legalisierung ist im Koalitionsvertrag 2021 mit den Worten: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften ein“, festgeschrieben. Wie lange das dauern wird, ist bis dato unklar. Sobald es so weit ist, steht jedoch fest, dass auch DEMECAN bereit ist, reines, qualitatives Cannabis nicht mehr nur an Apotheken zu liefern.

 

Von Vanessa Hentrich

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