New Wave von Hamburg bis Wien: Wen wir 2022 im Auge behalten sollten

Deutschrap bietet mehr Newcomer denn je, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerade wegen dieser Vielfalt und Masse kann es manchmal schwierig sein, den Überblick zu behalten. Wir haben euch fünf Künstler*innen aufgelistet – von absoluten Neulingen bis bereits etablierten Newcomern – die wir spätestens 2022 auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollten.

 

UNTER OBSI

Das Rap-Duo bestehend aus DIZZY und YY bringt entspannten Trap aus Hamburg-Ost in die Playlisten von HipHop-Fans. Zwischen rhythmischen Beats und chilligem Sound rappen die beiden über alltägliche Erlebnisse in ihrer Heimat Billstedt: „Aus der Gosse, Junge, hungrig, ich bin fleißig / In paar Jahren werden Handgelenke eisig / Miet‘ ein Penthouse, sie lässt meine Brüder einziehen / Egal, ob Codeine oder Steine, wir haben immer Blei mit“. Während im Oktober 2020 mit „Zwanni Packs“ die erste Single auf Spotify droppte, verzeichnen UNTER OBSI mittlerweile Features mit Kalim oder Lucio101 und Nizi19. Doch nicht nur ihr Erfolg und der Bekanntheitsgrad, auch die Musik der beiden Hamburger hat sich im Verlauf des Jahres stark weiterentwickelt. Das Anfang Dezember erschienene „MIXTAPE VOL. 2“ hebt sich soundtechnisch, lyrisch und stimmlich vom Vorgänger „MIXTAPE VOL. 1“ ab, obwohl nur einige Monate dazwischen liegen. Diese Entwicklung ist vielversprechend und lässt uns gespannt auf 2022 warten! Auf ihrem Instagram-Account kündigen sie nach dem Release ihres zweiten Tapes an: „Das ist erst der Anfang, lasst uns noch größer werden gemeinsam und [Deutschland] zeigen, was wir drauf haben.“

 

nikan

Fernab vom aktuell typischen Playlist-Sound rappt der Düsseldorfer über seine Heimatstadt, Alltag und Lifestyle. Dabei haben nikans Lyrics eine ästhetisch-coole Leichtigkeit, der man gerne zuhört. Der 21-Jährige veröffentlichte Ende 2019 seinen ersten Song „3 Uhr Nachts“ auf Spotify und konnte seitdem zwar einiges an Reichweite gewinnen, allerdings nach wie vor noch nicht so viel, wie eigentlich verdient. Das sieht er auch selbst so: „Ny Cap, Trackie black / Leute schlafen, deshalb bleib ich immer underrated“, heißt es auf der neusten Single „ny“. Sein Label FOUR MUSIC beschreibt seinen Sound als „minimalistisch und mächtig zugleich“: Mit harten Bässen und trotz UK-Anlehnung geht nikan seinen eigenen künstlerischen Weg. Zwischen seinem ersten DIY-Projekt „Kaviar Tape“ und der EP „all in // plan a“, die im August diesen Jahres erschienen ist, liegen musikalisch Welten. Gerade deshalb heißt es: Gespannt auf 2022 und kommenden Projekte bleiben!

 

Keanu

Angefangen am heimischen Schreibtisch, wo der Bonner die ersten Songs noch mit seinem Kumpel und Kollegen G.FiT am eigenen Laptop aufnahm, katapultierte sich Keanu spätestens in diesem Jahr in die Deutschrap-Untergrund-Playlists. Erst im Oktober releaste er seine EP „Bonner Trap Mentalität“ in der es vor allem um die eigene Gedankenwelt: Frauen, Geld, Hustle und das Leben in seiner Heimatstadt am Rhein geht. Was ihm dabei vor allem wichtig ist: Realness. Sich selbst treu bleiben – das ist einer der essentiellsten Werte für den Rapper, wie er uns im Interview vor zwei Monaten verrät: „Es ist schon ein kleines Erfolgsgeheimnis, auf jeden Fall der zu sein, der man ist und sich nicht zu verstellen.“ Entspannter Trap gepaart mit raffinierten Reimen: Keanu weiß, wie man Hits macht. Dabei ist sein allererster Track „Kalenji“, den er im Februar 2020 mit G.FiT auf Spotify hochgeladen hat, mit aktuell über zwei Millionen Streams nach wie vor sein meistgehörter Song.

 

NANA LE VRAI

Spätestens seitdem der Hamburger auf Endzones Tape „2021: Dear Summer“ gemeinsam mit Yungpalo und dem Song „Doppelapfel“ zu hören war, sollte man NANA LE VRAI auf dem Schirm haben. Im Juli 2020 droppte er seine erste Single „76“ auf Spotify. Während der Track noch auf Drill-Beat gerappt wurde, steht der Künstler mittlerweile für entspannten Flow auf teils düsteren Melodien und rhythmisch-hämmernden Bässen. NANA LE VRAI erzählt von Zukunftsträumen, Hustle und dem Hamburger Untergrund Lifestyle: „Häng‘ nicht mit so viel’n, I be on my own shit / 040 West du fragst was der Code ist“, rappt er auf seinem neusten Track „Calle Ocho“. „Underrated af“ oder „neuer vibe“, schreiben Fans unter das dazugehörige Musikvideo. Der Rapper gehört außerdem zu dem Bombaclart Bass-Kollektiv.

 

Verifiziert

Verifiziert aka Veri ist schon länger kein Geheimtipp mehr und auch nicht direkt als HipHop zu verbuchen, trotzdem gehört sie auf diese Liste. Mit einer Mischung aus Cloud-Rap und Synthiepop schafft die Wienerin es Musik zu machen, die sowohl im Radio laufen könnte als auch in der Untergrund Szene ihren Platz findet. Sie erzählt von durchgefeierten Nächten und dem Großstadt-Leben, wobei sie ihre Emotionen auf eine so gefühlvoll-ästhetische Art und Weise ausdrückt, dass man sich fast wie in einer Traumwelt fühlt. Ihren ersten Track droppte Verifiziert Ende Oktober 2019, „Golf 4“, gemeinsam mit Giacomo X. Mittlerweile ist ihre zweite EP namens „40100“ erschienen. Auch in dieser nimmt sie uns mit in ihr Wien und lässt Hörer*innen in ihre Gefühlswelt eintauchen. Genauso verträumt wie der Sound ist auch das Video zum Track „Stromausfall“, dem Lieblingssong der Österreicherin auf „40100“: Eine Weide mit Pferden, weite Landschaft, Verifiziert am Keyboard und Skyfarmer als Live-Engineer daneben. Die Künstlerin fängt ein Gefühl der Freiheit und Leichtigkeit ein und bietet damit einen Zufluchtsort für alle, die eine Auszeit vom stressigen Großstadtleben oder Alltag suchen.

Von Vanessa Hentrich

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