Lil Yachty hat es schon nicht einfach. Einerseits lieferte der 20jährige in den letzten Monaten Hits wie „Minnesota“ und „Broccoli“ (mit D.R.A.M.), andererseits wird er von vielen Rapperkollegen und Rapfans kategorisch abgelehnt, denn technisch gesehen entspricht der Rotschopf vielen Hörern nicht den Vorstellungen von einem ordentlichen Rapper. Auch sein Stimmeinsatz ist gewöhnungsbedürftig. Wer mit Young Thug schon seine Probleme hat, dem werden die Hooks von Lil Yachty vermutlich den Glauben an das Gute (im Rap) rauben. Seine Legitimität bekommt er auch abgesprochen, wenn er in Interviews sagt, dass er Notorious B.I.G. für überbewertet empfindet, auch wenn man in Betracht ziehen sollte, dass er in dem Jahr als Frank White erschossen worden ist, das Licht der Welt erblickte. Wenn ich an die Rapper zurückdenke, die in meinem Geburtsjahr relevant waren, muss ich sagen, ich hätte auch meine Schwierigkeiten.
Bei Yachty geht es, wie bei vielen Rappern der neuen Generation, um den Vibe, der transportiert wird, nicht um Tiefe. Es geht um ein Lebensgefühl, weniger um Lebensweisheiten. Ob einem das nun gefällt oder nicht, es ist zumindest mal etwas Neues. Warum können J. Cole und Lil Yachty nicht einfach koexistieren, auch wenn die Vorstellungen von BPM Zahl und Inhalt oft unterschiedlich sind? Ein bisschen weniger Verbissenheit bei den Fans würde insgesamt nicht schaden. Das gilt übrigens in beide Richtungen.
Ob Lil Yachty sich in kurzer Zeit bei den Lil Bs und Trinidad James‘ der Szene einreihen wird, und somit stark an Relevanz verlieren wird, bleibt noch abzuwarten. Bis dahin unterhält uns der Rapper (mit Grammy Nominierung) weiter mit seinem etwas anderen Ansatz an die Musik, und Style im Allgemeinen.
Wir haben Lil Yachty vor seinem Aufritt in Berlin getroffen und ein längeres Interview mit ihm geführt, als kleinen Vorgeschmack gibt es einen Rapversuch über Kool Savas‚ „Haus & Boot“ zu sehen. Der Rest folgt.
