Killer Mike interviewt US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders

Dirty-South-Größe Killer Mike hat einen Barber Shop in Atlanta, in denen ja bekanntlich gerne über das Neuste aus der Nachbarschaft geplaudert wird. Soweit, so Hip Hop. Vor ein paar Wochen hatte er allerdings einen älteren Herren im Friseurstuhl, der nicht mal so eben irgendwo zum Plausch vorbeikommt: US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders.

Sanders versucht momentan, Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei zu werden, um sie bei der eigentlichen Wahl des US-Präsidenten zu vertreten. Als selbsterklärter Sozialdemokrat, in den USA eigentlich fast ein Schimpfwort, gilt er in den vergleichsweise konservativen USA als Paradiesvogel. Seit fast 35 Jahren bekleidete der inzwischen Vierundsiebzigjährige parteilos verschiedene politische Ämter auf städtischer, bundesstaatlicher und nationaler Ebene. Für sein Präsidentschaftskampagne hat er sich vor allem soziale Bildungs- und Finanzreformen auf die Fahne geschrieben, die der Mittel- und Unterschicht wieder auf die Beine helfen sollen. In diesem Zusammenhang nimmt gerne das Wort „Revolution“ in den Mund.

Wahrscheinlich ist er genau wegen dieser, für amerikanische Verhältnisse, radikalen sozialen Ansagen überraschend beliebt bei jungen Liberalen. Sanders-Unterstützer sitzen in veganen Kaffees im New Yorker Hipster-Viertel Williamsburg, in Hollywood und in Aufnahmestudios. Rapper wie Lil B und Mac Miller haben sich bereits für Sanders ausgesprochen. Ganz ohne Wackler verlief seine Kampagne trotzdem nicht. Vor einigen Wochen stürmten Demonstranten der Bewegung „Black Lives Matter“ während einer Rede sein Podium. Der Vorwurf: Pragmatiker Sanders erzählt viel von sozialer Gerechtigkeit in der Wirtschaft, ignoriert aber das Rassismusproblem der USA.

Hier kommt Killer Mike ins Spiel. Das Interview mit einem in der afroamerikanischen Community respektierten Künstler soll ihm ebenda Stimmen einbringen. Dementsprechend dreht sich das Interview hauptsächlich darum, was Sanders Politik für Schwarze in den USA bedeutet, zum Beispiel, wie er zum überproportional hohen Anteil von Afroamerikanern an den Gefängnisinsassen steht. Das Gespräch ist überraschend fundiert und erfrischend. Fist-Bumps sollte Mr. Sanders aber lieber noch mal üben, bevor der Wahlzirkus im Frühjahr in die heiße Phase übergeht.