Von Xatar bis Bushido: Adopekid über seine bisher 5 besten Cover

Eldin Bukalo alias Adopekid arbeitete innerhalb der letzten Jahre mit so ziemlich jeden namhaften Künstler der Szene zusammen. Der Grafiker, der im Jahr 2003 seinen Abschluss an der Technischen Kunstschule in Hamburg erlangte, startete zu Beginn seiner Karriere mit dem designen verschiedener Logos, wodurch er in der Rap-Szene an immer mehr Bekanntheit gewann.

Mittlerweile erstellte er bereits Cover für beispielsweise Bushido, Ssio, Eko Fresh und Kollegah , um nur einige Namen zu nennen. Auch darf er aktuell 3 Goldene Platten sein Eigen nennen, die letzte erlangte er durch die Arbeit an Bushidos Nummer 1 Album „Sonny Black“.

Wir wollten von Adopkid wissen, welche Artworks seine 5 Favoriten bilden und welche Geschichte hinter der jeweiligen Entstehung steckt.

 

Xatar – Nr. 415 (2012)

Xatar-Nr-415

„Ich kenne Giwar seit ca 2008. Damals schrieb man sich noch über MySpace. Wir telefonierten, verstanden uns direkt gut und kurz darauf entstand das Alles oder Nix Logo. Danach machte ich auch das Artwork zum gleichnamigen Album.
Vorher hatte ich noch nichts von Xatar gehört. Das Album kam raus und es war ’ne gladde Eins!
Dann kam er in den Bau. Ätzend war, dass wir noch eine Rechnung offen hatten. Jahre später, ich glaube Ende 2011, kam auf einmal ein Anruf. „Ich bin’s Giwar. Ich muss leise reden, wie geht’s dir Bruder?“
Zuerst dachte ich wirklich, jemand will mich verarschen. Um mir zu zeigen, dass er es wirklich war, meinte er dann: „Ich schulde dir noch Geld“.
Wir mussten direkt lachen. Er war es: Xatar, live from jail!

Erste Pläne für das 415-Cover wurden geschmiedet und ich hatte richtig Bock drauf. Ab und zu rief mich Giwar an und wir haben uns versucht, das restliche Artwork zu erklären, ohne dass er sich etwas angucken konnte.
Einmal rief ich ihn an und es ging ein völlig Fremder ans Telefon, der mir dann sagte, dass Giwar verlegt worden sei.
Es war wohl das chaotischste und heftigste Projekt, was ich jemals gemacht habe. Es fehlte dem ganzen Projekt die Kommunikation. Ich glaube Ramin – damals noch bei Groove Attack – hat bei diesem Projekt locker zehn graue Haare mehr bekommen.
Die Ideen kamen aber auch von allein. Das Artwork habe ich dann wie ein Knastpaket aussehen lassen.

Im Booklet war ein Grundriss vom Knast mit handgeschriebenen Infos, wann zum Beispiel die Wärter ihre Schicht wechseln.
Ein Brief-Code nach draußen war in der Mitte platziert. Im Nachhinhein haben den Code einige Fans sogar geknackt.
Im Booklet waren außerdem Postkarten aus Moskau und dem Irak, Flugtickets, Tabakreste und Telefonnummern. Bei so einem Thema kann man sich austoben. Und das haben wir!

Dann hört man am Ende das sehr gut produzierte Album, durchblättert das Booklet und weiß es zu schätzen, was für einen coolen Beruf man da hat.

Dieses Jahr im Oktober haben Giwar und ich uns auf der Baba aller Babas Tour dann das erste Mal persönlich getroffen. Er ist wie am Telefon: ein Power-Typ.“

 

Eko Fresh – Eksodus (2013)

Eko-Fresh-Eksodus-Cover

„Eksodus war auf jeden Fall bis jetzt das aufwändigste Cover von allen. Als Eko mir den Titel verriet, wusste ich sofort, etwas Großes musste her. So kamen wir auf die Idee, das Dangerous Cover von Michael Jackson zu adaptieren.
Im Grunde genommen musste ich Ekrems Leben studieren, um die wichtigsten Ereignisse und Personen in das Eksodus Cover einzubauen.
Leider gab es, wie so oft, zu wenig Zeit. Ich habe zwei Monate lang, jeden Tag am Cover gearbeitet. Sonst hätten wir die Deadline nicht geschafft. Ekrem hat das Cover erst zwei Tage vor der Veröffentlichung gesehen und er hat’s zum Glück auch gefeiert.

Eksodus ging auf Platz Eins und war Ekos erstes Nummer Eins Solo Album. Geil.“

 

Bushido – Sonny Black (2014)

Bushido-Sonny-Black-Cover1

„Die Anfrage kam von Gan-G. „Hast du Bock für das nächste Bushido Album ein Comic und das Album Artwork zu machen?“ In diesem Moment erklangen Engelschöre und ich sagte natürlich zu.
Einige Wochen später fuhr ich mit meinem Partner Goran nach Berlin. Dort trafen wir Bushido und Arafat bei ihrem Stamm-Italiener.

Es wurde lecker gegessen, wir sprachen über das Comic und es kamen die ersten Ideen. Passend zur Bushido Figur im Comic sah auch das Album Cover aus. Der Turban war Bushidos Idee.
Ich mag besonders die Farben auf diesem Cover. Das Rot/Orange mit dem Türkis ballern einfach. Die Arbeit am Sonny Black Album war mir extrem wichtig.
Ich schickte Bushido das Cover und wartete zähneknirschend auf eine Antwort. Die kam dann auch irgendwann. In seiner Mail stand nur „episch“. Wenn ich es könnte, hätte ich einen Salto rückwärts gemacht.
Allgemein ist die Zusammenarbeit mit Bushido sehr angenehm. Er lässt einem extrem viel künstlerische Freiheit und vertraut einem einfach.
Sonny Black war meine erste Goldauszeichnung für ein Album Artwork.“

 

Ssio – 0,9 (2016)

SSIO-09-Cover

„Die Grundidee kam vom Produzenten Reaf. Über Whatsapp erklärte er in einem Video eine ganz grobe Skizze und ich feierte die Idee sofort. „Ssio kommt mit ’ner Ollen unter’m Arm aus dem Bonn 17…“

Es gibt Cover, wo ich bei der Idee direkt das fertige Werk im Kopf sehe und es nur noch umsetzen muss. Ich wusste, dass das ein sehr geiles Cover werden würde. Ich brauchte viele Infos von Ssio, ihn aber ans Telefon zu bekommen, war schwerer als gedacht. Der Junge wechselt jede Woche seine Nummer und ist nie erreichbar.

Sein Bruder und Manager Sohail hat ihm dann wohl ’nen Arschtritt gegeben. Ssio und ich telefonierten kurz darauf und wir konnten auch endlich über das Cover philosophieren. Ich machte mir ein paar Skizzen fertig, legte eine A2-Datei in Photoshop an und dann ging’s los. Selten hat eine Arbeit so viel Spaß gebracht. Die Umsetzung lief wunderbar und am Ende wurde es ein richtig schön versifftes Crackcover. Das Ssio Bbummsn Album Cover, ist einer meiner persönlichen Lieblingscover, weil es selbst zwischen 300 anderen CDs im Regal noch ins Auge sticht und es einfach ein gutes Cover ist.
Dieses Cover zu toppen war eine Herausforderung. Im Netz gab es dann aber eine richtig gute Resonanz. Mission complete!“

 

Sinan-G – Ob du willst oder nicht (2013)

Sinan



„Bei Sinan G war der rote Faden, alles im Billig-Porno-Look zu gestalten. Sinan feierte anfangs die Idee und schickte mir ca. 300 Fotos direkt vom wohl lustigsten Fotoshooting überhaupt. Sinan breitbeinig sitzend, im Bademantel, wo man seinen Schwanni sah. Mit abgedeckter Hand über dem Bildschirm habe ich mir schnellstmöglich ein Bild ausgesucht. Die erste Photoshop Aktion war auf jeden Fall ein schwarzer Balken zum Pimmel verdecken.

Sonst war das Cover eine echte Herausforderung: Alle Frauen, die später auf dem Cover um Sinan herum standen, wurden einzeln fotografiert und mussten zudem durchs Photoshop Make Up aufgepimpt werden. Viel Arbeit und viele Photoshop-Ebenen, bis alles am richtigen Platz war.
Das Cover kam bei den Fans nicht so gut an und Sinan war kurz davor, es komplett zu ändern. Irgendwie konnte ich ihn schließlich doch noch überreden und es passt auch wunderbar zu ihm, wie ich finde.“

 


Auch zu der Entstehung des Artworks zur Platte „Fata Morgana“ von KC Rebell aus diesem Jahr kann Adopekid eine nette Anekdote erzählen:

„Ebenfalls sehr viel Überredungskunst brauchte ich beim Fata Morgana Cover von KC Rebell. KC und fast das komplette Banger Team war für eine andere Idee, die in meinen Augen grafisch auf einem Cover absolut nicht funktionieren konnte und kein cooles Cover geworden wäre. Ich glaube, da habe ich mich zum ersten Mal geweigert eine Arbeit auszuführen; im Namen der Kunst und so…
Zwei Tage vor der Deadline haben wir dann eine neue Idee, die mir die ganze Zeit im Kopf rum schwirrte, ausprobiert.
Am Ende ist es – wie auch bei den letzten beiden KC Alben – ein power Cover geworden.
Es kam sehr gut in der Community an und KC ging schließlich damit zum ersten Mal auf Platz Eins. Dann ist doch alles wunderbar.“

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