Fünf Gründe warum wir Yung Hurn dankbar sein sollten

Yung Hurn ist seit nunmehr vier Jahren ein Teil der Szene. Während er wegen „Nein“ anfangs noch etwas belächelt wurde, hat er es geschafft sich eine liebevolle Fanbase aufzubauen. Diese bedankt sich in regelmäßigen Abständen für die verschiedensten Dinge bei ihm. Anlässlich der Veröffentlichung seines neuesten Albums „Y“ präsentieren wir die fünf Gründe, für die wir uns beim Österreicher bedanken sollten.

Zu einer Zeit, in der der Name Yung Hurn häufig in einer Reihe mit LGoonyHustensaft Jüngling oder Young Krillin genannt wurde, wusste eigentlich niemand wirklich, was dieser Cloud Rap eigentlich sein soll. Rückblickend kann man guten Gewissens sagen, dass diese kategorische Einordnung simpel als Unsinn abgetan werden kann. Grenzen verschwimmen und wer mag schon darüber richten, wann es sich um Cloud Rap handelt und wann um „herkömmlichen“ Rap. Schaut man, welcher der damalig gehypten Künstler es geschafft hat in die oberen Ränge des Raps vorzudringen, kann man nach RIN und Hurn eigentlich aufhören zu zählen. Ein Grund dafür könnte natürlich die herausragende Arbeit von Live From Earth sein, dem gemeinsamen Labelursprung der beiden Rapper.

Liebe für alte Songs

Seit seinem ersten Release, der „Wiener Linien EP„, steht LFE an seiner Seite. Das Projekt besteht lediglich aus den drei Tracks „Blablablabla„, „Wiener Linien“ und „Ich will dich„. Besonders letzterer ist retrospektiv betrachtet interessant. Während andere Rapper sich nach einer gewissen Zeit gerne von ihrem früheren Schaffen distanzieren wollen, greift der Wahlberliner auf „Love Hotel“ das Grundgerüst des Songs auf und liefert einen gefühlvolles Piano Edit. Ein weiteres Beispiel für seine Liebe zu seiner alten Musik ist ebenfalls das Best-of-Album „In Memory of Yung Hurn – Classic Compilation„. Jenes besteht unter anderem aus „22“ Tracks wie „Stoli„, „Christus & Blitz“ und „Nein„. Auch das letzte Bandcamp Tape „Krocha“ steuert ganze sieben Songs zu der „Classic Compilation“ bei. Man bekommt das Gefühl, dass jeder einzelne Track ein kleiner Hund ist, mit dem Yung Hurn behutsam auf dem Teppich kuschelt.

Danke Yung Hurn

Stilistische Weiterentwicklung

Abseits von seiner Liebe zu seinem früheren Schaffen ist ebenfalls die Anpassungsfähigkeit des Wieners eine Danksagung wert. Die kryptischen Songskizzen die Yung Hurn auf Songs wie „HALLO HALLO HÜPFMANN (WERTVOLL)„, „BIBABUTZELMANN LOCO FREESTYLE“ oder „Sk8erboi“ geschaffen hat, weichen aus dem zukünftigen Songkatalog. Stattdessen bekommen Fans deutsche Lovesongs die nicht unangenehm sind. Kein Wunder, dass Fans sich dafür bedanken, dass der Österreicher mit „Love Hotel“ ihr Sexleben geprägt hat. Alle Fans der zuvor genannten Tracks müssen den früheren Stil von Hurn glücklicherweise nicht missen, denn mit K. Ronaldo wurde eine galante Möglichkeit gefunden, zwischen Persönlichkeiten zu wechseln. Diese sorgte vielleicht auch dafür, dass er sich zurecht den Spitznamen Falco Süssgott verdient hat. So könnten die Worte aus folgendem Interview vom originalen Falco wohl sinngemäß aus seinem Mund stammen:

Yung Hurn als Stilikone

Glücklicherweise besticht nicht nur sein „älterer Bruder“ K. Ronaldo mit Innovation. Das Hauptprojekt Yung Hurn zeichnet sich vor allem durch seine künstlerische Ausdrucksweise aus. Nicht umsonst gibt’s ein Aufeinandertreffen von ihm und Daniel Richter. Während seine Musik und Videos stilistische Vorbilder für viele Künstler in Deutschland waren, ist er abseits dessen vor allem eins: Eine Stilikone. Der Wiener Künstler weiß wie er sich selbst darstellen will und saß bereits Modell für die GQspielte gemeinsam mit der Love Hotel Band ein Konzert für Vetements und hatte einen Auftritt bei der Berlin Fashion Week.

Kreative Darstellung

Diese Stilsicherheit wird gepaart mit einer außerordentlichen Originalität in der Darstellungsform. Jene spiegelt sich ebenfalls in „Y“ wider und fängt bereits beim Artwork an. Obwohl die Marke Gucci bereits ausführlichst von vielen Rappern thematisiert wurde, schafft es Yung Hurn auch hier Innovation hereinzubringen. Das Cover seines Albums stellt eine Hommage an eine Werbekampagne der Modelinie dar, für die Mario Testino im Jahr 2003 fotografierte.

 

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Authentizität

Bei einer solch vielfältigen Form der Selbstdarstellung könnte schnell der Eindruck einer übertriebenen Inszenierung aufkommen. Nicht so bei Yung Hurn. Jedes seiner Projekte wirkt echt. Die Ideen hinter Tracks wie „Ponny“ und „Cabrio“ sind simpel und pur. Keine verkopften Reimketten, die von der eigenen Musikalität und Selbstverwirklichung ablenken. Obwohl Yung Hurn als einer der Mitbegründer einer Bewegung gesehen werden kann, erweckt kein Teil seiner Diskografie den Eindruck als würde er sich von äußeren Einwirkungen beeinflussen lassen. Ein Beispiel für seine Realness liefert Flizzy. Die Berliner Legende steht wohl wie kaum ein anderer dafür, dass es angesehen wird, wenn ein Künstler in der Booth der gleiche ist wie auf der eigenen Couch. Vergleicht man den 2016 veröffentlichten „Krocha Tape“ Track „Beef aber so lala“ mit dem erst 2018 releasten Interview von Fler, so kann man sich vorstellen, dass zwischen Julian Sellmeister und Yung Hurn kaum ein Unterschied bestehen mag:

Alle wollen jetzt Beef, aber so lala
Chill‘ im Restaurant und ess‘ Beeftatar
Yung Hurn – Beef aber so lala

https://www.youtube.com/watch?v=kWJF7eJENEk

Also, was bleibt da noch zu sagen?

Danke Yung Hurn, dass wir deine Musik hören dürfen.
Danke Yung Hurn, dass du uns als eine Stilikone bereicherst.
Danke Yung Hurn, dass dir deine alte Musik noch am Herzen liegt.
Danke Yung Hurn, dass du dich weiter entwickelst und dir treu bleibst.
Danke Yung Hurn, dass du aus eigener Kraft nach oben gekommen bist.

Sein neuestes Album „Y“ ist am 08. November veröffentlicht worden und kann auf allen gängigen Streamingplattformen gestreamt werden.

Geschrieben von Haci Altinpinar

Aktuelle Deutschraptracks findet ihr außerdem in unserer Playlist:

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