DVD Review: Rap City Berlin DVD II

Rap City Berlin 2
Rap City Berlin 2

Nach dem immensen Erfolg des ersten Teils haben Mantikor Entertainment
nun den zweiten Teil der Rap City Berlin Reihe auf den Markt gebracht.
Dabei bleibt man dem Erfolgsrezept treu und präsentiert die Berliner Rap
Szene auf insgesamt 2 DVD‘ s und einer Spielzeit von 7 Stunden. Die erste DVD
widmet sich den Label- bzw. Künstlerportraits, und gewährt einen
gelungenen Überblick in die verschiedenen Aktivitäten und Ansichten der
einzelnen Protagonisten. Dem Zuschauer bleibt es dabei überlassen
entweder alphabetisch die verschiedenen Labels anzuvisieren oder über
den bewährten Stadtplan von Bezirk zu Bezirk zu wechseln. Die Macher
haben versucht die Berliner Rap Szene einigermaßen komplett vorzustellen
und so versammelt sich auf Rap City Berlin II alles was Rang und Namen
in der Hauptstadt hat. Neben so bekannten und illustren Namen wie Sido,
B-Tight und Fler von Aggro Berlin, K.I.Z., Kool Savas von Optik Records
oder Prinz Pi von No Peanuts, gesellen sich auch andere (teils bekannte)
Gesichter dazu und bekommen die Möglichkeit sich der der breiten Masse
vorzustellen. Dies geschieht auf meist sehr unterhaltsame Weise: so darf
man Mach One beim Fallschirmsprung zusehen, Hecklah & Coch toben sich auf
einem Schießstand aus und King Orgasmus One gewährt Einblicke in eine
Gangbang Session. Man erkennt also, dass Mantikor Entertainment sich
bemüht möglichst unterhaltsame und abwechslungsreiche Labelvorstellungen
zu präsentieren. Da man Berlin allerdings überwiegend mit harten Rap
assoziiert, präsentieren sich viele der verschiedenen Rapper auf
dementsprechende Weise und konfrontieren den Zuschauer gerne mit
deutlichen sowie angriffslustigen Ansagen. So passiert es jedoch, dass
sich nach einiger Zeit gewisse Statements wiederholen („Ich rappe über
das, was um mich herum geschieht“), was bei längerer Spieldauer zu
gewissen Ermüdungserscheinungen führt. Dieser Kritikpunkt wird jedoch
durch die vielen anderen unterhaltsamen Vorstellungen wettgemacht. Zudem
kommen auch Rapper zu Wort, die sich nicht dem Straßenrap verschrieben
haben und mit eigener Philosophie daherkommen wie zum Beispiel Damion Davis von
Spoken View Records.

Wie bereits erwähnt, tummeln sich auf Rap City Berlin II einige
grandiose Auftritte. Zu den Highlights der DVD gehören beispielsweise
die gnadenlos bekiffte Bong Bande, bei der man sich fragen kann, ob die
Mitglieder sich nicht an einer Überdosis Sizzurp vergriffen haben. Auch
die beiden Rapper/Kraftsportler Brutos Brutaloz und Seyfu sorgen für
einige Lacher: zwar sind die Beiden, was die Fähigkeiten am Mic angeht,
völlig talentfrei, allerdings halten sie einen durchaus flammenden
Diskurs über Kraftsport und Anabolikakonsum. Ebenfalls nicht zu
verachten ist der Auftritt von Taktloss, der sich an einer Klaus Kinski Hommage versucht.

Hinsichtlich der technischen Umsetzung wird den Zuschauern ein weitestgehend solides Gesamtbild geboten. Allerdings fällt negativ auf, dass die Soundlautstärke schon relativ stark variert. Auch die Navigation per Stadtplan gestaltet sich mitunter ein wenig schwierig und stellt einen weiteren Kritikpunkt dar.

Die zweite DVD wird unter dem Namen Bonus Filme geführt, was man
eigentlich als abwertenden Begriff ansehen muss, stellt sie doch eine
konsequente und mehr als sinnvolle Erweiterung der Label- und
Künstlerportraits dar. So kann man sich auf Hausbesuche bei MC Bogy,
K.I.Z. und DJ Tomekk freuen oder den luxuriösen Tourbus der Optik Crew
bestaunen. Vor allem DJ Tomekk zeigt sich in bester Laune, was allerdings auch an seinem erhöhten Alkoholpegel liegen mag. Weiterhin
wurden Filme zu diversen Themen wie Drogen, Rapper im Knast, Tattoos oder
Indizierungen gedreht, in denen sich die Rapper zu Wort melden und ihre
Ansichten und Erfahrungsberichte preisgeben. Dabei ist vor allem der Film über das Thema Zensur lohnenswert, da unter anderem auch die viel gescholtene Politikerin Monika Griefhahn ihre Meinung zum Besten gibt. Ihre Ansichten zum Thema Jugendschutz stellen einen Kontrast zu den Ausführungen von beispielsweise Frauenarzt dar, so dass eine interessante Debatte innerhalb des Films entsteht. Lediglich das Special über die verschiedenen Bezirke Berlins langweilt ein wenig, da man den Eindruck gewinnt, dass alle Rapper jeweils das Gleiche über ihre Viertel und deren Besonderheiten erzählen. Alles in allem aber ist die Bonus DVD der eigentlichen Haupt DVD ebenbürtig und bietet genügend interessantes Material um die Hauptstadt und ihre Rapszene zu charakterisieren.

Insgesamt stellt der zweite Teil der Rap City Berlin Reihe eine
lohnenswerte Anschaffung dar, die mit vielen Highlights glänzt. Wie schon beim ersten Teil wird genügend diskussionswürdiger Stoff geboten, wobei gleichzeitig ein überzeugender Einblick in die verschiedenen Rapstile Berlins ermöglicht wird. Sieht man über einige Längen und langweilige Passagen hinweg,
bekommt man ein gutes Gesamtpaket geboten, das den Rap aus der
Hauptstadt gebührend repräsentiert und seine speziellen Merkmale gut zusammenfasst. Dementsprechend können Anhänger des Berliner Sprechgesangs ohne Bedenken zugreifen. Alle anderen Rapfans sollten aber auch definitiv einen Blick riskieren um zu checken, was momentan alles in der Raphauptstadt geht.

By: BJ AN