Mixtape Review: B-Tight - Ghettoromantik

Ghetto Romantik
Ghetto Romantik

Nachdem er in diesem Jahr nach langer Zeit des Wartens sein Soloalbum veröffentlicht hat, kommt es nun doch etwas überraschend, dass B-Tight nur wenige Monate nach dem Release von „Neger Neger“ ein Mixtape auf dem Markt bringt. Das Konzept hat sich offensichtlich ausgezahlt: Bobby Dick konnte nach der Top Ten Platzierung seines Albums „Neger Neger“ nun mit „Ghettoromantik“ in die Top 50 der deutschen Charts einsteigen. Was das Mixtape, außer dem leider zunächst etwas merkwürdig anmutenden Titel qualitativ zu bieten hat soll nun untersucht werden.

Zunächst fällt einem die enorme Anzahl an Features auf, die auf „Ghettoromantik“ vertreten sind. Dies ist aber als legitim zu bewerten, denn das Mixtapeformat stellt wohl die beste Anlaufstelle für Gastparts dar. Unter den Features sind sowohl die üblichen Verdächtigen wie Joe Rilla, Harris, Fuhrmann & Bendt, MC Bogy, Frauenarzt und seine Ghettomusik Acts Smoky und Chuky, die alle durchaus mit Aggro Berlin Releases assoziiert werden können, als auch etwas überraschende Gäste wie die Doubletime Spitter DeineEltan oder Afro Hesse. Als Hosts fungieren die Sektenmuziker Grüne Medizin, deren Fähigkeiten als Hosts aber nicht der Rede wert sind.

Was das Soundbild betrifft, findet man natürlich überwiegend Amiinstrumentals, darunter zum Beispiel Dr. Dre?s ‚The Watcher‘, 50 Cent?s ‚Gotta Make It To Heaven‘, Snoop Dogg?s ‚That?s That Shit‘ und Mobb Deep?s ‚Hell On Earth‘. Die Instrumentals sind meist gut gewählt, wobei auch ein paar unspektakulärere Beats gepickt worden sind.

Inhaltlich tobt sich B-Tight weitesgehend in bewährter Manier aus und bringt bekannte Texte, die größtenteils die Bereiche Battle und Ficken abdecken. Dazwischen hat Bobby Dick aber auch den einen oder anderen Themensong gepackt, wie wenn er sich beispielsweise gegen Rassismusvorwürfe wehrt (‚Nazis‘ feat. Joe Rilla), oder sich mit seiner Vergangenheit vor dem Starruhm auseinandersetzt (‚Ghettoleute‘ feat. MC Bogy & Problemkind). So ist positiv zu bewerten, dass die Themen bzw. Stilrichtungen der einzelnen Tracks variieren, was wohl auf die vielen Features zurückzuführen ist. Der Opener ‚So Wie Wir‘ ist beispielsweise ein Crunk Banger, während der Track ‚IIIHHH!!!’feat.Kaisa mit einem leicht bedrohlichen Beat daherkommt, der gut zu Kaisa‚ sonstigem Output passt. Dabei ist zu erkennen, dass B-Tight definitiv seinen Stil gefunden hat und technisch meist anständige Performances bringt und diese mit seiner eigenen Note veredelt. Auch seiner Fick-auf-alles-Attitüde kann man definitiv etwas abgewinnen. Allerdings haben sich auch schwache Rhymes auf das Mixtape geschmuggelt, so dass zu vermuten ist, dass nicht überall die Qualitätskontrolle effektiv war. Insgesamt aber ist Bobby?s Darbietung durchaus ansprechend, auch wenn er weiterhin mit seinen Texten polarisieren wird.

Zu den besten Songs des Mixtapes gehört der Titeltrack, der mit einem Yann Tiersen Sample aus Amélie Poulain daherkommt und mit B-Tight?s eigener Definition von Ghettoromantik daherkommt, die er wirklich sehr überzeugend darlegt. Ein guter Track. Auch auf dem bereits erwähntem ‚Ghettoleute‘ zeigt B-Tight, dass er mehr bringen kann als brachiale Battlerhymes. MC Bogy gelingt es ebenfalls ganz gut mit gewohnt simplen Flow seinen Lebensweg darzustellen. Weiterhin gehört die Aggro Berlin Hymne ‚Wer Will Was machen‘ zu den Highlights des Tapes: auf einem an Southern Rap angelehntem Beat können die Aggrostarz gemeinsam solide Parts bringen; nur Kitty Kat fällt negativ auf.

Allerdings befinden sich auch einige schwache Stücke auf dem Tape. ?Hardcore? zum Beispiel ist ein beliebiger Track geworden, der einen sehr einfallslosen MOK featuret. Auch ‚Ich Bin Versaut? ist ein potenzieller Lückenfüller, der mit nervigem Beat und nerviger Hook daherkommt. Ebenso gibt es hinsichtlich der Features auf Ghettoromantik enorme Qualitätsschwankungen. So bringen Automatikk wie gewohnt harte aber gut vorgetragene Texte, während Joe Rilla mit seinem Part auf ‚Nazis‘ enttäuscht.

Insgesamt ist „Ghettoromantik“ ein recht ordentliches Mixtape, das aber sowohl Licht als auch Schatten hat. B-Tight bringt als Gastgeber eine ansprechende Leistung, aber hat sich auch viel Durchschnittsware auf das Tape geschlichen. Auch ist zu bemängeln, dass sich B-Tight auf einigen Tracks seinen Gästen anpasst: ‚So Wie Wir‘ klingt eher nach einem DeineEltan Track mit Boby Dick Feature und auch ‚Ich & Du‘ feat. Harris würde man eher einem Dirty Harry Release inklusive B-Tight Gastpart zuordnen. So werden B-Tight Fans zwar bestens bedient, doch hat „Ghettoromantik“ auch einige Schwächen, die das Mixtape nach unten ziehen. Dennoch hat Bobby Dick’s jünster Entwurf einige gute Songs zu bieten, wenn auch nicht alles überzeugt.